Gestern war hier „Reconciliation Day“, Tag der Versöhnung. Naja, eigentlich nicht gestern, sondern schon Sonntag, aber dank der unendlichen Güte und Weisheit der Regierung werden hierzulande Feiertage, die auf einen Sonntag fallen, automatisch am Montag nachgeholt. Gemerkt habe ich das allerdings erst irgendwann gegen 7h, als Stephen anrief um kundzutun, daß sein Mitarbeiter wegen des Feiertages keinen Bus ergattern konnte und daher zu Hause geblieben war, er selbst käme somit dann auch erst am Dienstag. Aha.
Wer sich hier nun mit wem versöhnt hat, war gestern nicht klar erkennbar, für mich war es versöhnlich genug, daß der PnP trotzdem geöffnet hatte und ich mir für das abendliche Braii noch was zum Grillen holen konnte.
Zur Abwechslung mal kein Filet oder Steak, sondern mir war nach sowas profanem wie Boerewors. Hatte ich das ganze Jahr noch nicht und war jetzt einfach mal dran. Das war dann auch recht lecker, auch wenn ich die zweite Hälfte heute Abend in der Pfanne braten mußte. Man kriegt hier einfach keine kleineren Packungen als 400g mit was grillbarem zu kaufen.
Simon war zwar gestern Morgen kurz aufgetaucht, aber sofort wieder mit dem Hinweis verschwunden, er müsse weiterhin Kirsten helfen, dessen Motor auszubauen. Ok, dann nicht. War ohnehin zu warm, um irgend was sinnvolles zu unternehmen, also habe ich mich auf ein bischen Putz-Geplänkel im Tank beschränkt, anschließend das Dinghy vorgekramt und abgekärchert, die Kanister befüllt und ähnlichen Pillepallekram, und ansonsten einfach den Feiertag als solchen hingenommen und mit viel Fruchtschorle im Cockpit verschwitzt.
Heute morgen stand dann tatsächlich Stephen auf der Matte, ohne Mitarbeiter, der sich nun angeblich gestern den Fuß verstaucht hatte. War auch egal, der hätte heute eh nicht ganz viel zu tun gehabt. Heute war schrauben und flexen angesagt, das kann ich
Nachdem wir das Hardtop von seinen Scheiben befreit hatten, wurde es vom Aufbau getrennt und nach einigem Messen und hin- und herschieben an den Seiten abgeflext. Momentan liegt es nun verstümmelt auf dem Vordeck rum und morgen geht es daran, das Ding in der Mitte auseinander zu sägen und erstmal mit Leisten auf die spätere Breite, Länge und Höhe anzupassen. Letzten Endes soll das ganze Teil bis zu dem ersten Edelstahlbügel hinterm Cockpit reichen, seitlich um ca. 40cm auf jeder Seite verbreitert und um rund 7-8cm erhöht werden. Außerdem muß es, da es hinterher fast einen halben Meter weiter vorn steht, quasi „um den Mast herum“ gebaut werden. Was, so zumindest der Plan, den Effekt hat, daß ich alle Leinen am Mast direkt vom Cockpit aus bedienen kann und dieses z.B. zum Reffen „bei etwas mehr Wetter“ nicht mehr verlassen muß.
Morgan wollte dafür wie erwähnt rund 110.000 Rand haben, ohne Garantie, daß es dabei tatsächlich bleiben würde. Nach den bisherigen Erfahrungen, war ich davon zumindest nicht unbedingt ausgegangen. Der Festpreis, den ich mit Stephen vereinbart habe, liegt jetzt ungefähr bei der Hälfte …
Mal unter dem Gesichtspunkt betrachtet, was man schon für ein anständiges Stoffverdeck in Deutschland (oder selbst in Kroatien) auf den Tisch legen muß, erscheint der Preis fair. Und, wesentlicher Punkt bei der ganzen Sache: Ich habe anschließend einen brauchbaren Unterbau für meine semiflexiblen Solarpanels. Auf dem Segler neben mir kann man im Bild erkennen, daß sie die Dinger dort quer auf das Stoffverdeck gebastelt haben. Das sieht, zumindest in meinen Augen, einfach nur Banane aus, abgesehen davon, daß unweigerlich immer ein Teil davon durch den Großbaum abgeschattet sein wird und entsprechend an Leistung verliert.
Derzeit bin ich also im wahrsten Sinne des Wortes „ohne Dach über dem Kopf“, und werde das mutmaßlich auch über den Jahreswechsel noch bleiben, so rasant, wie ich die Arbeitsgeschwindigkeiten hier inzwischen kennengelernt habe. Da mein Cockpit bei den derzeitigen und den zu erwartenden künftigen Temperaturen der einzige Ort im/auf dem Boot ist, wo man es tagsüber halbwegs aushalten kann, sofern wenigstens ein bischen Wind geht, war die Wiederherstellung von etwas Schatten allerdings unabdingbar. Also habe ich die jetzt aufgrund der geplanten Hardtop-Verlängerung eh überflüssige Kederschiene des alten Biminiverdecks vom Hardtop abgeschraubt, ein paar Löcher in mein Deck gebohrt und das Ding direkt hinterm Mast wieder aufgeschraubt. Mit einer 8mm-Schnur einen provisorischen Keder ins Sonnensegel gewickelt und eingezogen, und voila:
Als wenn das so gedacht gewesen wäre Womit ich die Feiertage dann allerdings wohl unter einer Plane statt unter einem festen Dach verbringen muß. Gegen Mittag waren dann trotz leichtem Wind rund 44° auf den Thermometern innen wie außen abzulesen.
Ursprünglich wollte ich Simon heute morgen aufs Vordeck schicken, um eine zweite und dritte Schicht Farbe auf den neulich dort aufgeklebten Sand zu pinseln und anschließend die Seitendecks zu streichen, die ich am Wochenende besandet hatte. Nachdem ich dann aber versuchsweise mal selber bis zum Bug (und ganz schnell wieder zurück) geterbelt war, habe ich davon dann doch abgesehen.
Er durfte stattdessen den Rest des Tages ganz tief unten im Schatten verbringen und die Backbord-Bilge grundreinigen und zum bemalen vorbereiten
Zwischenbericht zum Thema: „Kühler wohnen“
Daß meine beiden USB-Aircooler bei 40°C im Boot keine Wunder vollbringen und auf ziemlich verlorenem Posten stehen würden, war ja eigentlich von vornherein klar gewesen. Wenn man natürlich die Eiswürfelmaschine eh den ganzen Tag so vor sich hinrödeln läßt, produziert sie auch genügend Eis, um die Aircooler damit zu füllen. Tagsüber und bei sperrangelweit offenen Luken nützt das natürlich herzlich wenig, macht die ganze Sache aber zumindest in den Abendstunden interessant. Die ganzen letzten Tage hatte ich auch nach 21h noch gut über 30° im Boot, was definitiv zuviel ist, um bei (wegen der Mücken) verrammelten Luken hier drin zu hocken, also habe ich inzwischen jede Menge Mückenstiche kassiert.
Heute abend habe ich die beiden Dinger mal mit Eiswürfeln gefüttert und siehe da: Es wirkt. Zumindest, was die gefühlte Temperatur angeht, ist es deutlich angenehmer geworden. Selbst jetzt, Stunden später und mit längst geschmolzenen Eiswürfeln, zeigt mein Laserthermometer eine Austrittslufttemperatur von etwas über 22° an. Nett.
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