53 Knoten

So der Wert, der vorhin als kurzfristiger Max.-Wert auf der Anzeige des Windmessers auftauchte. Seit heute Nacht bläht es hier mächtig rum und ist mit  18°C auch nicht sonderlich warm. Nachdem ich gestern Abend einen Blick auf Windy.ty geworfen hatte, sah ich mich veranlaßt, mein derzeit auf dem Salondach liegendes Dinghy mal ein wenig fester zu zurren, bevor es erst runtergeweht wird und die z.Zt. nur lose aufgelegten flexiblen Solarzellen einzusammeln und im Innenraum unterzubringen.

Trotzdem polterte das Ding kurz nach Mitternacht dermaßen rum, daß ich lieber noch ein paar zusätzliche Tampen gespannt, und dann sicherheitshalber auch meine Rohrinstallation im Cockpit wieder abgebaut habe.  Wenn ich das Dinghy später auf dem Vordeck durch die Gegend spazieren fahren will, baue ich mir wohl besser noch eine Art Helling dafür, um es fest verspannen zu können.

Für den Rest des Tages hoffe ich stark, daß der Wind nicht noch drastisch zunimmt und daß mein 330W-Solarpanel morgen früh immer noch da an Deck liegt, wo es derzeit liegt. Mangels irgend einer Art von vorhandener Befestigung ist das nämlich momentan lediglich mit ein paar angehakten Gummistrapsen vertäut. Wird Zeit, daß mein Geräteträger fertig wird um es endlich vernünftig verschrauben zu können …

Dinghy festgestrippt, damit es nicht vom Winde verweht wird. Wackelt zwar, rührt sich aber nicht mehr vom Fleck. Wie unschwer zu erkennen, hat das mit meiner Pinselei der neuen Deckslüfter-Grundplatte gestern allerdings auch wieder nicht mehr geklappt. Naja, nächste Woche denn. Dicht ist es ja erstmal.

Freitag Mittag waren meine beiden Schweißer mit dem Bohren der letzten Löcher im Badeplattformrahmen  fertig geworden und anschließend haben wir das Ding wieder angebaut. Trotz aller Sorgfalt beim Schweißen, hatte es sich natürlich trotzdem verzogen. Nicht extrem, aber immerhin soviel, daß Montag wohl noch ein wenig wieder-auftrennen und neuverschweißen einiger Winkelverbindungen erforderlich wird, um das Teil wieder in eine gerade Form zu kriegen, die überall anliegt, wo sie anliegen soll.

Hayden ist mit dem GFK-Part immerhin schon soweit voran gekommen, daß er den fertig zugeschnittenen und verklebten Hartschaumkern auf dem Tisch liegen hatte, als ich ihn nach Mittag besuchte.

Der Hartschaumkern

Sobald die Korrekturen am Rahmen abgeschlossen sind, wird das Teil zusammen mit der Pappschablone da testweise eingelegt, die Befestigungslöcher gebohrt, und dann kann die erste Schale laminiert werden. An den Stellen, an denen Rahmen und GFK später verschraubt werden sollen, wird der Schaumkern dann durch Coosa-Platten ersetzt. Die sind ebenfalls relativ leicht, aber wesentlich fester als der normale Schaumkern und, im Gegensatz zu diesem, nach dem Laminieren nicht nennenswert komprimierbar. Anders als Sperrholz sind sie zudem verrottungsfest, da sie aus Glasfaser-verstärktem PU-Schaum bestehen. Darin werden dann Stehbolzen bzw. Schrauben einlaminiert, damit die Schraubverbindungen von oben nicht sichtbar sind. Bin mal gespannt.

Simon hat sich schon seit Mittwoch nicht mehr blicken lassen. Auch wenn die ganze Woche bis gestern eigentlich Top-Wetter mit angenehmen Temperaturen und fast ohne Wind war: Kein Simon zu sehen. Bin gespannt, was er zu seiner Verteidigung vorzubringen hat, wenn er nächste Woche wieder auftaucht. Nicht, daß ich ihn hier unbedingt für irgendwelche akuten Arbeiten gebraucht hätte, aber irgendwie geht’s mir doch auf den Keks, wenn meine Beschäftigten unabgemeldet nicht auftauchen…

Nachdem ich Anfang letzter Woche eigentlich schon eine gebrauchte Windfahnen-Steuerung (Windpilot Pacific) für einen meiner Meinung nach halbwegs angemessenen Preis so gut wie gekauft hatte, scheiterte das dann im Verlaufe dieser Woche und etlicher emails hin und her und unter Einbeziehung des Herstellers der Anlage, Peter Förthmann, doch noch an der scheinbar ziemlich chaotischen Logistik.

Das Ding saß noch an einem 48′ Privilege Katamaran in Kildera (Patras, Griechenland) und DHL Griechenland kam auf Anfrage mit einem Angebot an, das den Preis der Anlage für mich knapp verdoppelt hätte. Damit war ich vom Neupreis nicht mehr so unheimlich weit entfernt, und da besagte Anlage nach Aussage von P. Förthmann um die 25 Jahre alt sei, Wartungszustand „unbekannt“ und „die aktuelle Nachfolgeanlage selbstverständlich viel besser“, habe ich die Aktion schließlich im Einvernehmen mit dem Verkäufer abgeblasen und bei Förthmann  eine neue gekauft.

Autopilot hin oder her: Auch wenn ich ein Garmin Core Pack zur Ansteuerung eines „richtigen“ Autopiloten hier habe, zu dem ich mit ein bischen Glück den noch vorhandenen Motor des alten Navico 4000 Wheelpilot aufrüsten kann: Das Core Pack kann ich dann wohl auch nutzen, um den an die Windfahne anzuflanschenden Raymarine Pinnenpiloten zu steuern, der hier auch noch irgendwo rumliegt, und der in dieser Kombination wesentlich weniger Kraft und Weg aufwenden muß, als wenn man ihn an eine der beiden Pinnen direkt antackern würde. (Womit er vermutlich eh nicht allzu lange klar käme, wenn überhaupt. Die Dinger sind für Boote bis 3to gedacht)

Was zum einen der Lebensdauer des Pinnenpiloten, und zum anderen dem Stromverbrauch zugute käme: Stromersparnis bei Motorfahrt gegenüber dem „normalen“ Autopiloten -70 bis 90%. Das ist doch mal’n Wort, wobei das mit dem Stromverbrauch unter Motor ja eher unkritisch ist, da die Batterien dabei eh geladen werden.  Stromersparnis der Windfahnensteuerung unter Segel: -100%, da einfach nur rein mechanisch nach dem Wind gesteuert wird, wie schon der Name Windfahnensteuerung vermuten läßt. Und für mehr Sicherheit durch Redundanz war ich schon immer zu haben.

Wer Nike Steigers Video-Log auf „untie the lines“ verfolgt, wird mitbekommen haben, daß ihr auf der Einhand-Tour von Columbien nach Equador an Tag 2 von 6 oder 7 der Autopilot verreckt ist. Den Rest der Strecke saß sie dann (mangels Wind) so ziemlich permanent selbst an der Pinne. Sowas muß ich auf einer Langstrecke wie z.B. übern Atlantic ganz sicher nicht haben, um dann tagelang selber am Ruder zu stehen.

Förthmanns Vorschlag war, die bei Thelxinoe außenliegende Ruderanlage durch „aushaken“ der Verbindungsstange zwischen den Pinnen aufzutrennen, den Windpilot an die eine Pinne zu verknoten und die andere wie gehabt über das Steuer zu bedienen und damit zu trimmen. Klingt erstmal etwas hergeholt, bei näherem drüber Nachdenken aber logisch und ist seiner Aussage nach gerade beim Dean 365 die ideale Konstellation, mit dem Vorteil, daß die Windfahne das ganze Seilzug-Gerödel unter Deck nicht auch noch mitbewegen muß. Weniger Reibung, weniger Spiel, präziseres Steuern.

So mokt wi dat! Immer gut, sich mal mit jemandem zu unterhalten, der sowas schon mal gemacht hat :-)

Der nächste anstehende Knackpunkt ist dann irgendwo noch die Ansteuerung des Z-Antriebs. Momentan wird da garnix angesteuert, das Ding ist einfach nur geradeaus gestellt und die früher da rangefrickelten Seile und Ketten hängen planlos in der Gegend rum. Ich hatte mich vor ein paar Wochen zufällig mal mit dem Menschen unterhalten, der Thelxinoe bzw. damals noch Orcinus II irgendwann um 2012 von Durban nach Richards Bay gesegelt hat:

Seiner Aussage zufolge war die Manövrierbarkeit mit diesem seilzugbetätigten, über je 2 Umlenkungen pro Seite mit der ebenfalls über Seilzug betätigten Verbindungsstange zwischen den Rudern eine mächtig schwammige und unpräzise Sache, die zu allem Überfluß wohl auch noch jeweils vor dem Segeln oder Hochholen des Antriebs im Motorraum aus-, und vor nachfolgenden Hafenmanövern wieder eingehängt werden mußte. Das klingt definitiv nicht nach etwas, was ich gerne wieder so haben wollen würde.

Also werde ich wohl dieses ganze Strippengewirr am Heck entsorgen, und den Z-Antrieb künftig direkt entweder über einen Hydraulik-Zylinder oder einen elektrischen Linearmotor betätigen. Das ganze am besten per Joystick. Mal sehen, was mir dazu noch so einfällt…

Essen an Bord: Diese Woche war Obst und Joghurt angesagt. Ich hatte noch jede Menge Vitamin-Kram gebunkert, das sich allmählich seiner optischen Verfallgrenze annäherte, also gab es die meisten Tage nur belegte Brote und Obstsalat mit Yoghurt, bzw. heute mit antikem Vanillepudding aus dem Tetra-Pack. Der war mir beim Umräumen wohl irgendwie hinter die Saft-Kartons geraten und fiel mir erst heute morgen wieder in die Finger. Best before 26/01/2019 steht drauf. Ok…

Sah nach dem Öffnen aus wie immer, roch völlig normal, und schmeckte auch so. Falls dies der letzte Blog-Eintrag ist und keine mehr nachkommen, war wohl irgend was anderes damit falsch :-)

Jetzt habe ich allerdings gehörig Schmacht und werde mir aus dem vorhin eingekauften Mett und Maccaroni einen leckeren Nudelauflauf basteln. Mal sehen, ob das auch in meinem Mini-Ofen klappt…

Mahlzeit!

Nachtrag eine Stunde später:

Fungschoniert. Erfordert aufgrund der „Backdauer“ zwar ein wenig manuelle Nacharbeit beim Timer, geht aber prima.

Das war in der Tat recht legger. Hier kriegt man Maccaroni ja ohnehin nur in 5cm langen Stücken, nicht wie in D im Spaghetti-Standardmaß, das spart zumindest das zerbröckeln.

Bootstauglicher Maccaroni-Auflauf aus (bis auf das Mett und die Tomaten) Konserven und Tütenware:

ca. 150g (frei Schnauze, jedenfalls gut den Boden bedeckt) Maccaroni in die Form, eine Handvoll zersägter kleiner Tomaten drüberdrapiert, das zwischenzeitlich gut gewürzte und scharf angebratene Mett (ungefähr die Hälfte meines 480g-Packs) darauf verteilt, die Sauce aus einem 150g-Glas rotem „Sundried Tomato Pesto“, einer 120g-Dose Kokosmilch und einem achtel Liter H-Vollmilch drübergegossen, vier Scheiben Gouda zerrupft und verteilt und für 35 Minuten ab in den Ofen.  Nach 25 Minuten habe ich die Oberhitze abgestellt und noch ein bischen geriebenen Parmesan und Basilikum über das ganze verteilt. 

Diese Auflaufform (die eigentlich ein normaler Glasbehälter ist, die es mal im größengestaffelten 3er-Pack incl. Deckeln bei Edeka gab) ist innen 20x14x4cm. Für eine Person auf jeden Fall groß genug, um davon mehr als satt zu werden :-)

Wie gesagt, es war lecker, ziemlich nahrhaft, und obwohl ich eigentlich mächtig Kohldampf gehabt hatte, habe ich kurz vor der Hälfte aufgegeben. Davon kriegt man also locker mindestens 2 Personen satt.

Und da dieser zwerpelige 8L-Ofen nun wirklich so gut wie keinen Platz wegnimmt: Klare Empfehlung auch für jemanden mit bedeutend kleinerem Boot. Bei denen ist ja im Normalfall bestenfalls ein zweiflammiger Spirituskocher verbaut, wenn überhaupt, insofern ist dieser Ofen eine Top-Ergänzung. (Jedenfalls, solange man eine 230V-Steckdose in der Nähe hat, logisch. Inverter mit 1000W reicht aus.)