Lockdown, Tag 365

Ein volles Jahr ist es inzwischen her, daß Südafrika den generellen Lockdown ausgerufen hat. Hatten wir anfänglich noch mit einer Dauer von 1-2 Monaten gerechnet, entwickelt sich das alles derweil zum neuen Alltag. Inzwischen sind wir zwar nur noch in Stufe 1, und vieles ist wieder möglich, aber die Einschränkungen im täglichen Leben und vor allem im Reiseverkehr sind nach wie vor da, und ein Ende nicht abzusehen.

Corona ist weltweit immer noch das Thema Nummer 1, neue Mutationen breiten sich aus und sorgen für Unruhe, ob der rasant entwickelte, aber zumindest in Deutschland und auch in Südafrika nur schleppend einsetzende Impfstoff wohl auch diese in Schach halten mag, und überhaupt geht einem diese ganze Covid19-Sache mittlerweile ganz furchtbar auf den Senkel.

Trotzdem gibt es immer noch unverdrossene Segler, die ihre Pläne durchziehen. Wer nicht nur hier mitliest, sondern womöglich auch Ricky und Simone von Sailing Lady Africa auf Youtube folgt, wird mitbekommen haben, daß sie inzwischen über den Atlantic gesegelt und jetzt auf Grenada angekommen sind. Und weder auf St. Helena, Ascension Island, noch auf Fernando de Naronha außer zum Diesel und Öl kaufen von Bord gehen durften. Da stelle ich mir dann schon die Frage „Was soll das„? Klar, wenn es einfach nur darum geht, so schnell wie möglich über’n Atlantic zu kommen oder um eine simple Überführung, kann man das natürlich so machen. So richtig sinnvoll ist das in meinen Augen aber nicht, wenn man unterwegs überall eigentlich nur vorbeisegelt, ohne irgend etwas vom Land gesehen zu haben. Mal abgesehen davon, daß sie eigentlich zu den Bahamas wollten und jetzt, gerade mal drei Monate vor Beginn der Hurricane-Saison, erst im Süden der Karibik angekommen sind, rund 1300 Seemeilen von Nassau entfernt …

Egal, ist ja ihr Bier. Wenigstens sind sie nach drei Jahren Bastelei mittlerweile tatsächlich losgekommen, das ist schon mehr, als ich von mir sagen kann. Wer einen Blogeintrag zurückblättert wird feststellen, daß ich mich in der Kommentarsektion hinreißen lassen habe, einen ungefähren Zeitpunkt für den Aufbruch hier anzugeben. Das ist aber wirklich nur eine grobe Circa-Angabe und setzt voraus, daß sich die „C“-Lage  hier in der näheren Umgebung nicht wieder drastisch verschlechtert, so wie gerade in Europa. Denn sollte dem so sein und Südafrika wieder komplett zusperren, werden wir das hier schlicht aussitzen, bis sich die Lage verbessert.

Lou hat als gebürtige Südafrikanerin damit eh kein Problem, und ich als „Eingewanderter“ auch nicht, und abgesehen davon, daß wir vermutlich nirgendwo anders günstiger leben könnten als hier, die Inzidenz-Rate um einiges niedriger als in Deutschland ist,  und zumindest theoretisch alles Nötige vor Ort zu haben ist, würden wir damit allen Visa- und ähnlichen Problemen aus dem Weg gehen. Aber vorerst gilt: Ende Mai wollen wir hier weg sein. Der Winter naht, und wärmere Gefilde locken :-)

Seit Tagen haben wir Wind aus Süd, und damit einhergehend, Tagestemperaturen um nur noch 23°C. Inzwischen wird mir schon jedesmal die Fleecejacke aufgedrängt, wenn ich mich zum Rauchen oder überhaupt ins Cockpit verhole >:-)

Da war ich auch heute morgen, kurz nach dem Aufstehen, um mal nachzusehen, ob mein hinterm Boot schwimmender Razorbelly über Nacht womöglich unbemerkt irgend etwas größeres angelockt hatte. Hatte er nicht, und sah lediglich ein wenig angenagt aus, aber dafür fiel mir im selben Moment ein gut 30cm langer Karrentin direkt vor die Füße, der in offenbar selbstmörderischer Absicht auf die immerhin fast 50cm über der Wasseroberfläche befindliche Badeplattform gesprungen war. Nett, hier fliegen einem die Fische fast in den Mund, auch wenn ich eigentlich eher hinter denen her bin, die solche wie den abgebildeten aus dem Wasser scheuchen :-)

Karrentin. Nicht die übliche Sorte fliegende Fische, die man morgens auf dem Deck findet :-)

Nur braten mußte ich ihn dann noch selbst, also landete er zehn Minuten später auf dem Grill und durfte dann am anschließenden Frühstück teilnehmen.

Frühstück auf afrikanisch: Inclusive Steak, Boerewors, Bratkartoffeln und frisch eingeflogenem Fisch. Erstere allerdings eher deswegen, weil wir gestern Abend den wieder mal völlig zugefrorenen Freezer abgetaut, dann aber leider vergessen hatten, ihn anschließend wieder einzuschalten …

Ladehemmung

Der Rest der Woche war ruhig. Und wie schon die Vorwoche, von Lichtmaschinenproblemen geprägt. Dieses Mal allerdings nicht am Auto, sondern am Boot. Die hier eingebaute Lima kam bereits mit dem gebrauchten VolvoPenta an Bord, und solange wie dieser Motor eingebaut ist, hat sie noch nie irgendwas geladen, sondern grundsätzlich ein paar Sekunden nach Motorstart den Alarmpieper ausgelöst. Es war allmählich an der Zeit, das Problem anzugehen, also habe ich zuerst alle Kabel gecheckt, bei der Gelegenheit festgestellt, daß Andries aus unerfindlichen Gründen das Plus-Kabel an B+ überhaupt nicht angeschlossen hatte und eigentlich auch gar keines vorhanden war, und mich schon gefreut, daß es so einfach gewesen war. War es natürlich nicht, denn auch nachdem ich ein neues Kabel gebaut und angeschlossen hatte, tat sich nichts.

Meine erste Vermutung: Durch den Probelauf ohne an die Batterie angeschlossen zu sein, hätte es die Dioden zerschossen. Also habe ich das Ding ausgebaut und froher Erwartung beim Spares Shop auf den Tresen gelegt, um eine neue zu erstehen. Das ist ein simples 85A-Bosch-Dings aus den 1980ern, kann ja nicht so schwer sein, hatte ich mir gedacht. Das Ende vom Lied war, sie hatten nicht nur keine, sondern sahen sich auch außerstande, eine zu besorgen. Aber dafür gaben sie mir wenigstens die Adresse von NUF, einer Firma die auf die Reparatur von Anlassern, Lichtmaschinen und dergleichen spezialisiert sei.

Praktischerweise war der NUF-Laden gerade mal zwei Straßen entfernt, also machte ich mich auf den Weg dorthin und innerhalb weniger Minuten lag das Ding dort auf dem Tisch. Der Betreiber stellte sich mir (auf deutsch) als gebürtiger Namibier vor, der in den späten 70ern ein paar Jahre in Remscheid gearbeitet hatte und nun seit einigen Jahren diese Werkstatt betrieb.

Ok, sie haben meine Lima zerlegt, neu gelagert, den vorhandenen Regler, der ganz offensichtlich mal an einem intelligenten Ladecontroller gesessen hatte, welcher aber in meinem Boot gar nicht vorhanden ist, gegen einen Standard-Regler getauscht, das ganze Teil mit schwarzer Farbe übergehustet, und meldeten am nächsten Morgen Vollzug. LiMa lade testweise bis knapp 16V, alles chic. Also abgeholt, wieder eingebaut, verdrahtet und … nix. Immer noch keine Ladung, immer noch Alarm nach ein paar Sekunden. Das erfordert wohl noch ein wenig intensivere Nachsuche am Kabelstrang. :-/ So richtig erschließt sich mir momentan jedenfalls nicht, warum sich da nix tut.

Für die Technik-Bewanderten: An der LiMa sind jetzt noch lediglich vier Leitungen belegt: B+ und B- an der Batterie, W an einem mit ebenfalls „W“ gekennzeichneten Kabel im Kabelstrang für den Drehzahlmesser, und ein intern (von den NUFern) angelötetes D+ Kabel an einer Leitung im Kabelstrang namens „L„, an dem bei eingeschalteter Zündung ordnungsgemäß um die 12V anliegen, die aller Wahrscheinlichkeit nach von der Ladekontrolle kommen. Die jedenfalls funktioniert, ebenso wie der Drehzahlmesser, geht allerdings nach ein paar Sekunden Motorlaufzeit wieder an und hupt rum, wie schon erwähnt. Hm … also falls irgend jemand eine zündende Idee hierzu hat, immer her damit …

Nicht, daß mir die Laderei per Motor jetzt wirklich wichtig wäre, eigentlich reicht es völlig aus, wenn diese LiMa die Motorbatterie lädt, was ansonsten aber auch über ein separates 30Wp-Solarpanel passiert. An die LiFeYPo4-Block will ich sie ohnehin nicht direkt anhängen, da sie ansonsten früher oder später vermutlich verglühen würde. Um die Li-Akkus per LiMa zu laden, liegt hier noch ein Victron Orion in der Kiste, der bedarfsweise eingeschaltet werden kann, wenn es mal tagelang windstill und bedeckt sein sollte, und die LiMa bzw. die Motorbatterie dann nur mit 30A belastet.

Nun ja, nächste Woche ist auch noch ein Tag. Oder so. Sofern es gerade nicht regnet oder stürmt, kann ich ja auch ein wenig im Motorraum rumfummeln …

Was ein dezenter Hinweis war, daß meine vor einem Jahr in Auftrag gegebene Kuchenbude bis heute nicht fertig ist. Dem Typen, der sie eigentlich anfertigen soll, gehe ich inzwischen täglich auf den Zeiger, was aber auch nur begrenzt hilft. Diese Woche war ich schon soweit, daß ich in Durban eine antike Pfaff 260 kaufen wollte, um es schlußendlich selber zu machen, sollte das nicht bald mal voran gehen.

In der Tat: Dienstag haben wir einen Ausflug nach Durban gemacht. Der Nähmaschinenkauf ist dann zwar daran gescheitert, daß der Verkäufer entgegen der Absprache gar nicht in Durban war, dafür haben wir aber wenigstens die Rettungsinsel bei den Jungs von NovaMarine zur Wartung abgegeben. Mal sehen, ob die sich wenigstens halbwegs an vereinbarte Termine halten. Den ersten, letzten Freitag nämlich, haben sie zumindest schonmal gerissen …