„Wenn man Regen braucht, muß man nur die Fenster putzen oder die gewaschene Wäsche zum Trocknen draußen aufhängen.“
(alte Hausfrauenregel)
Es ist ja nun nicht so, daß das Wetter nicht vorhersehbar wäre oder sich nicht zumindest schon gestern angekündigt hätte, aber möchte irgendjemand raten, wie sich die heutige Wetterlage darstellt, einen Tag nachdem ich nach Wochen mit Außentemperaturen jenseits der 40° eine Klimaanlage erstanden habe? Genau: Grau, strömender Regen, 19 Grad, und ziemlich viel Wind. Nun, egal. Das Ding steht jetzt hier, und früher oder später wird es auch wieder warm werden, dann bin ich gerüstet.
Von meinen beiden Bastel-Komplizen Stephen und Simon hatte sich niemand blicken lassen, also habe ich heute morgen wenigstens mein Sonnensegel mal als Tarp über die Plicht gespannt,
um den größten Teil des Schlagregens aus Süden daran zu hindern, unter meiner immer noch undichten Schiebetür hindurch ins Innere zu sickern, ohne daß der Wind dauernd darunter faßt und es zum Schlagen bringt und den nur provisorisch befestigten Aufbau losrüttelt. Das macht das Ein- und Aussteigen zwar ein bischen beschwerlicher, erfüllt aber den Zweck ganz brauchbar. Es hat schon seinen Grund, warum ich endlich ein langes, festes Verdeck haben will …
Während ich später bei einer Handvoll Cornflakes die Zeitung las, fiel immer mal wieder zwischenzeitlich der Landstrom aus und mein Monitor wurde für ein paar Sekunden dunkel, bevor der Strom wieder da war. Gleichzeitig waren von draußen Stimmen zu hören, ich war also immerhin nicht völlig allein auf dem Gelände. Nachdem ich mir das ein paar Minuten mitangesehen hatte, beschloß ich dem Regen zu trotzen und der Sache auf den Grund zu gehen. Und siehe da:
Auf dem von mir als Carport genutzten Katamaran vor Thelxinoe saß Craig, der Besitzer, halbnackt auf der Badeplattform, ein Multimeter in der Hand, und schraubte in aller Seelenruhe in strömendem Regen an seinem offen gelegten Landanschluß bzw. am Kabel rum, während seine Frau 25m entfernt von Zeit zu Zeit den rausfliegenden FI im Verteilerkasten am Steg wieder reindrückte. Wie war das noch mit den Darwin-Awards? Genau, Voraussetzung für die Nominierung ist, daß man sich auf blödest-mögliche Weise selbst aus dem Genpool entfernt hat. Es reichte vielleicht nicht für einen der vorderen Plätze, aber der Ansatz war auf jeden Fall schon vielversprechend …
Wie auch immer, er hat überlebt. In einer Regenpause haben wir uns eine Weile unterhalten und als ich ihn fragte, was er wohl glaube, wann der Kat wieder ins Wasser soll, lautete die Angabe „in acht Wochen, Ende Februar“. So weit, so gut. Das würde mir zumindest ersparen, den Kahn für wenigstens um die 1.000,-€ (*) ein paar Meter zur Seite stellen lassen zu müssen, sollte Thelxinoe bis dahin tatsächlich „einwasserungs“-klar sein. (Wofür ich meine Hand derzeit allerdings auch nicht ins Feuer legen würde).
(* das war jedenfalls das, was Jannie dem Eigner von True North dafür abgenommen hat, daß das davor stehende Boot aus dem Weg geräumt wurde, wie mir Greg später berichtete. Natürlich zusätzlich zu den eigenen Einwasserungskosten für True North in ähnlicher Höhe. Isaac war „not amused“.)
Aber, angesichts der bisherigen Erfahrungen mit irgendwelchen Terminzusagen von Seiten des ortsansässigen Personals, hege ich noch so meine Zweifel, wie realistisch dieser Termin wohl sein mag. Wenigstens hat sich Craig (der aus Jo’burg kommt) inzwischen entschlossen, seinen von Morgan diagnostizierten „Osmoseschaden“ nicht hier weiter reparieren zu lassen, sondern stattdessen in Durban. Das läßt zumindest hoffen, daß sie zeitig vor mir verschwinden und das dann im Ernstfall nicht mein Geld kostet …
Was den Osmoseschaden angeht: Der Kat hat Osmoseschäden, keine Frage. Allerdings beschränken die sich imho auf die Innenseite des Steuerbord-Ruderblatts, ansonsten ist an dem gesamten Kahn so gut wie keine einzige Blase bzw., nachdem er vor über einem halben Jahr bis aufs Gelcoat runtergeschliffen wurde und seitdem vor sich hin trocknet, kein einziges Loch zu sehen.
Bin mir nicht ganz sicher, ob Morgan hier nun ein neues lukratives Geschäftsfeld entdeckt hat, oder ob er Craig einfach nur die Kohle für eine Osmosesanierung aus der Tasche ziehen wollte. Scheint dann auf jeden Fall nicht so recht funktioniert zu haben, wie ich Craigs Reaktion entnahm
Ansonsten war der Tag einigermaßen öde. Da ich keine Lust hatte, schon wieder einen halben Tag auf dem Bauch zu liegen und zu schleifen, habe ich die Tanks für heute Tanks sein lassen und stattdessen nur ein wenig in der Backbord-Vorderkabine aufgeräumt, in der sich inzwischen alles mögliche an Teilen, Werkzeug und Materialien stapelt, und die nach der mißglückten Dachversiegelungsaktion beim Ausflexen der neuen Lukenöffnung immer noch aussah, als hätte jemand einen Mehlsack gegen die Wand geworfen. Jetzt kann man sie wenigstens wieder betreten und auch mal irgendwas anfassen, ohne anschließend weiß gepudert zu sein. Dieses Leben in der Baustelle fängt allmählich doch an und nervt ein wenig. Wird Zeit, daß das ein Ende findet…
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