Decksarbeit

Auch, wenn es die letzten Tage immer mal sporadisch arg aufbriste und die ein oder andere Schöbe runterkam: Es geht voran. Bis auf die rechte Cockpitbank ist jetzt auch das Cockpit sandbeworfen und bemalt. Daß in dem Bereich direkt vor der Tür bei drei Farbaufträgen dreimal jemand auf die frische Farbe gelatscht ist, geschenkt. Das erste Mal war ich es noch selbst, als ich abends reinkam und nicht mehr dran gedacht habe, daß die Farbe erst vier Stunden alt war, das  zweite Mal konnte ich Stephen gerade noch davon abhalten, mit beiden beturnschuhten Füßen voll drauf zu stehen und das dritte Mal hat es dann Simon heute geschafft. Nun ja, noch ist ja Farbe da … 8-)

Bigfoot-Spuren vor der Tür

Stephen?? Etwa der Stephen? Röchtööch… Nachdem er mich Dienstag immerhin kaum drei Tage nach meiner etwas direkten WhatsApp zurückgerufen und angekündigt hatte, den Abend ganz bestimmt vorbei kommen zu wollen (was natürlich dann doch nicht passierte), kam er gestern Abend tatsächlich ins Cockpit gestolpert, als es schon duster war. Nachdem ich mir dann eine dreiviertel Stunde lang alle möglichen Gründe angehört hatte, warum er immer noch nicht fertig ist, haben wir den ultimativen Abgabetermin nunmehr auf Ende Juni verschoben. Dann aber ganz bestimmt. :roll:

Nachdem das Cockpit gestern also mit Sand bestreut und hinreichend trocken, Simon somit mit der Cockpitpinselei beschäftigt war,

habe ich zwischendurch mal Jaques aufgesucht, und mir ein Reststück 10mm-GFK geschnorrt. Hätte ich natürlich auch selber machen können, aber die arbeiten ja täglich mit dem Zeug, da war die Chance recht hoch, daß noch irgendwo ein geeigneter Schnipsel rumliegt. Und siehe da: Einmal in die Restekiste gegriffen und schon hatte ich ein Stück glattes GFK, was wie gemacht war für meine anzufertigende Ankerwindenbasis.

Das Ding habe ich dann im Verlauf des Tages ein wenig mit Säge, Bohrmaschine, Flex und Schleifmaus bearbeitet, und am Ende des Tages sah es immerhin so aus, wie ich mir das gedacht hatte.

Basis für die Ankerwinde

Das erledigt, kam nun heute der spannende Moment, wo es an die Plazierung der Ankerwinde ging. Naturgemäß am Bug, klar. Da ist aber, auch wenn dieser Kahn eigentlich gar nicht mal so klein ist, nicht so wirklich viel Auswahl, wo man eine Ankerwinde sinnvoll unterbringen könnte. Am liebsten hätte ich das Ding natürlich unter Deck eingebaut; ging aber nicht, weil ich dann mit dem Winkel der Kette nicht mehr hingekommen wäre. Die Ankerkästen sind zwar recht voluminös, aber eher tief als lang, und um einen einigermaßen sinnvollen Winkel für den Kettenlauf hinzubekommen, hätte die Winde irgendwo in einer der Vorderkabinen sitzen müssen.

Also auf Deck. An der einzig sinnvollen Stelle war ein feister Poller aufs Deck geschraubt, der mußte zuerst weg. Außerdem war da noch das Schott zwischen den beiden Ankerkästen. Natürlich genau da, wo später der Motor der Winde sitzen soll. Das erwies sich nach dem ersten Ansägeversuch dann als doch deutlich dicker, als eigentlich gedacht. Was immer man gegen die Firma Dean sagen mag: Am Material haben sie jedenfalls nicht gespart.

Mit der Stichsäge kam man nicht vernünftig hin, also habe ich mich zunächst in den Ankerkasten versenkt und die ersten Schnitte mit der kleinen Akkuflex gemacht. Deren Blatt reichte dann zwar nur gerade bis zur halben Stärke der Wand, aber damit hatte Simon immerhin ein paar Linien, an denen er dann mit der Bohrmaschine entlangprickeln konnte.

Simon beim Schottprickeln mit dem Akkuschrauber
von der anderen Seite aus gesehen

Der Rest war mit dem Multimaster dann einfach, und nachdem das Stück raus war, konnte sich Simon nochmal so richtig mit der Schruppscheibe austoben, um die Kanten zu glätten und den restlichen Steg oben und hinten auch noch weg zu nehmen.

Schließlich muß da dann die neulich von Andries nach meiner Vorlage geschmiedete Edelstahlverstärkung drunter. Das was im vorherigen Bild links zu sehen ist, ist übrigens schon die Wand zum Fußende der vorderen Kabine. Also so wirklich viel Platz nach hinten ist da in der Tat nicht mehr. Macht aber auch nix, das sorgt wenigstens für kurze Kabel. Die Ankerwinde erhält eine separate Batterie, die dann wohl auf dem Podest am Fußende meiner Kabine Platz finden wird. Damit sitzt dann die Schaltbox für die Winde wenigstens nicht im zweifellos eh permanent durchfeuchteten Ankerkasten, sondern warm und trocken.

Ausschnitte von Deck (rund) und Schott

Als ich das erste 60mm-Loch ins Deck gesägt hatte, stellt sich raus, daß das Deck in dem Bereich fast 40mm dick ist und aus massivem Sperrholz-Sandwich besteht. Zusammen mit meiner GFK-Verstärkung oben unter der Winde und der 3mm-VA-Platte unten drunter sollte das wohl auch bei etwas mehr Wind ausreichen, wenn ich vor Anker liege und der Kahn an der Kette zerrt. Außerdem kommt ja der Poller auch wieder irgendwo dahinter aufs Deck, um einen Stropp zur Kettenentlastung anbringen zu können.

Als es kurz vor drei Uhr dann wieder anfing zu nieseln, waren wir immerhin soweit fertig geworden, daß die Winde jetzt schon mal lose da im Deck steckt, wo sie hingehört. Morgen wird die Verstärkung auflaminiert, die Kanten geharzt, und sobald das alles trocken genug ist, geht es an den Motoreinbau und die Verkabelung. Mal immer vorausgesetzt, daß das was sich hier von leichtem Nieseln mittlerweile in ein ausgewachsenes Dauer-Schauer entwickelt hat, bis dahin vorbei ist.

Das Essen der letzten beiden Tage bestand in erster Linie aus ein paar Scheiben Toast und einer, mit Brokkoli, Möhren, Blumenkohl und Hähnchenbrust angedickten Rekonvaleszenten-Hühnersuppe. Irgendwie laboriere ich immer noch an meiner Erkältung rum :-/ Winter ist doof, erst recht hier.