Sommerzeit ist Regenzeit

Weihnachten ist vorbei, das Jahr ist rum, und ich hoffe, trotz Hochwasser, Sturm und kurzfristigem Wintereinbruch in Deutschland habt Ihr eine einigermaßen friedvolle und besinnliche Zeit gehabt. Hier ist jetzt zwar eigentlich Sommer, von den dazu passenden Temperaturen der letzten Wochen waren wir über die Feiertage aber ein gehöriges Stück entfernt. Dafür hat es ein wenig geregnet:

Unser immer noch vollgemüllter Pool, der eigentlich vor etlichen Wochen schon mal komplett leergepumpt worden war, hat in den letzten 24 Stunden gute 40cm dazugewonnen und steht mittlerweile wieder knapp unter „voll“. Wenn das über Nacht so weiter geht, muß ich wohl die Pumpe anwerfen und lenzen, bevor er erst überläuft.

48h später: Für gestern hatte Windy.com eigentlich nur etwas über 1mm Regen ab 21Uhr angesagt, während es den ganzen Tag über sonnig, heiß und schwül war. Während zumindest der Beginn des Regens noch einigermaßen zur Vorhersage gepaßt hat, lief der Pool innerhalb von nur 45 Minuten dann tatsächlich über, die Autos surften wieder mal fröhlich auf der Straße vorm Haus entlang und eine weitere Stunde später stand die sechsspurige M19, die von hier nach Durban führt, unter der N2-Brücke einen halben Meter unter Wasser. Soviel zum Thema „verläßliche Vorhersagen“ …

Man beachte das Biotop unter dem Waserfall, da wo vorher mal eine Mauer stand …

Immerhin: Obwohl ich während meiner Sturmwache an der Hintertür aufgrund der Sturzfluten von oben teilweise kaum die Außenstrahler der Nachbargrundstücke ausmachen konnte, hat es nicht noch weitere nennenswerte Teile unseres Grundstücks weg gespült. Bestimmt hat das in den letzten 12 Wochen da gewucherte Gestrüpp die weitere Erosion verhindert.  🙄 Das, was da jetzt noch rausguckt, sieht allerdings auch aus wie gewachsener Fels und ist hoffentlich ein bischen stabiler als der abgerutschte Teil.

Wir versuchen ja, aus allem was zu machen :-) Hier also die Musik zum Thema. Anspieltip: „Elegy“

Andere umliegende Stadtteile hatten weniger Glück:

Statusmeldung aus einer der Nachbarschafts-WhatsApp Gruppen

Insofern sind wir hier auf’m Berg gestern Nacht noch glimpflich davon gekommen. Im Gegensatz zu gestern gibt es für heute Nacht allerdings eine offizielle „extreme Unwetter und Gewitter“-Warnung für die Gegend, während Windy wieder nur 8mm Regen und moderaten Wind für die Nacht prognostiziert. Mal sehen, wie das ausgeht.

Falls sich der ein oder andere wundert, wieso unser Grundstück immer noch genauso chaotisch aussieht wie vor nun immerhin knapp 12 Wochen: Versicherungen arbeiten hier auch nicht schneller als alle anderen Unternehmen 😠

Trotz mehrfacher wöchentlicher Anrufe und emails geht die Schadenbearbeitung bzw. überhaupt erstmal -aufnahme nur äußerst schleppend voran. Mittlerweile (und nach zweiwöchiger Nerverei bei der Versicherung meinerseits) habe ich immerhin sowas wie eine offizielle Liste der Schäden und die Aussage von dem  Ingenieur, der vor vier Wochen endlich hier auftauchte und das begutachtet hat, dass es in der Tat ein Versicherungsschaden ist.

Der daraufhin von der Versicherung in Auftrag gegebene Kostenvoranschlag eines Bauunternehmens (den wir übrigens bis heute nicht zu sehen gekriegt haben) lag summenmäßig dann aber wohl doch ein klein wenig außerhalb des normalen „Sachbearbeiter-Entscheidungs-Spielraums“, was die ganze Sache noch zusätzlich verzögert hat. Keine Ahnung, warum sich die Versicherung so ziert, das Ding rauszugeben; am Telefon war allerdings die Rede von einer mittleren sechsstelligen Summe. 🫢

Wobei die Wiederherstellung des Pools an sich darin mutmaßlich noch nichtmal enthalten ist, da er zur genauen Schadenfeststellung ja erstmal leergeräumt werden müßte. Aber der hat definitiv diverse Macken und Schmarren erlitten, nachdem zwei Tonnen Mauerwerk reingekippt sind. Wenigstens scheint er noch dicht zu sein …

Von unserem zugeteilten Sachbearbeiter kam daraufhin dann etwas zaghaft der grandiose Vorschlag, ich könnte mich doch mal hier vor Ort umhören, ob das nicht auch irgendwie billiger geht. 🤔 Bin sicher, das ginge, wenn man billigere Materialien verwendet, nur die Hälfte repariert oder sonstige fragwürdige Kompromisse eingeht. Ich hätte das allerdings schon ganz gern wieder in einen anständigen Zustand versetzt gebracht, der zumindest nicht schlechter sein sollte als vorher.

Ein bischen rumsuchen im Netz bei diversen Bewertungsportalen ergab indes, daß die von der Versicherung mit dem KVA beauftragte Firma (die nach eigener Aussage schon seit Jahrzehnten erfolgreich mit unserer Versicherung zusammenarbeitet) eigentlich überall mit voller Punktzahl bewertet wird, was Arbeitsqualität, Zuverlässigkeit und Preisgestaltung usw. angeht. Das ist immerhin schon mehr als bei allen anderen südafrikanischen Firmen jeglicher Couleur, mit denen ich bislang zu tun hatte.

Die Versicherung hatte sich nach meiner Schadenmeldung erboten, die gesamte Abwicklung der Wiederinstandsetzung zu übernehmen, und da wir quasi „neu in der Gegend“ sind und keinerlei geschäftlichen Kontakte zu irgendwelchen Baufirmen haben, auf die wir guten Gefühls zurückgreifen könnten, hatte ich dem zugestimmt. Na denn macht mal!

Für kommende Woche haben wir nun einen Orts-Termin mit einem Supervisor, der in der Versicherungshierarchie wohl oberhalb der normalen Schadensbearbeitungsabteilung angesiedelt ist, und der Dienstag zusammen mit dem Ingenieur einfliegen will, der neulich schon mal für die Schadenaufnahme hier war. Das wird sicher eine interessante Unterhaltung.

Harren wir also der Dinge, die da kommen mögen …

Hauptsache, wir werden nicht weggespült, bevor die Reparaturen überhaupt angefangen haben.

Anmerkung am Rande: Unser neu entstandenes Biotop lockt offenbar auch neue Mitbewohner an. Bevor das ganze Gestrüpp hinterm Pool diese Ausmaße annahm, habe ich, im Gegensatz zu jetzt, nur selten mehr als 1-2 Schmetterlinge im Garten gesehen, und die Anzahl der rumschwirrenden Vögel ist ebenfalls beachtlich angewachsen. Den neuesten Poolbewohner habe ich heute morgen entdeckt:

Eine von einem guten Dutzend in Südafrika vorkommender Arten der „fishing spiders“. Diese hier hatte ungefähr 11cm Durchmesser und tauchte einfach zügig  für eine Weile ab, als ich sie angestupst habe. :-)

Nur gut, daß hier niemand übermäßig arachnophob ist. Wer weiß, was sich noch alles unter der modrigen Oberfläche dieses Tümpels tummelt 🙂

Was sonst noch so passierte:

Wir haben ein Visum! Also Lou, nicht ich. Wir hatten ursprünglich geplant, zum 97sten meiner Mutter als Überraschungsgäste in Bodenwerder aufzuschlagen, auch weil wir das ganze letzte Jahr nicht in Deutschland gewesen waren, das hat jetzt allerdings nicht so hundertprozentig geklappt. Aber immerhin ist es mir gelungen, einigermaßen bezahlbare Flüge noch für dieselbe Woche zu buchen.

Nach den hochgradig unbefriedigenden Erfahrungen vom letzten Mal, hatte ich spontan versucht, einen Termin für die Abgabe der Visa-Unterlagen bei TLS in Durban zu vereinbaren, was damals schon alleine um die sechs Wochen Vorlauf bedeutete. Wider Erwarten bekam ich einen Terminvorschlag direkt für den nächsten Morgen um 9h30. Und wenn uns das nicht gepaßt hätte, wäre die gesamte sonstige Woche ebenfalls noch frei gewesen. Cool.

Stellt sich natürlich irgendwie die Frage: Sind wir die letzten verbliebenen Interessenten, die noch von RSA nach Deutschland reisen wollen, sind alle anderen schon ausgewandert, will keiner mehr nach Europa weil Krieg ist, oder wieso ist in dem Laden absolut tote Hose? Letztes Mal stand die Schlange der Visum-beantragen-Wollenden vor der Sicherheitsschleuse bis fast zum Fahrstuhl, dieses Mal waren wir die Einzigen und kamen sofort dran.

Angesichts des Umstands, daß Lou ja schon ein Schengenvisum gehabt und, entgegen den Befürchtungen der Botschaft, den Schengenraum auch tatsächlich pünktlich  wieder verlassen hat, war ich nicht ernsthaft davon ausgegangen, daß das jetzt erneut zu Problemem führen würde. Letztes Mal hatten sie sich mit der Ablehnung solange Zeit gelassen, daß Lou’s Pass erst am Tag vor unserem geplanten Abflug wieder eintrudelte.

Daß wir den Pass (diesmal mit genehmigtem Visum) neun Tage nach der Abgabe schon wieder abholen konnten, hat mich dann aber doch verblüfft. Zumal das Ding in der Zeit von Durban nach Pretoria und zurück geschickt wurde und das Ganze auch noch über Weihnachten und Neujahr stattfand. Geht also doch.

Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, daß dieser Versand nicht auf dem normalen Weg mit der südafrikanischen Post erfolgt ist, nach allem was ich mit der so erlebt habe. Mit umgerechnet 23€ pro Strecke ist ein Flug mitsamt Diplomatenköfferchen von Durban nach Jo’burg ohnehin billiger als das, was TLS einem an Kuriergebühren abnimmt, wenn man seinen Pass nicht selber wieder abholt, sondern sich nach Hause schicken läßt.

Also Deutschland: Wir kommen!

Für den Fall, daß der Winter in dieser Zeit in Deutschland doch nicht stattfindet, habe ich sicherheitshalber diesmal Zürich statt Doha als Zwischenstop gebucht :-)