Richards Bay, 05.07.2015
Fünf Tage sind vergangen, seit ich von der Imvubu Lodge umgezogen bin in die Thelxinoe. Zwischenzeitlich habe ich die Ein- und Ausrüstung um diverse Gegenstände des täglichen Lebens ergänzt, einige nette Clubmitglieder des Zululand Yacht Clubs kennengelernt und mich einigermaßen an Bord eingelebt. Abgesehen davon, daß die Toilette natürlich nicht benutzbar ist weil das Boot nach wie vor an Land steht, und ich den Kühlschrank nach der ersten Testnacht wieder abgestellt habe, weil er permanent 10A aus meinen Batterien saugt, ohne wenigstens für adäquate Temperatur zu sorgen, habe ich hier inzwischen fast genau soviel Komfort wie im Chalet der Lodge. So wollte ich das haben
Die Wassertanks habe ich unterdessen an der vermuteten Stelle in den beiden Kielen gefunden und einer ersten Inspektion unterzogen, soweit das durch den minimalistischen Zugang möglich war, mich dann aber entschlossen, für den Moment lieber erstmal den an Bord befindlichen 20l-Wasserkanister zu reinigen und an die Fußpumpe in der Pantry anzuschließen. Für den Geschirrabwasch ausreichend, mein Trinkwasser für Kaffee, Cappucino & Tee und zum Zähneputzen kaufe ich lieber in 5l-Flaschen im Supermarkt, statt Diarrhöe zu riskieren. Irgendwann wird noch ein Watermaker eingebaut, dann werden auch die beiden eingebauten 300L-Tanks wieder reaktiviert.
Der eingebauten Gas-Anlage (an der Herd/Ofen und Kühlschrank hängen) traue ich auch noch nicht über den Weg, die soll sich erstmal jemand ansehen, der sich mit sowas auskennt. Da, wie nicht anders zu erwarten gewesen war, natürlich an Tag 3 meines Bordlebens die einzige vorhandene Kartusche des von Clubkamerad Kirsten zur Verfügung gestellten Camping-Kochers verbraucht und in ganz Richards Bay kein Nachschub mehr aufzutreiben ist, ich dafür aber dank freundlicher Unterstützung von Hafenmeister Jannie nunmehr immerhin Strom aus dem Landanschluß habe, sah ich mich genötigt, die Bordausstattung um einen elektrischen Wasserkocher und einen Toaster zu erweitern, um wenigstens den Kaffeenotstand zu verhindern und das hier käufliche Weißbrot vom pappigen in einen eßbaren Zustand zu versetzen.
Den Mittwoch verbringe ich zum guten Teil damit, die vortags angelieferten Batterien einzubauen und zu verkabeln. Entgegen aller Befürchtungen ist die an Bord befindliche Elektro-Anlage ganz offensichtlich von jemandem konzipiert und eingebaut worden, der wußte was er tat. Ich hatte da, ehrlich gesagt, so meine Zweifel gehabt und bin echt positiv überrascht. Wenn die sauber auf Hutschienen verdrahteten und mit Automaten abgesicherten Kabel nun nicht nur nummeriert, sondern aussagekräftig beschriftet worden wären, wär’s fast perfekt. Aber vielleicht kann ich ja irgendwo noch ein Manual ergattern, in dem die Zuordnung aufgedröselt wird. Ansonsten wird halt mal ein Tag für die Kabelverfolgung mit dem Multimeter verwurstet werden müssen, wenn ich das nächste Mal wiederkomme.
Sogar der eingebaute rudimentäre Batteriemonitor funktioniert, nachdem ich den zugehörigen Shunt neu verdrahtet habe und zeigt mir an, daß die beiden Solarpanels auf dem Geräteträger wohl das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben (oder schlicht nix taugen). Auch nach einer Intensiv-Reinigung geben sie bei wolkenlosem Himmel nie mehr als 2.5A her, woran auch der Tausch des vorhandenen Reglers gegen meinen mitgebrachten Victron 30A MPPT-Reglers nichts ändert und was mir bei einer Panel-Fläche von 2.40m x 0.6m doch etwas arg wenig vorkommt. Aber nun ja; neue Panels sollten eh bestellt werden und für die paar Tage jetzt wird’s auch so gehen.
Der Windgenerator sah ja auf den zugesandten Bildern schon arg zerrupft aus, weswegen ich zwar einen Satz neue Blätter und eine neue Nabe samt Nase mit eingeflogen hatte; trotz der optisch gelungenen Wiederbelebung verweigert er aber unterhalb von 25kts Windgeschwindigkeit jede Mitarbeit. Nachdem ich ihn Donnerstag abgebaut und zerlegt habe, weiß ich auch warum: Die eingebauten Lager fühlen sich beim Drehen so an wie das Zahlenschloß eines Tresors. Kein Wunder, daß das Ding bei wenig Wind nichts tut.
Freitag ist der erste Tag in diesem Urlaub, an dem ich mal einen südafrikanischen Sonnenaufgang zu Gesicht bekomme, statt erst wie sonst gegen 10h aus meiner recht bequemen Koje zu steigen:
Für den Vormittag hat der Clubvorstand ein außerordentliches „Ballot-Meeting“ angesetzt, bei dem eine 4-köpfige Vorstandsdelegation in meiner Anwesenheit darüber zu befinden hat, ob ich der Aufnahme in den Zululand Yacht Club für würdig erachtet werde. Großartige Zweifel hatte ich daran zwar auch schon vorher nicht, zumal ich mich extra die ganze Woche lang zusammengerissen und anständig benommen hatte :-), und 5 Minuten nach Beginn des Meetings werde ich erwartungsgemäß als neues Clubmitglied willkommen geheißen und freue mich über einen Club-Stander, der mir von ex-Commodore Kirsten und Schriftführerin Olga überreicht wird.
Ich bin im ganzen Leben noch nicht Mitglied in einem Bootsclub, geschweige denn in einem Yachtclub gewesen, weil mir die damit üblicherweise oft einhergehende Vereinsmeierei grundsätzlich auf den Senkel geht, und wenn die Mitgliedschaft nicht Voraussetzung für den geplanten längerfristigen Verbleib der Thelxinoe hier auf dem Clubgelände gewesen wäre, wäre ich mutmaßlich auch nicht auf die Idee gekommen, einem Club beizutreten, der Tausende Km von meinem Zuhause entfernt residiert, aber schon die erste Woche hier habe ich mich gut aufgehoben gefühlt und somit werde ich den Clubstander des Zululand Yacht Clubs gern unter der Saling fahren, sobald ich denn mal irgendwann tatsächlich in See steche.
Das i-Tüpfelchen der Woche: Da mein neues temporäres Zuhause auf einem Yachtclub-Gelände liegt bleibt es nicht aus, daß hin und wieder mal ein Clubmitglied segeln geht, und so komme ich einigermaßen unverhofft zu meinem ersten Segeltörn auf einem Dean-Katamaran, wenn auch nicht meinem eigenen:
Jeurp, ex-Weltumsegler mit aktuellem Wohnsitz in einem Waterfronthome direkt auf der anderen Seite des Hafens lädt mich spontan ein, Abends eine Stunde mit seinem Dean 33 Goody mitzusegeln, was ich natürlich begeistert annehme. Gegen 17h holt er mich mit dem Dinghy am Steg ab, wir motoren mit der Goody die 2Km bis zur Hafeneinfahrt und segeln bei kaum Wind die folgende Stunde wieder zurück. Goil, das war einfach. Nix, was ich nicht auch selbst könnte
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