Der heutige Tag fing gegen halb fünf damit an, daß ich mit einem irren Hustenanfall aufwachte und fast eine halbe Stunde damit zu tun hatte, bis ich wieder geradeaus gucken konnte. Diese dauernden Wetterwechsel bekommen mir scheinbar nicht sonderlich. Wieder ins Bett zu gehen erschien sinnlos, draußen war es kalt, ungemütlich und regnete, also habe ich derweil schon mal die Frühmorgen-Routine gestartet: Katzenwäsche, Kaffee, Zeitung …
Gegen halb Neun kam Simon angeschlurft. Sichtlich auch nicht erbaut vom Wetter, denn eigentlich sollte der heute meinen MOB-Pole (eine hier anstelle von Rettungsringen/-Kragen ziemlich verbreitete „Mann über Bord“-Boje mit drei Meter Stange, Gewicht unten, Schwimmkörper mittendrin und Fähnchen obendran.) neu pinseln, nachdem er das Ding gestern schon mal abgeschliffen hatte. Ich bin nicht ganz sicher, ob diese Dinger von der SAMSA für seegehende Boote vorgeschrieben sind, auf jeden Fall hat hier eigentlich jeder sowas irgendwo am Heckkorb angebamselt. Für mich eigentlich eine eher sinnlose Sache, denn wenn ich unterwegs über Bord gehe, ist eh niemand da, der mir das Ding hinterher werfen könnte, aber wat soll’s, es ist nun mal an Bord und dann kann es auch halbwegs brauchbar aussehen.
Bisher war das aufgrund seines Alters ein ziemlich päkiges Teil, und aus mir unerfindlichen Gründen, ist das im Normalfall ohnehin eine hellgraue Stange mit einem blau/weiß-gestreifen Schwimmkörper. So im Ozean also bestimmt unheimlich toll zu sehen, wenn man nicht gerade direkt drauf zu und schon fast dagegen fährt. Wenn ich nun schon so ein Ding mit mir rumfahre, dann kann es auch wenigstens auffallen und ins Auge springen, sollte es jemals zum Einsatz kommen.
Also habe ich Simon die Stange heute schon mal weiß vorstreichen lassen, als nächstes werden ein paar Neon-rote Farbringe drum rum gemalt, und für nächtliche Einsätze kriegt das Ding noch ein paar 3M-Retroreflektionsstreifen verpaßt, sobald die hier eintrudeln. Und neongelbe Fähnchen mit Reflektorstreifen gibt es beim Bolt-Center für ganz kleines Geld als Baustellenabsicherungen, also werde ich so ein Ding dafür recyclen.
Eine der Regenpausen am Vormittag habe ich genutzt, um mit meiner Delrin-Platte unterm Arm zu Jaques Garage zu terbeln, seine Tischkreissäge vorzukramen und ein paar 40mm Streifen von der Platte abzusägen, die später als Cockpitboden-Erhöhung fungieren sollen. Jaques war gerade mit meinem Gasflaschen-Halter für die Flasche des Relings-Grills beschäftigt. Man mag ja zu den Handwerkern hier stehen wie man will, aber wenn sie sich Mühe geben, sieht das Resultat oft wirklich gut aus.
Nachdem ich mit der Sägerei fertig, und der nächste Regenschauer vorbei war, habe ich mich nochmal meinem Antrieb zugewandt. Das mit den 20mm Lenk-Spiel hatte mir ja nun irgendwie keine Ruhe gelassen, und ich hatte da, nachdem ich nochmal einen Blick ins Workshop-Manual geworfen hatte, auch schon so einen Verdacht, woran das liegen mochte. Wie sich später herausstellte, lag ich damit genau richtig.
Dieser Lenkhelm (oben) ist die Verbindung zwischen dem Lenkhebel und dem Antrieb selbst. Der ist seitlich gelagert, damit man den Antrieb anheben kann und er dann hochklappt. Alles, was hier Lenkkräfte in Drehbewegung übertragen kann, ist eine 12er Schraube, die diese beiden Teile verbindet. Die originale war, seit Morgans Leute vor Jahren den Antrieb abgebaut hatten, verschollen. Ich hab sie jedenfalls seither nicht mehr erblickt. Und da Andries ja den Antrieb wieder zusammen und angebaut hat, kam eine seiner typischen Pfuschereien zum Einsatz, wie ich heute entdeckt habe:
Da ist nicht genügend Platz, um die Sechskant-Schraube mit Knarre und Nuß fest zu ziehen, und nachdem ich sie dann erstaunlich leicht mit einem normalen 19er Ringschlüssel gelöst hatte, fiel sie mir nach knapp 1.5 Umdrehungen schon von allein entgegen. Irgendwelches Schraubensicherungsmittel war natürlich auch nicht dran; das hätte sicher lustig werden können, wenn mir bei der Fahrt in den nächsten Hafen dann irgendwann die Schraube rausfällt und der Antrieb plötzlich nicht mehr lenkbar ist und am besten noch gerade zu einer Seite eingeschlagen war.
Die war dann wohl ein wenig kurz. Und da das zwar ein 12er Gewinde ist, das Loch im Lenkhelm aber 20mm Durchmesser hat, war es auch gar kein Wunder, daß die Bewegungen des Lenkhebels nicht sonderlich präzise übertragen wurden.
Im Workshop-Manual des VP270-Antriebs ist an dieser Stelle eine Buchse eingezeichnet, und wenn man mal bei MarineParts Online nachsieht, kann man die da für rund 40,-€ sogar noch kaufen. Da steht natürlich nicht bei, was für Maße die hat oder aus welchem Material sie besteht, aber da es ein 20er Loch ist, der Helm aus 10mm Aluminium besteht und ich nicht wochenlag drauf warten wollte, habe ich Jaques aus einem Stück Delrin eine drehen lassen, die auf 13mm Länge runtergeschruppt und siehe da:
Nachdem ich das Ding zusammen mit einer entsprechend abgelängten Inbus-Schraube und einer großen Unterlegscheibe eingesetzt und verschraubt hatte, war das Lenkspiel zumindest in diesem Bereich fast auf Null und der Linearmotor hat jetzt noch 3mm Leerweg, bevor sich der Antrieb bewegt, statt wie vorher gut 20mm. Geht doch …
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