Im Land der Langsamen …

Haidiho!

Nach fast sechs Jahren hier im Lande, bin ich ja nun nicht mehr so unheimlich leicht zu schocken, was die Bearbeitungsgeschwindigkeit von Projekten aller Art angeht. Insofern hatte ich die ursprünglich mal angekündigten „na, so 7-8 Wochen wird das wohl dauern“-Aussage unserer, von der Versicherung beauftragten, Baufirma von vorn herein nicht für voll genommen. Nachdem die Versicherung schon Monate gebraucht hatte, um überhaupt mal eine belastbare  Aussage zu treffen, dass die ganze Sache versichert ist, war mir eigentlich auch eher wichtig, daß es überhaupt fertig, und zugleich einigermaßen anständig gemacht wird.

Wie erwartet, war bei unserer Rückkehr aus Europa, acht Wochen nach Aufstellen des Gerüstes, natürlich noch nichtmal ansatzweise von „fertig“ die Rede. Die neue Mauer stand zwar schon weitgehend, ein Ende der Baustelle war aber noch lange nicht abzusehen

Stand: Mitte April

Irgendwann war der Pool dann tatächlich komplett wieder leergeschüppt und das meiste von dem Schutt verschwunden. Was nicht automatisch bedeutete, daß die Baustelle irgendwie übersichtlicher oder zugänglicher wurde, denn nun begannen sie, das alte Pflaster hochzunehmen und die Poolumrandung abzumeißeln.

Zwischenzeitlich ließ sich immerhin schon mal die Poolfirma blicken, und schickte vier Mann vorbei, die zunächst ein paar neue Rohre für die Ausläufe zu verlegen hatten, und sich dann zwei Tage lang damit beschäftigten, mit Handbeilen Kerben in die alte Pool-Beschichtung zu hacken. 🤔

Ursprünglich war ich davon ausgegangen, daß sie das taten, damit die neue Beschichtung besser hält. Letztlich ging es aber wohl eher darum, lose Stellen der alten Beschichtung zu finden und ab zu picken. Und davon gab es, überwiegend im Bodenbereich, durchaus ein paar.

Letzten Freitag, knapp 20 Wochen nach Baubeginn, packten dann die letzten vier von der Baufirma, die sich hier in den vergangenen Wochen noch mit den geringfügigen Restarbeiten beschäftigt hatten, ihre Werkzeuge zusammen, nachdem die letzten paar Gehwegplatten zugeflext und verlegt waren, und machten sich  bedauernd vom Acker. Nicht ohne nochmal zu betonen, dies sei die beste Baustelle gewesen, die sie je gehabt hätten.  Was sicher unter anderem dem Umstand geschuldet ist, dass sie zwei- bis dreimal die Woche von Lou bekocht wurden und quasi Familienanschluß hatten :-)

Kaum waren die Einen weg, tauchte prompt die Pool-Firma mit vier Leuten wieder auf, die umgehend ungefähr 40 Säcke Poolzement reinkippten,  reichlich Wasser obendrauf gossen, und das Ganze zu einer knöcheltiefen, weißen Masse vermatschten, in der sie dann den Rest des Tages umherstiefelten und das Zeug verspachtelten. 

Innerhalb eines Tages war der Pool tatächlich neu „ge-marbelized„, sie packten für`s lange Wochenende zusammen und ich erhielt die Ansage „ab morgen früh kannste Wasser einfüllen„.

Was ich dann auch tat… seit Samstagmorgen läuft’s und läuft und läuft, und 36 Stunden später war er immerhin schon fast 2/3-voll.

Spider-Girl (getarnt) beim Eingraben der neuen Mauerblümchen, während der Pool sich gaaanz langsam füllt. Mehr als 40L/Min gibt mein Wasserhahn irgendwie nicht her …

Mein vormals gebasteltes Poolthermometer-und-Wasserverbrauchs-Anzeige-Dingens auf NodeMCU-Basis hatte wohl übel genommen, daß ich es vor 8 Monaten mal mit offenem Gehäuse draußen liegenlassen hatte und verweigerte spontan die Mitarbeit, als es bei dieser Aktion zum Einsatz kommen sollte, weil ich eigentlich mal etwas genauer wissen wollte, wieviel denn wohl reinpasst. Bis ich einen weiteren NodeMCU aus meinem Fundus wiedergefunden, programmiert und verdrahtet hatte, war der Sonntag schon fast halb rum und die Verbrauchsanzeige ist somit wenig aussagekräftig. Aber da der Pool nunmal so um die 55.000L fasst, dauert das Befüllen halt seine Zeit. (*)

Egal. Montag ist eh Feiertag, also wird sich vor Dienstag wohl niemand blicken lassen. Die neue Pumpe und der neue Filter sind bereits installiert, allerdings fehlt bislang noch der elektrische Anschluß von Pumpe und Beleuchtung, was mit etwas Glück dann Dienstag passieren wird.

Aber jetzt ist hier ja ohnehin Winter.  Die Tagestemperaturen sind mit immer noch 24-27°C zwar durchaus angenehm, aber da ich mich noch nicht final dazu durchringen konnte, auch gleich noch in eine Wärmepumpe zu investieren, bewegt sich die Wassertemperatur um diese Jahreszeit doch deutlich unterhalb der Wohlfühlgrenze. (Wenn auch vorhin, während des Einfüllens, mit 18.5°C immerhin schon 3° wärmer als die Ostsee lt. Google heute Nachmittag🤣)

Nächste Anschaffung wird wohl eine Thermodecke für den Pool werden. Jetzt, wo dieser unsägliche Sockel an der Westseite

genau, der hier. Funfact: Der Ingenieur hatte nichtmal gezuckt als ich sagte, ich wäre nicht böse drum, wenn sie die Mauer auf eine Ebene stellen und dafür den Sockel loswerden. Dafür mußten sie dann allerdings tatsächlich diverse Kubikmeter aus dem darunter befindlichen Fels stemmen 😬  (Bild von 2023, vor dem Mauerfall)

verschwunden ist, kann man ja wenigstens auf einer Ebene um den Pool rumgehen und so ein Ding handhaben, was vorher total umständlich gewesen wäre. Wenn wir eine Wärmepumpe nachrüsten, muß sowieso eine Decke her, um nicht sinnlos Strom zu verplempern, und auch ohne Heizung wird die das Wasser wohl um einige wenige Grad wärmer halten als ohne, es sollte deutlich weniger verdunsten, und es fällt weniger loses Grünzeug rein. Wenn man sich auf eine der hier üblichen „Blasenfolien“ beschränkt, ist das auch eine recht überschaubare Ausgabe.

Soweit, so gut. Bleibt noch ein bischen Kleinkram zu erledigen, das Gerüst steht  immer noch im dachlosen Carport, hier liegen immer noch geschätzte zwei Tonnen Bauschutt rum, die weg müssen, das Poolhaus erhält nächste Woche noch einen neuen Bodenbelag (nachdem jetzt ein halbes Jahr lang täglich 4-14 Bauarbeiter das Poolhaus als Pausen- und Aufenthaltsraum genutzt haben, ist der alte Teppich nun endgültig hin und die Baufirma hat, ohne zu mucken, einen neuen Belag abgenickt. Zusätzlich haben sie es netterweise unaufgefordert innen komplett gestrichen; Danke dafür 👍🏻), und ansonsten kann der Sommer dann irgendwann kommen.

Alles in Allem hat mich diese ganze Bauabwicklung bislang jedenfalls positiv überrascht. Die Firma hat einen ordentlichen Job gemacht, auch wenn ein paar Sachen durchaus ein wenig Diskussionsbedarf hatten, bis sie so gemacht wurden, wie wir es haben wollten.

Und auch, wenn sich das alles deutlich länger hingezogen hat als angekündigt, war es das Warten imho wert und ich denke, daß unser „Backyard“ durch diese Umgestaltung deutlich gewonnen hat. Jedenfalls, sobald diese Wand da irgendwann mal nicht mehr einfach grau, sondern überwuchert ist.

Lou hat ihren Garten zurück und ist damit beschäftigt, die derzeit noch arg kahle Mauer mit diversen Bodendeckern und Blumen zu begrünen, bevor dann irgendwann auch die oberen Etagen unseres Grundstücks dran sind. Die alten Pflastersteine haben wir zum Teil wiederverwendet, um die oberen Bereiche zu versiegeln. Dort wird sich das Pflanzenleben künftig wohl eher in Töpfen abspielen.

Irgendwann zwischendurch habe ich dann übrigens auch mein Auto wieder aus der Garage gezirkelt. Hier ist ja Afrika, also wurden mal eben 150Kg in Felsbrocken als Gegengewicht auf die eine Seite des Gerüstes gehängt, drei Mann haben die andere Seite hochgehalten, während der vierte mal eben eine der Stützen demontiert hat, so daß ich meine Karre da rausbugsieren konnte 😁

Vorletzte Woche hat es dann einer dieser vorwitzigen Obstdiebe irgendwie geschafft, sich bei der Suche nach Essbarem im Poolhaus einzusperren. Nachdem er wohl schon eine Weile leicht panisch versuchte, wieder raus zu kommen, habe ich ihm dann lieber die Tür aufgemacht, bevor er erst völlig durchdrehte und irgendwas kaputt machen konnte.

Und dann war da noch …

das Wetter von vorletzter Woche Montag. Hier war zwar ein wenig mehr Wind mit Böen bis 32Kts angesagt, die Bäume ringsum bewegten sich auch durchaus bemerkbar, aber im Großen und Ganzen hatten wir nie das Gefühl, daß das Wetter irgendwie bedrohlich wäre. In Tongaat, keine 35 Km von hier an der N2 Richtung Richards Bay gelegen, sah das zugegeben doch deutlich anders aus:

Tornado über Tongaat

Ein EF3-Tornado hat sich durch den Ort gefräst, Hunderte Häuser abgedeckt oder komplett zerstört, über ein halbes Dutzend Leute kamen ums Leben, und ca. 1200 sind jetzt obdachlos.

Das ist ja nun nicht wirklich weit weg, aber zugegebenermaßen haben wir davon erst am nächsten Tag eher zufällig erfahren. Selbst in den WhatsApp-Gruppen kam vorher lediglich eine Starkregen-Warnung (der dann, zumindest hier, allerdings auch nicht stattfand). Also das hiesige Unwetter-Warnsystem ist durchaus noch ausbaufähig …

Wenn das mit dem Klimawandel so weitergeht, und davon kann man ja wohl getrost ausgehen, werden wir uns für solche Gelegenheiten wohl mal sowas wie einen Schutzraum überlegen müssen. Die Bude hier hat zwar eine Beton-Zwischendecke und scheint mir von der Substanz stabil genug, um notfalls auch einen Tornado irgendwie zu überstehen (abgesehen davon, daß vermutlich das Dach wegfliegen würde), aber es gibt hier derzeit keinen einzigen Raum ohne Fenster. Und die eingebaute landestypische Einfachverglasung fliegt mutmaßlich auch schon bei deutlich weniger als einem F3 einfach weg oder in der Gegend rum …

* btw: inzwischen ist es Montag, 20:15 und im Pool fehlen immer noch dreissig cm oder gute 8.000L. Das zieht sich aber doch ganz schön in die Länge … Nur gut, daß das normalerweise nicht allzu häufig stattfindet.

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