Knallschoten

Das war jetzt mal eine ausgesprochen kurze Sommer-Episode. Seit dem mißglückten Sundowner Sonntagabend stürmt es hier vor sich hin. Wie mir John heute morgen berichtete, als wir uns auf dem Gelände begegneten, war das Wochenende auch so ziemlich das erste warme, trockene und windstille Zeitfenster, seit meiner Abreise vor zwei Wochen. Und meine Rohrkonstruktion im Cockpit war aller Wahrscheinlichkeit auch nicht umgeweht worden, sondern unter den Wassermassen zusammengebrochen, die sich darauf sammeln, wenn es permanent regnet. Auch Andries kam irgendwann zwischendurch kurz zum Boot um kundzutun, sie hätten eigentlich jetzt fast zwei Wochen lang so gut wie nicht arbeiten können, weil es andauernd geregnet hat. Was zumindest erklärt, warum hier eigentlich alles noch genauso aussieht, wie vor meiner Abreise.

Simon tauchte gegen halb Neun ebenfalls kurzfristig auf, nur um sich sofort wieder abzumelden. Der hat sich für die nächsten Tage von Kirsten Jr. anheuern lassen, um zum wiederholten Male Maranatha’s Motor auszubauen, der wohl immer noch nicht anständig läuft und irgendwo Öl verliert. Und da die Andries-Truppe mit dem Monohull auf der Slippe beschäftigt, Hayden in Durban und Jaques werweißwo unterwegs ist, bin ich wieder mal allein im Gange. Angesichts des Wetters habe ich den Montag genutzt, um mal ein wenig die Vorräte zu sichten, ein bischen mehr Ordnung in die Pantry-Schapps zu bringen und ansonsten alles mögliche im Boot soweit umzuschichten, daß man jede Kabine wieder einigermaßen betreten kann. Vor meiner Abreise hatte ich den Dinghy-Außenborder, die Windfahnen-Steuerung und alles leicht demontierbare demontiert und im Innenraum verstaut. Mag vielleicht etwas übertrieben sein, aber nachdem mir im Laufe der Zeit für über 3.000,-€ Zeug abhanden gekommen ist, bin ich inzwischen lieber vorsichtig.

Jedenfalls kam ich aktuell kaum noch in die Achterkabinen, weil sie mit allem möglichen Zeug vollgestellt waren. Nu geit dat widder. Damit ging der Tag irgendwie auch rum, und da ich seit Freitag eigentlich nur von Toastbrot gelebt hatte und der Braai-Abend voraussehbar den Wetterunbillen zum Opfer fallen würde, habe ich um 14h einfach Feierabend gemacht, eine Nudelsuppe aufgesetzt und mich nach deren Verabreichung eine Stunde auf der Salonbank langgemacht und vor mich hingedöst.

Kurz vor vier, draußen stürmte es immer noch und regnete zudem wie aus Kübeln, wurde ich von einem mächtigen Knall in unmittelbarer Nähe hochgejagt. Ich dachte zuerst, eines meiner gerade umsortierten und auf dem Schrank stehenden leeren Vorratsgläser wäre durch die Böen und die permanente Wipperei des Bootes runter gefallen und am Boden zerschellt, aber das was da auf dem Pantry-Fußboden rumlag und auf den ersten Blick wie Glas aussah, stellte sich bei näherer Betrachtung als Eisbrocken heraus. :-?

Die nächste Vermutung, Hagel der irgendwie eine der Luken durchschlagen hatte, war genau so falsch. Dafür stand aber der Deckel der Kühlbox einen Spalt offen, und nachdem ich da mal vorsichtig reingesehen hatte, war des Terriers Kern erblickt:

Im Gegensatz zu der Indel-B Kühlbox, die ich vor ein paar Jahren hier im Shop gekauft hatte, hat meine antike Waeco CR35 keinen Drehregler für die Temperatureinstellung, sondern einen Schieberegler. Den muß ich wohl vorgestern bei der Anschließerei oder während des Einräumens versehentlich von „kalt“ auf  „zu kalt“ geschoben haben, jedenfalls war eine Dose Sprite Zero explodiert und hatte nicht nur das Oberteil der Dose ab- und den Deckel der Box aufgesprengt, sondern ihren gefrorenen Inhalt auch noch großflächig über die Pantry verteilt. Die beiden anderen Dosen selben Inhalts sahen genauso verdächtig aufgebläht aus, also habe ich sie gaaanz vorsichtig rausgenommen und auf die Spüle gelegt. Und prompt flog mir eine der beiden ein paar Minuten später ebenfalls mit lautem Knall um die Ohren, während ich einen Meter weiter gerade die Kühlbox auswischte und die anderen Getränkedosen und -flaschen auf Schäden untersuchte.

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Den Deckel habe übrigens nicht ich so zerknüllt. Der lag, genau so verbogen, nach dem Knall auf dem Fußboden. Glück gehabt, daß ich nicht in der „Schußlinie“ stand …

Ganz offenbar hat die hiesige Sprite Zero Abfüllung irgend einen den Gefrierpunkt anhebendenden Inhaltsstoff beigemischt, denn alles andere, Bier, Wein, Cola, Schweppes, war nicht mal ansatzweise gefroren, geschweige denn, komplett durchgefroren. Überaus merkwürdige Sache, das.