Wir waren wieder mal in Deutschland. Dieses Mal nicht nur einfach so für einen Urlaub, sondern in erster Linie, weil mein Erstgeborenes sich zu vermählen wünschte und Lou und ich eingeladen waren, diesem Ereignis beizuwohnen. Also buchte ich uns ein paar Flüge für Mitte April, und da Lou’s Schengenvisum schon seit Juli abgelaufen war, machten wir uns auf, ein neues zu beantragen.
Scheinbar hilft es bei der Bearbeitung des Visumsantrags durchaus, wenn man sich beim vorigen an die Regeln gehalten hat und im Gastland nicht unangenehm aufgefallen ist, jedenfalls ging das ganze Procedere diesmal nicht nur erneut drastisch schneller über die Bühne als beim ersten Mal, sondern es gab von der Botschaft völlig ungefragt ein 3-Jahres-Visum für den Schengenraum. Natürlich immer noch mit den damit verbundenen Einschränkungen (also z.B. nur maximal jeweils 90 Tage Aufenthalt dort innerhalb einer 180Tage-Frist), aber immerhin. Für die nächsten knapp drei Jahre entfällt damit zumindest das lästige Neubeantragen, sollten wir mal spontan nach Europa wollen.
Mitte April bestiegen wir den Flieger nach Johannesburg, von dort ging es weiter nach Frankfurt und abschließend mit dem Zug nach Hildesheim, wo uns Andi netterweise abholte.
Hatten Lou und ich während der Zugfahrt noch fabuliert, wie wir als erste Maßnahme nach unserer Ankunft die von uns beiden lange vermißte „Ente mit Nudeln und alles, bischen schaaf“ von unserem favorisierten Thai-Imbiss in Halle verkosten würden, mußten wir mit Entsetzen feststellen, daß der Imbiss geschlossen war und die beiden Thai-Damen wohl bis Ende Mai im Heimaturlaub weilen würden. Was eine Enttäuschung … Anyway, die Ente vom Streetkitchen im ECE ist auch nicht übel, wenn auch mit etwas mehr Aufwand bei der Beschaffung verbunden.
Meine ursprüngliche Planung hatte eigentlich vorgesehen, daß wir erst kurz vor den geplanten Feierlichkeiten nach Deutschland fliegen und knapp zwei Wochen bleiben. Wie sich beim sondieren der Flugmöglichkeiten aber heraus stellte, wären die Flüge dank der Osterferien knapp dreimal so teuer gewesen wie mein letzter, woraufhin ich dann umdisponiert und die Hinflüge für Mitte April und vier Wochen später zurück gebucht hatte, was die Sache gleich mal um die Hälfte billiger werden ließ.
Das ließ natürlich etwas mehr zeitlichen Spielraum für andere Aktivitäten, also habe ich die Zeit zwischen den ganzen Feier- und Brückentagen für diverse Behördengänge, Steuerberatertermin etc. genutzt, während Lou einfach relaxt hat. Im immerhin vierten Anlauf in vier Jahren ist es mir dieses Mal auch gelungen, unsere in Südafrika geschlossene Ehe bei einem deutschen Standesamt registrieren zu lassen, nachdem wir vorab nun schon unsere Heiratsurkunde notariell beglaubigen, apostilleren und dann für charmante 200€ amtlich vereidigt aus der EU-Amtssprache Englisch in die EU-Amtssprache Deutsch übersetzen lassen hatten und somit endlich alle erforderlichen Unterlagen vorlegen konnten. Auch wenn es fast in letzter Minute noch daran gescheitert wäre, daß nicht das Original, sondern die notariell beglaubigte Kopie der Urkunde apostilliert worden war, was vorab natürlich gar kein Thema gewesen war.
Ich kann’s echt kaum erwarten, daß der von allen möglichen Regierungen der letzten Jahrzehnte in Deutschland propagierte Bürokratieabbau endlich mal irgendwann Realität wird. Aber vermutlich sterbe ich eher darüber weg. 🙄
Hochzeit also. Daß das gemeinsame Leben funktioniert, hatten Sven und Mareike ja schon ausgiebig getestet, nun wurde es amtlich. Ende April waren wir im Standesamt, und zwei Tage später fand die kirchliche Trauung samt anschließender Fete statt.
Und als wenn das noch nicht genug der freudigen Ereignisse gewesen wären, bekam ich zudem auch noch eine Socke überreicht.


Ich wünsche Euch beiden (und bald dreien) alles erdenklich Gute für Eure gemeinsame Zukunft als Familie!
Nachdem die Feierlichkeiten beendet waren, hatten wir noch ein paar Tage Zeit, bevor der Rückflug anstand, und nachdem sich Lou nun fast drei Jahre lang mokiert hatte, daß sie Dänemark bei unserem damaligen Rostock-Besuch zwar fast sehen konnte, wir es aber nie dahin geschafft hatten, sind wir ein paar Tage an die Ostsee gefahren, um das nachzuholen.
Über die Fehmarnsundbrücke, und dann mit der Fähre nach Lolland, wo ich uns in einem kleinen, sehr alten, aber auch sehr netten Hotel in Bandholm eingemietet hatte, und wo wir bei bestem Wetter ein paar schöne und sehr ruhige Tage verbracht haben.


Das, was im Titelbild wie eine Mischung aus Stonehenge und den Moai auf Rapa Nui aussieht, nennt sich übrigens Dodekalitten (Zwölf Steine) und ist sozusagen „Art in Progress“, ein Kunstwerk in der Entstehung. Wenn es 2026 fertig ist, sollen es zwölf Statuen sein, die da an der Nordküste Lollands stehen. Das Ganze mit einer adhoc generierten und somit ständig wechselnden elektronischen Soundkulisse untermalt, die mich irgendwie an frühe YES- und Vangelis-Alben erinnerte.
Recht eindrucksvoll und ziemlich meditativ, wenn man ein bischen Zeit mitbringt, zuhört und derweil aufs Meer sieht. Der Besuch kostet nix, man muß aber ein bischen laufen, um hinzukommen, weil es direkt am Gelände keine Parkplätze gibt.
Auf dem Rückweg von Dänemark kehrten wir noch spontan bei meinem Kumpel Bernd ein, mit dem zusammen ich in den 1970ern die Kfz-Schlosser-Lehre bei der Mercedes-Niederlassung in Hannover absolviert hatte, und verbrachten einen netten Nachmittag bei Kaffee und Kuchen. Wenn ich nun schon mal in der Gegend bin …
Für den Rückflug war der 14.5. gesetzt. Bis zwei Tage vor Abflug wußte ich zwar noch nicht, wie wir nach Frankfurt kommen würden, da ich eigentlich nicht die geringste Lust hatte, mit den inzwischen vier mit allem möglichen gelieferten Gedöns für Haus und Boot gefüllten Koffern Bahn fahren zu müssen, aber auch das Problem wurde gelöst, und wir fanden einen hilfsbereiten Fahrer, der uns pünktlich am Flughafen absetzte. Der Check-In verlief soweit reibungslos, und nach einer Zwischenlandung in Addis Abeba landeten wir 19 Stunden nach dem Abflug wieder in Johannesburg.
Theoretisch hätten wir eineinhalb Stunden später nach Durban weiterfliegen sollen, so jedenfalls der Plan und die Buchung. Wenn denn die Gepäckabfertigung in JoBurg nicht so lahm gewesen wäre, daß wir mit unseren gut 80Kg Ballast auf dem Gepäckwagen leider erst am Check-In für unseren Flug nach Durban angehechelt kamen, nachdem er zehn Minuten vorher geschlossen worden war …
Blöderweise waren natürlich auch alle weiteren Flüge der Gesellschaft für denselben Tag ausgebucht, umbuchen fiel also aus. Und nu? Leihwagen? Nochmal acht bis zehn Stunden auf der Straße rumhängen? Nein Danke. Ich werde 65, das muß ich nicht mehr unbedingt haben, auch wenn ich eigentlich immer noch gerne Auto fahre.
Also haben wir den gebuchten Flug sausen lassen und mit etwas Mühe noch die einzigen beiden verfügbaren Plätze für einen Flug bei einer der anderen Gesellschaften ergattert. Der fand nun zwar erst vier Stunden später am Abend statt, aber lieber vier Stunden im Flughafen abhängen, als noch 800Km fahren zu müssen.
Fünfeinhalb Stunden und eine Taxifahrt später, waren wir wieder zurück dahoam. Das Einzige, was in den vier Wochen unserer Abwesenheit ein wenig gelitten hatte, war der Pool, der dank komplett-Veralgung eine satt grüne Farbe angenommen hatte, ansonsten: Keine besonderen Vorkommnisse.
Fazit? War schön. Abgesehen von der Fliegerei natürlich, die ich mittlerweile wirklich nur noch als notwendiges Übel über mich ergehen lasse. Nichts gegen Ethiopian Airlines, die fliegen zwar nun keine A380 auf der Strecke, kommen aber auch an und lassen einen freiwillig je zwei Koffer mitnehmen, statt wie viele andere nur einen. Und sie waren dieses Mal zugegebenermaßen die mit Abstand günstigsten für unseren gewählten Zeitraum. (Lufthansa wollte knapp das Doppelte haben, bietet dafür allerdings auch Direktflüge zwischen JNB und FRA, so daß man „nur“ 10h30 unterwegs ist statt 19).
Aber wir haben ein paar nette Tage an der See verbracht, haben den Kontakt mit der Familie und alten Freunden wiederbelebt, ich habe meinen Behördenkram und noch ein bischen was anderes erledigt, es gab Ente und Döner und (anständige, handgebackene) Pizza, und alles in allem war es ganz relaxed und hat Spaß gemacht.
Am Montag nach unserer Rückkehr habe ich meine Chemo wieder aufgenommen und die letzte meiner sechs 3-Tage-Sessions hinter mich gebracht. Momentan geht’s mir zwar immer noch dementsprechend dreckig und ich bin total schlapp, aber erfahrungsgemäß gibt sich das nach 2-3 Wochen und mit ein bischen Glück, ist nun für die nächsten paar Jahre erstmal wieder Ruhe an dieser Front. Wir werden sehen.
Da mir das Moppedfahren ja nun doch irgendwie ein wenig fehlt, konnte ich beim Stöbern im hiesigen Kleinanzeigenportal vor ein paar Tagen erfreut feststellen, daß da plötzlich und unerwartet genau das Bike angeboten wurde, das mir als potentielle Alternative zu meiner Classic Tourer schon ein paar Jahre lang im Hinterkopf rumgeschwirrt war, für den Fall, daß ich die CT jemals verkaufe und auf meine alten Tage nochmal was Anderes haben wollen würde. Unerwartet insofern, dass es das Modell hier nämlich eigentlich gar nicht gibt, weil sie hierzulande offiziell nur die 650er verkaufen.
Eine 2018er Kawasaki Versys 1000 in sehr ordentlichem Zustand, regelmäßig gewartet mit verhältnismäßig wenig Kilometern auf der Uhr, neuen Reifen, neuer Kette und kaum 15 Minuten Fahrzeit von hier entfernt und das Ganze auch noch für ungefähr die Hälfte des Preises, der für vergleichbare Baujahre in Deutschland aufgerufen wird. Hingefahren, angesehen, gebongt!
Mal sehen, wo uns das hinbringt. Meine ganzen Moppedklamotten liegen noch eingepackt in der Garage in Deutschland, und da mein Helm inzwischen gut 35 Jahre alt ist und meine, fast ebenso alten, Stiefel allmählich anfingen, auseinanderzubröseln, habe ich vorhin spontan erstmal zwei neue Helme und ein paar Stiefel bei Louis bestellt und irgendwer müßte dann eventuell mal das restliche Gerödel aus der Garage eintüten und herschicken. Bis der Kram hier eintrudelt, bleibt die Mopete halt in der Garage stehen.
Wird ja jetzt eh erstmal Winter hier, und erfahrungsgemäß sind die ersten 2-3 Wochen nach Chemo nicht wirklich prädestiniert, um sich auf einen 120PS-Hobel zu schwingen und damit rumzudüsen, deswegen war ich froh, daß der Verkäufer sich erboten hatte, mir das Ding bis in den Carport zu liefern. Aber dann
Stay tuned …