Ein Schritt vorwärts, und zwei zurück

Sonnig, aber mit 21° recht kühl war es, als ich um kurz nach 9h das Boot verließ. Nach dem Duschen kehrte ich im ProRadio-Shop ein, um in Erfahrung zu bringen, was die Mädels seit letzter Woche zum Thema „Calorifier“ rausgefunden hatten . Das Wort mußte ich übrigens auch erst googeln. Kein Mensch sagt hier sowas profanes wie„Waterheater“ oder „Boiler“. Die Dinger werden hier halt Calorifier oder auch Geysyr genannt. Gemeint ist in allen drei Fällen dasselbe: Ein Boiler, der in meinem Fall nicht nur elektrisch über 230V, sondern auch über einen zusätzlichen Abgang vom Motor auch über das heiße Wasser im Motor-Kühlkreislauf aufgeheizt wird, und dann über eine Mischbatterie in Pantry und Bad sowie auf der Badeplattform warmes Wasser aus den Tanks zur Verfügung stellt.

Da Morgan es in den letzten zwei Jahren nichtmal geschafft hatte, mir auch nur einen Preis für einen 25L-Boiler zu sagen, habe ich den jetzt schlicht hier im Shop bestellt. Die hatten heute zumindest einen Preis und eine vertretbare Lieferzeit für mich parat.

Zurück am Boot, fand ich zwei feiste Kartons im Cockpit: Meine Tanks waren, allen Unkenrufen zum trotz, nach nur 8 Monaten tatsächlich angekommen. Zwar nicht, wie eigentlich bei Morgan bestellt, inclusive Füllstandsgebern und Anschluß-Sets und auch nicht mit wenigstens je 120L, sondern nur 102L, aber immerhin.  Meine Freude darüber währte allerdings nur eine begrenzte Zeit, nämlich solange, bis ich einen der Tanks mal in den Ausschnitt in der Steuerbord-Achterkabine zu schieben versuchte, den ich extra dafür rausgesägt hatte.

Paßt nicht!

Tank. Plastik. 80 Zentimeter lang

Daß ich die Fallrohre von der Cockpitentwässerung temporär entfernen müßte, war ja vorher klar gewesen, auch wenn Brad vor ein paar Wochen baff erstaunt war, als er die nach dem Raussägen der Platte entdeckte. Daß die Tanks jetzt mit 800mm ziemlich genau 3cm zu lang sind, um in das Fach zu passen, kam dann allerdings doch etwas unerwartet für mich.

Tankfach. GFK. 77cm lang.

Wer auch immer damals vor der Bestellung die Abmessungen der Fächer ausgemessen hat, hat das  ganz offensichtlich nur im oberen Bereichs getan, weil man da leichter hinkam (standen ja noch jeweils die zwei blauen Kanister drin). Im unteren Drittel ist an der hinteren Wand nämlich noch eine 3cm dicke Verstärkung von innen auf die gesamte Spiegelbreite (Spiegel=die Rückwand, an die der Antrieb angeschraubt ist) laminiert.

Spiegelverstärkung. Die im Bild sichtbar vorstehende Platte unten an der Rückwand,

Wat nu? Ich will gar nicht drüber nachdenken, was mit meinem Portemonnaie passiert wäre, wenn Morgan dieses Problem für mich hätte lösen sollen. Im Grunde genommen, gibt es eigentlich nur zwei sinnvoll durchführbare Lösungen:

  • 1) Ich trenne die Verstärkung am Spiegel ab und hoffe, daß der Motor den Rest vom Spiegel nicht irgendwann mit der brutalen Power seiner 50PS zerfetzt und der Anbtrieb abfällt.
  • 2) Ich versetze das Schott in dem Schrank um 5cm nach vorne und laminiere es nach dem Tankeinbau wieder ein.

Dritte Möglichkeit wäre gewesen, den Tank um 4-5cm zu kürzen, das erschien mir allerdings nicht so recht praktikabel. Bei Alu- oder Stahltanks hätte das vielleicht Sinn gemacht, bei Plastik eher nicht.

Alternativ hätte ich die Tanks auch in den hinteren Stauraum unter den Kojen der Achterkabinen einbauen können, die bislang nur mit leeren Plastikflaschen als Auftriebskörper gefüllt waren. Das hätte zwar einen großen, zusätzlichen und gut zugänglichen  Stauraum in jedem Rumpf bedeutet, wenn man einfach eine Trennwand zum Motorraum eingezogen hätte, andererseits ist das Boot hinten aber ohnehin schon schwer genug, und ich hätte keinen Platz mehr für den Watermaker gehabt. Der ist nämlich mit 120cm auch deutlich zu breit für eines dieser Fächer.

Nach einem Frustkaffee war die Entscheidung gefällt: Ich werde den Teufel tun, und den Spiegel schwächen. Der sieht zwar an allen Öffnungen, die drin sind, bislang recht gesund und trocken aus, das garantiert mir aber nicht, daß das überall so ist oder der dann um die Hälfte verdünnte Spiegel die Kräfte des Motors noch brauchbar aufnehmen kann und vielleicht irgendwann reißt.

Also kramte ich den Multimaster hervor, und trennte die gerade frisch geschliffene und gemalte Trennwand zu meinem nebenan liegenden Batteriefach raus. Was bin ich doch froh, daß ich diese ganze Bodenstrukturmimik da nur paßgenau, aber lose reingestellt, und nicht auch noch einlaminiert habe, wie ursprünglich beabsichtigt. Das wäre jetzt wirklich richtig umständlich geworden. Im Idealfall kürze ich jetzt das Brett einfach auf der rechten Seite um die 5cm und die Batterien stehen etwas weiter vorn. Macht nix. Es ist immer noch Platz genug…

Das neu gestaltete Batteriefach muß leider schon wieder dran glauben.

Nun ja. Einzig erkennbarer Vorteil bei dieser Aktion: Ich kann die Fallrohre wohl da lassen wo sie sind, und den Tank einfach von vorn dran vorbeischieben. Immerhin etwas.