Porca miseria!

Die letzten beiden Wochen waren ein wenig materialzehrend, hier an Bord. Angefangen damit, daß sich vor einer Weile plötzlich der Rückwärtsgang des VolvoPenta nicht mehr ohne größere Gewaltanwendung einlegen ließ, haben wir seit drei Tagen wieder mal kein warmes Wasser mehr an Bord, da beim Einschalten des Boilers erneut der Bord-FI rausfliegt und meistens den am Steg gleich mitreißt. Dieselbe Symptomatik wie bereits letztes Jahr, bis ich schließlich ein neues Heizelement eingebaut hatte …

Das war um Weihnachten 2020, ist jetzt also gerade mal 8 Monate her. Eine erste Sichtinspektion ergab, daß es im Bereich der Elektroanschlüsse des Elements alle 3-4 Sekunden tropft. Falls das die übliche Lebensspanne für so ein Vetus-Oginool-Ersatzteil bei täglichem Gebrauch sein soll, weiche ich wohl besser auf ein anderes Fabrikat aus. Das wird mir auf Dauer sonst zu teuer …

Das Rückwärtsgangproblem entpuppte sich, nachdem ich von der Morse-Einhebelschaltung bis zum Z-Antrieb alles überprüft und gefettet hatte, als klemmendes Schaltkabel. Mag sein, daß es das komplette Anlupfen des Antriebs bis fast zur Wasseroberfläche über meine Flaschenzug-Mimik übelgenommen, und sich dabei verbogen hat. Mein damaliger Nachbar Brad, der ein paar Monate lang eine 14m Riviera Sportfisher mit Flybridge und gigantischem Tuna-Tower in der Box neben uns geparkt hatte und hier fast jede Woche aufschlug, um daran rumzubasteln, hatte sich spontan erboten, bei seinem Volvo Penta-Händler in Johannesburg ein neues zu besorgen, hier in der Gegend gibt es ja keinen. Dieser kam dann mit einem Angebot über rund 650R für einen simplen Schaltbowdenzug an, der zudem auch noch über den Importeur in Kapstadt direkt bei VP in Schweden bestellt werden sollte. Nette Geste, aber irgendwie etwas umständlich in der Abwicklung.

Letzten Endes habe ich dann bei Nel’s Marine im Motorbootclub nebenan ein Standard 15′-Kabel von Quicksilver für etwas mehr als die Hälfte gekauft. Da steht nun zwar nicht „VolvoPenta“ drauf, aber es tut auch, was es soll und mußte nur aus dem Regal gezogen, statt erst um die halbe Welt geflogen zu werden.

Daß ich für den Ein- und Ausbau erstmals seit über einem Jahr wieder tatsächlich ins, mit 19°C Wassertemperatur derzeit doch ziemlich erfrischende Hafenwasser gestiegen bin, war mal eine nette Abwechslung. Nur als keine drei Meter neben mir irgendwas großes wohl einen Razorbelly oder einen Shad geschnappt, und dabei mächtig Wasser aufgewirbelt hat, während ich wassertretend am Antrieb rumschraubte, wurde mir kurzfristig etwas mulmig. Sichtweite unter Wasser: Deutlich weniger als 3m … :help:

Brad hat sein Boot derweil an einen neuen Liegeplatz am F-Steg verholt, und nach Monaten, in denen die eh kärgliche Wintersonne erst gegen 11h auf unsere Solarpanels fiel, weil sie vorher durch diese überdimensionierte Towerkonstruktion auf Nachbar’s Boot abgeschattet wurden, hatten wir uns schon gefreut, endlich mal wieder von der Morgensonne geweckt zu werden, die durch’s Fenster scheint. Zwei Wochen lang hat das geklappt, dann zog Pieter mit einer Rodman 1250 ähnlichen Aufbaus in die verwaiste Box ein. Lou war begeistert :twisted:

Immerhin: Die Rodman ist anderthalb Meter kürzer und deutlich weniger hoch als Brads Boot, so daß wir trotzdem mehr Licht abbekommen als die Monate zuvor. Daß dieses Boot kurz darauf noch  für einen spontanen Hilfseinsatz unsererseits sorgen würde, war da allerdings noch nicht unbedingt abzusehen.

Am Freitag wurde es nämlich wieder mal ein wenig arg böig hier. Die Temperatur war auf 16°C gefallen, und der Wind nahm bis auf gefühlte 45kts in Böen zu. Irgendwann am frühen Abend, ein paar Stunden, nachdem Pieter sich verabschiedet und auf den Heimweg gemacht hatte, saßen wir im Salon und schlürften unseren Kaffee, als in einer heftigen Bö irgend etwas „Twängggg..“ machte. In der nächsten Sekunde sahen wir die Rodman zügig Fahrt aufnehmen und am Fenster vorbeidriften.

Nach der ersten Schrecksekunde, in der ich noch befürchtete, daß es unsere Leinen gesprengt hatte, realisierte ich, daß wir wohl kaum gegen den Wind treiben würden und es stattdessen den Nachbarn erwischt hatte. Drei Sekunden später hörten wir die Wave Walker rücklings am Steg einschlagen. Regenjacke über, raus ins Cockpit um eine Reserve-Leine zu greifen, und dann die Rodman wieder verzurren, war eine Sache von unter zwei Minuten. Ernsthafte Schäden gab es nicht zu sehen, lediglich die gerissene Vorspring baumelte herab. Wenigstens hat es in dem Moment nicht auch noch geregnet …

Die nächste unangenehme Überraschung erlebten wir am nächsten Sonntag beim Versuch, zum Lunch ein paar Boerewors zu braaien. Der am Heckkorb montierte Grill war Winterbedingt ein paar Monate lang außer Betrieb gewesen, und als ich die Gasflasche aufdrehte, begrüßte er mich mit einem zornigen Zischen, bevor ich auch nur eins der Brennerventile geöffnet hatte. Diagnose: Das Hauptzuleitungsrohr zu den Brennern ist total rostig und hat ein feistes Loch! Der ganze Grill ist aus Edelstahl, nur die Gasleitung haben sie aus einem simplen Eisenrohr geschnitzt? :roll:

Gestern habe ich das Ding zerlegt, und versuche nun, ein passendes Rohr in Edelstahl zu finden. Auch dieses Gerät war gerade mal eineinhalb Jahre alt. Seeluft ist doch echt toll …

Kein Blogeintrag ohne elektronische Ausfälle: Gestern Abend, während ich so friedlich im Cockpit vor mich hinsaß und die Tagesschau verfolgte, hat mich mein Ipad mini verlassen. Also nicht vollständig, es funktioniert immer noch irgendwie, kriegt aber keine Verbindung zum Rest der Welt mehr, da die interne WLan- und Blutooth-Hardware jetzt aus unerfindlichen Gründen nicht mehr erkannt wird, und somit keine Netzverbindung und kein Internet mehr möglich ist. Was gleichzeitig bedeutet, daß auch die Verbindung zur Drohne nicht mehr funktioniert. Merde :-(

Einziger (schwacher) Trost bei der Sache: Es ist ein antikes Ipad Mini 2, und ich hatte mich eigentlich schon direkt nach dem Kauf vor Jahren geärgert, daß ich nur die Wifi-Version (ohne GPS und Sim-Card-Slot) mit lediglich 16GB gekauft hatte. Aber nu ja, es hat bis gestern seinen primären Zweck erfüllt und ich hätte nicht unbedingt ohne zwingenden Grund upgraden wollen. Jetzt habe ich immerhin einen. :motz:

Das noch vorhandene Backup-Gerät ist ein uraltes iPad 3, zwar mit 64GB und Cellular, aber bei den Updates irgendwann bei IOS 9.xx stehengeblieben, mittlerweile saulangsam, und somit für die meisten Anwendungen heutzutage nicht mehr zu gebrauchen. Nichtmal die Tagesschau-App läuft noch brauchbar, von den DJI-Apps für die Drohnen und den Garmin-Navigations-Programmen mal ganz abgesehen.

Also, irgendwie ist echt der Wurm drin, in letzter Zeit.

Nicht mal beim Angeln tut sich irgend etwas. Die Ausbeute beschränkt sich auf Razorbellies, die zeitweise in gewaltigen Schwärmen hier im Hafen umher ziehen und ab und zu einen kleinen Karrentin, aber natürlich stellt sich die Frage: „Wieso sollte ein Fisch in essbarer Größe auch ausgerechnet auf einen angebundenen Razorbelly anbeißen, wenn hier sowieso Hunderttausende im Hafen rumschwimmen?“

Der Einzige, der hier größere Fische fängt, ist unser alter Kumpel Ardea Goliath, der scheinbar mühelos vom Steg aus unterarmlange Mullets aus dem Wasser pickt und am Stück vertilgt …

Goliath-Reiher …
… beim Lunch

Lou hat es trotzdem weiter probiert, und als alle Versuche mit den Köderfischen nix fruchteten, haben wir testweise mal ein paar größere Razorbellies in die Pfanne gehauen, das Ergebnis war allerdings wenig überzeugend. Klar, kann man essen, wenn man am Verhungern ist, es sind ja schließlich Sardinen, aber eigentlich bestehen sie nur aus jeder Menge harter Schuppen und Gräten, ohne nennenswerte Fleischmasse dazwischen, und wenn man davon satt werden will, wird das eine mühsame Angelegenheit. Vielleicht würden sie genießbarer, wenn man sie nach Herings-Art einlegt und die Gräten einfach ingoriert …

Nur Haut und Knochen …

Und dann war da noch …

Lehrstunde?

… der SeaRescue-Hubschrauber, der zwei Tage lang immer mal wieder minutenlang an genau diesem Punkt im Hafen hoverte. Das ist der Lotsen-Übersetzpunkt, an dem sich die Lotsen auf die ein-/auslaufenden Frachter abseilen bzw. wieder vom Hubi aufgenommen werden. Da weder Frachter noch abhängende Lotsen zu erblicken waren, mutmaße ich, daß es sich um Ausbildungsflüge für einen oder mehrere neue Piloten gehandelt hat.

Nachtrag:

Keine zwei Stunden, nachdem ich den Beitrag online gestellt hatte, schnappte dieses nette 1.5Kg-Exemplar eines Yellowdotted Kingfish nach einem Wobbler, der eigentlich nur als Wurfgewicht an der kleinen Köderfischangel für die Razorbellies hängt. Das war mal Fun an der 0.15er Schnur :-)

Carangoides fulvoguttatus

Auf Wunsch einer einzelnen Dame landete er allerdings nicht in der Pfanne, sondern wurde unversehrt wieder in die Freiheit entlassen.