Lehrstunde

Heute war ein Schulungstag angesetzt! Gestern nachmittag hatte ich mich mit Hein, einem der beiden Spezis von Andries, die meine Geräteträgererweiterung zusammenbraten, unterhalten und wir kamen auf das Thema „Wie poliere ich Edelstahl so, daß es hinterher tatsächlich brauchbar aussieht?“ zu sprechen. Ich muß echt zugeben, das was die hier diesbezüglich machen, hatte mich schon beim ersten Mal deutlich verblüfft, als einer von Morgans schwarzen Gehülfen damals den von Morgan modifizierten und verlängerten Mast für den Windgenerator poliert hat und man anschließend nicht mal den Ansatz eines Übergangs, geschweige denn einer Schweißnaht, sehen konnte. Selbst der von irgendwem mal nachträglich angebrutzelte obere Halter für die damals noch verbaute SSB-Funkantenne, bei dem die Schweißnaht ursprünglich ausgesehen hatte, wie von einem Stift im ersten Lehrjahr gebacken, machte nach dem Polieren der Naht einen professionellen Eindruck.

Und da ich hier an Bord noch jede Menge langsam vor sich hin „flug“rostender Edelstahlteile an Deck rumstehen habe dachte ich mir, das ist heute die Gelegenheit, sich das mal von jemandem zeigen zu lassen, der sich mit sowas auskennt.  Gestern hatte ich Simon zu dem Thema verhört, der die Frage, ob er schon mal Edelstahl maschinell poliert hätte, selbstverständlich bejahte (so wie er bislang jedesmal „ja“ gesagt hat, wenn ich ihn fragte, ob er irgend welche anstehenden Arbeiten am Boot schon mal gemacht hat, selbst wenn er in Wirklichkeit überhaupt keine Ahnung davon hatte), dann aber die Kurve nicht kriegte und auf die 3Kg Poliermaschine für GFK verwies, die ich ihm im Februar dagelassen hatte, damit er das Boot poliert. Setzen, durchgefallen!

Also wurde der von mir (natürlich völlig uneigennützig :wink:) dazu verdonnert, sich das heute morgen ebenfalls zeigen zu lassen, anstatt weiter sinnlos meine Reserveankerkette mit der Drahtbürste zu putzen.

Aus dem Morgen wurde dann fast Mittag, weil die beiden Spezis erst ziemlich spät auftauchten, aber nachdem ich schon fast damit gerechnet hatte, daß nach der gestrigen Schweißaktion für die nächsten paar Tage erstmal wieder Funkstille herrscht, trabten sie gegen 11h30 dann doch noch an.

Hein hat’s drauf! Mal abgesehen davon, daß der mit einem besseren Baumarkt-Schweißgerät VA-Rohre so ganz ohne jede Art von Inertgas hier im Freien einfach so elektrodenschweißt, scheint er das auch schon eine Weile zu machen. Seine Nähte dauern zwar, sehen aber schon im Rohzustand top aus, was die weitere Bearbeitung natürlich etwas leichter macht.

Einen nicht sichtbaren Übergang zwischen zwei zusammengeschweißten Rohrstücken hin zu kriegen, setzt natürlich voraus, daß die Nahtstelle vom Umfang her mindestens genau so dick ist. wie die Rohre.  Wenn das soweit paßt, kann man die Naht mit der Flex und einer 80er Fächerscheibe schon mal grob in Form bringen. Nächste Stufe ist dann eine Fächerscheibe, die hier als „medium“ gehandelt wird. Es steht zwar nix drauf, fühlt sich aber an wie eine 200er Körnung. Weiter geht es mit einer „feinen“, anschließend mit einer „extra feinen“ Fächerscheibe und zum Schluß dann mit einer Polier-Fächerscheibe, die hin und wieder mal (bei laufender Maschine) auf einen Block mit Politurmittel getunkt wird.

Was das nun eigentlich für ein Politurmittel ist, habe ich immer  noch nicht rausgefunden. Hein wußte es nicht, Morgans Hiwi wußte es damals ebenfalls nicht, und beschriftet ist es auch nicht. Das Ding hat in etwa die Größe eines Autoschwammes, sieht aber aus wie grüner Hartkäse und fühlt sich an wie Kreide, nur fettiger. Wonach es schmeckt, habe ich nicht probiert. :-) Mal sehen, ob ich Hein ein Stück davon für spätere Einsätze abluchsen kann…

Was auch immer es ist: Es wirkt! Nach der Politur sahen Hein’s geschweißte Edelstahlrohrbögen jedenfalls aus, als wäre das Rohr einfach nur gebogen worden. Kein Übergang mehr zu sehen, keine Naht, und glänzt wie ein Spiegel. Ich bin echt begeistert.

Hintergrund der ganzen Lehrstundenaktion war natürlich, daß mein Geräteträger seit seiner Entledigung von den beiden antiken Solarpanels jetzt einigermaßen desolat aussieht und in den vergangenen 25 Jahren mächtig viel Flugrost angesetzt hatte, dem nicht vernünftig beizukommen war, solange die Panels montiert waren. Und da das Rohrstück, was Hein & Co da gerade zurecht braten, genau da angeschweißt werden soll um den Träger nach hinten zu verlängern, wär es mir ganz sympathisch, wenn der Rest des Geräteträgers anschließend wieder annähernd genauso glänzt.

Teilweise kommt man ja noch ganz gut von unten dran (naja, ich zumindest, Simon stand schon auf Zehenspitzen :mrgreen:),

lange Arme machen …

aber da das Hauptübel auf der Oberseite zu finden ist, wäre das ohne Leiter ein wenig arg mühsam (oder akrobatisch) geworden. Und nachdem Simon, der die Backbordseite, auf meinem Gasgrill balancierend, mit der Flex bearbeitete, um ein Haar aus viereinhalb Meter über Bodenniveau den Sittich gemacht hätte, habe ich das abgebrochen und umdisponiert, bevor ich erst noch im Office oder sonstwo antreten muß, weil mein Hiwi über Bord gegangen ist und sich dabei verletzt hat.

Haben also eine der hier überall rumliegenden Gerüst-Gitterbohlen eingesammelt, sie auf halber Höhe in die Aussparung im Geräteträger gesetzt und schon hatten wir eine Arbeitsbühne, um das gesamte Konstrukt von allen Seiten mit der Flex bearbeiten zu können.

Ich hatte eine „extrafeine“ Fächerscheibe in meine kleine Flex gespannt, und nachdem ich den ersten halben Meter probehalber selber bearbeitet hatte, durfte Simon sich für den Rest des Tages damit austoben. Bis Feierabend sah das Ergebnis zumindest schon  ganz brauchbar aus, der meiste Flugrost ist schon mal weg. Morgen schenke ich ihm eine Polierscheibe zum Arbeiten, er weiß ja jetzt, wie es geht :mrgreen:

Dafür, daß es noch gar nicht poliert, sondern bislang nur geflext ist …

Nachdem ich gestern und heute vormittag schon zweimal vergeblich im Shop gewesen war, um meine bestellten 35mm²-Kabel und die Kabelschuhe abzuholen, waren sie dann gegen 14h tatsächlich zum größten Teil da. Eigentlich wollte ich, der Übersicht halber, je ein paar Meter schwarzes und rotes Kabel, gibt’s hier in 35² aber gar nicht. Wieder was gelernt: nur 50mm² ist rot (oder schwarz), 35er ist grau, 70er braun, 25er blau und 16mm² ist grün. Hm. Ok, kann man so machen. Dann sieht auch der Blindeste zumindest auf den ersten Blick, wie dick das Kabel ist, das er da gerade vor sich hat, sofern er nicht auch noch farbenblind ist. Muß man halt nur wissen.

Das erklärt dann zumindest auch den ungefähr acht Meter langen Wust grauer Kabel, die in der Nacelle rumfliegen und wohl das Hauptkabel von Starterbatterie zu Hauptschalter zu Motor zu Starterbatterie darstellen. Also ich persönlich bevorzuge ja, wenn ich schon an der Farbe erkennen kann, ob ich ein Plus- oder Massekabel vor mir habe, aber andere Länder, andere Farben …

Ist ja auch egal, ich habe dann eben nur die Enden mit rotem oder schwarzem Schrumpfschlauch bzw. Iso-Tape markiert, und habe die Ankerwinde heute immerhin schon mal ans Relais angeschlossen.

Zu mehr fehlte mir dann allerdings die Motivation (und zwei Kabelschuhe:roll:), und außerdem waren meine Zigaretten alle, also habe ich den Arbeitstag beendet, nachdem Simon gegangen war, bin zu PnP gefahren und habe eingekauft. Zumindest die Grundlagen für ein anständiges Gulasch liegen jetzt im Kühlschrank. Mal sehen, ob ich dann morgen auch Bock zum Kochen habe…