Hundertfünfundzwanzig Tage, ganz recht. Solange ist hier alles schon mehr oder weniger zum Stillstand gekommen. Das Clubleben liegt weitgehend darnieder, irgendwelche gemeinsamen Aktivitäten wie die montäglichen Braai-Abende etc. finden nicht statt, die beiden Bars und das Restaurant sind geschlossen, und wenn man auf dem Gelände mal jemanden an einem Boot rumwerkeln sieht, ist das mit großer Wahrscheinlichkeit der Eigner. Oder Andries, den kümmert das alles scheinbar recht wenig und er murkelt hier weiter vor sich hin.
Wie aber Betriebe wie Morgans und Jaques‘ oder Jannies hier weiterhin überleben wollen, ist mir derzeit einigermaßen unklar. Neue Kunden bleiben bekanntlich seit über vier Monaten aus, und die potentiell noch vorhandenen werden geflissentlich ignoriert. Oder vielleicht trifft das ja auch nur renitente deutsche Katamaraneigner, wer weiß. Mein Mast steht jetzt, nach monatelanger Rumnerverei letztes Jahr, seit fast zwölf Monaten wieder auf dem Boot, und die von Jaques noch zu erledigenden Restarbeiten daran, die eigentlich innerhalb von zwei Wochen abgeschlossen sein sollten, sind bis heute nicht passiert. Paßt sich prima, daß ich ohnehin nirgendwo anders hinsegeln könnte …
Inzwischen habe ich allerdings auch echt keinen Bock mehr, mich von einer Woche zur nächsten vertrösten zu lassen. Wenn nicht anders, werde ich wohl demnächst mal selber da hochkrabbeln müssen bzw. mich hochwinchen lassen, um die noch immer lose rumhängenden Netzwerk- und sonstigen Kabel endlich anzucrimpen und den Radarreflektor am Mast anzunieten.
So ganz generell gesehen habe ich den Eindruck, daß sich mit fortschreitender Dauer des Lockdown allmählich eine ziemlich negative Grundstimmung ausbreitet, einhergehend mit einer Tendenz zum Fatalismus. Und das scheint irgendwie ähnlich ansteckend zu sein, wie das verdammte Virus selber. Keiner hat eine rechte Vorstellung, wie es weitergehen soll und die meisten versuchen einfach, irgendwie über die Runden zu kommen, „bis es wieder besser wird„, wie auch immer das dann aussehen mag. Von der Lockerheit früherer Tage sind jedoch alle hier derzeit ziemlich weit entfernt.
Und so zieht sich das durch alle Bereiche: Die Kohle für meinen vor drei Wochen für Anfang August gebuchten Flug nach Frankfurt, der zwar von South African Airways bestätigt, innerhalb von 8 Stunden dann aber wieder gecancelt worden war, ist bis heute nicht zurückgezahlt, Vodacom schafft es seit zweieinhalb Wochen nicht, eine simple SIM-Karte auszuliefern, Bill von EcoTec in Knysna, der Importeur für meinen Watermaker, der schon vor Wochen bekanntgeben wollte, ob die Preise für meine zu bestellenden Ersatzteile noch mit seinem Angebot vom Jahresanfang überein passen, reagiert seit einem Monat nicht mehr auf emails… macht momentan alles nicht wirklich Spaß
Anekdote am Rande: Scheinbar hat sich, dank des kürzlich erneut in Kraft getretenen generellen Alkoholverkaufsverbotes in weiten Teilen der Bevölkerung die resignierte Überzeugung durchgesetzt, daß alkfreies Bier trotzdem irgendwie auch Bier ist. Jedenfalls stehen sowohl bei Checkers und Game, als auch bei SuperSpar und Pick’N’Pay neuerdings meterhoch gestapelt Paletten mit diversen alloholfreien Bieren rum, wo früher bestenfalls mal ein halber Regalboden mit Clausthaler zu finden war.
Titelbild: Besenrein übergeben… Nachdem sie Samstagmorgen mit teilweise 8 Leuten gleichzeitig damit beschäftigt waren, den mittlerweile in zwei Teile zerschlagenen Kiel des Ferrozement-Kahns über die Klippe zu wuppen und als Teil der Uferbefestigung zu versenken, ist der ehemalige Standplatz nun geräumt.
Prompt tauchten Sonntag Morgen zwei Arbeiter auf und fingen an, an dem Stahlkahn dahinter rumzupicken. Keine Ahnung, ob sie den nun auch direkt vor Ort zerlegen und entsorgen …
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