Frisch Gesellen, seid zur Hand …

ok, frisch war es heute genug, das mit dem „von der Stirne heiß“ war also nicht unbedingt ein Problem. Bei mäßigen 26 Grad und dafür konstant zwischen 18 und 30 Knoten aus Süd, mußte man heute eher aufpassen, daß man nix an die Glocke kriegte. Zum Deckpinseln war definitiv zuviel Wind,  also habe ich Simon heute in die Tiefe der Nacelle-Bilge verbannt, um den bis dato unangetasteten vorderen Bereich ebenfalls noch zu schleifen und zu streichen. Irgendwann soll da schließlich noch meine Standheizung rein und meine noch zu erwerbenden Fender muß ich auch irgendwo unterbringen können. Weitere Backskisten existieren auf diesem Boot derzeit nun mal nicht.

Im hinteren Bereich der Nacelle murkelten derweil seit kurz nach sieben Uhr schon Andries, Willem und noch ein dritter rum, den sie sich zur Unterstützung mitgebracht hatten. Ganz verdutzt war ich, als sie nach kurzer Zeit die beiden Motorfundamente wieder ausgebaut hatten, um die hinteren Löcher reinzubohren. Kuck mal an … :-)

Inzwischen sehen die Dinger allerdings auch aus wie Emmenthaler, soviele Löcher sind mittlerweile drin. Naja, Hauptsache hält.

Jau, das ist der Motor, den man da drin stehen sieht :-)

Da der Motor zu weit hinten sitzt, um die bisher daran verbaute Abgasführung weiter verwenden zu können, hatte Andries einen Edelstahlkrümmer zusammengebraten, der die Abgase über den Z-Antrieb nach außen leiten soll. Auch das ein Novum in diesem Boot, da an dem alten VW-Motor ein handelsüblicher „nasser“ Auspuff mit Dämpfer und separatem Rumpfdurchlass über der Wasserlinie verbaut gewesen war. Paßt dummerweise alles nicht mehr. Der Z-Antrieb andererseits war bislang weder dazu verwendet worden, das Kühlwasser anzusaugen (wie das in Motorbooten Standard ist), noch die Abgase entgegenzunehmen.  Die entsprechenden Bohrungen für die Gegenstücke sind zwar da, aber verschlossen. Das wird noch spannend.

Jedenfalls stellte sich beim probeweise Anhalten des frisch geschmiedeten Edelstahlkrümmers heraus, daß der zum einen leider mit dem neulich gedrehten Adapter zwischen Saildrive-Glocke und Antrieb kollidiert, und zum anderen der Ausschnitt im Spiegel viel zu klein ist, als daß er da so irgendwie mit durchpassen würde. Gnaahhh…

Äh, ja. Und ich sach noch: Auf der Rückseite des Transom-Gehäuses ist eine Alu-Platte angeschraubt, die muß vorher ab! Leichtsinnigerweise hatte ich ihm meine 51er Steckdosen-Lochsäge geliehen, um durch den Spiegel zu bohren. Stattdessen hat er sich damit dann erst mal durch diese 4mm-Aluplatte gekämpft. Alles Grobmotoriker hier um mich rum …

Letzteres wäre normalerweise ein Fall für eine Säbelsäge gewesen, ist ja schließlich nur Holz und GFK. Meine Säbelsäge liegt blöderweise 9500 Km entfernt zuhause im Bastelkeller und Andries hatte keine. Nachdem ein erste Versuch, sich mit einer normalen Stichsäge durch einen fast 6cm dicken Spiegel zu arbeiten kläglich scheiterte, kam er auf die gleiche Idee, die auch diejenigen schon angewendet hatten, die den ursprünglichen Ausschnitt fabriziert haben: Ausprickeln! (Wer nicht weiß, was das ist, frage im nächsten Kindergarten nach. Die machen das da auch , wenn die Kids noch zu klein sind, um ihnen eine Schere in die Hand zu geben :-) )

ausgeprickelt !

Mit der Bohrmaschine wurde also Loch an Loch in den Spiegel gebohrt, und dann der Block rausgebrochen. Ästhetisch eher fragwürdig, erfüllt den Zweck aber irgendwie auch. Immerhin konnte ich ihn dazu bewegen, die entstandene Sägezahnöffnung anschließend noch mit der Flex einigermaßen zu begradigen und, wo er schonmal dabei war, das beim Rest des Ausschnittes auch noch nachzuholen. Jetzt sieht es immerhin ansatzweise so aus, als wäre das tatsächlich mal so geplant gewesen :-)

Der Motor liegt momentan ohne die Fundamente rum. Paßt also auf dem Bild nicht mit dem Ausschnitt

Nun muß er nur noch den Edelstahl-Krümmer unten auf die Hälfte seiner Dicke eindampfen, damit er an der Adapterplatte vorbei paßt. Angeblich soll das bis morgen dann alles eingebaut sein.

Nachdem Simon mit der Bilge fertig war, habe ich ihn nach vorne in die Ankerkästen geschickt. Abgesehen davon, daß natürlich die Anker und die alte Kette da drin liegen, dienten die derzeit lediglich als Zwischenlager für alle eventuell noch benötigten oder auch nicht benötigten alten Motorteile und diversen anderen Krempel, der von Morgans Leuten da deponiert worden war. Bei der Gelegenheit fand sich dann auch mein Großschot-Taljensystem wieder, das ich schon seit fast drei Jahren nicht mehr gesehen hatte. Zwar mit immer noch völlig zerfleddertem Tampen drin, aber wenigstens mit noch hinreichend leichtgängigen Lewmar-Blöcken für eine 12er Schot. Ich hatte die ganze Zeit schon fast damit gerechnet, daß das Ding auch irgendwo untergegangen sei.

Da ich eh zum Shop mußte, habe ich gleich noch 10m neon-orange 12mm-Schot mit eingekauft, um das System wieder auf Vordermann zu bringen. Wenn ich jetzt nur noch wüßte, wo ich denn wohl mein Takelwerkzeug gelassen habe, damit ich da einen Augspleiß reinfrickeln kann …

Sieht jedenfalls in der Farbe ziemlich verfressen aus :-) Fehlt nur noch der Mast und der Großbaum, um das Ding auch irgendwo fest tüddeln zu können.

Neue Großschot in Neon-Orange

Nachdem der linke Ankerkasten fast leer war, weil wir das meiste alte Motorzeug schlicht entsorgt hatten, fanden wir sogar noch einen Zugang von dort in den Rumpf. Ich hatte Morgan ja damals u.a. damit beauftragt, noch zwei zusätzliche Luken ins Vordeck einzubauen, damit ich in den Stauräumen vor den Hängeschränken der vorderen Kabinen (das sind die, die in der Zeichnung als „Buoyancy Tank“ ausgewiesen sind)

Fender, Leinen und ähnliches unterbringen könnte. Soweit ist es aber ja nie gekommen, weil ich ihn vorher rausgeschmissen hatte. Der aktuelle Zugang ist zwar gerade mal zwei Handbreit groß, das reichte Simon aber immerhin aus, um 50 (fünfzig) leere Zweiliter-Colaflaschen daraus zu extrahieren.

Ein ähnliches Erlebnis hatte ich ja schon unter der Koje in der Steuerbord-Achterkabine gehabt. Ganz offensichtlich bekamen die Arbeiter der Dean Catamarans Werft während der Bauphase der Boote Zuteilungen an Cola in pfandfreien 2L-Flaschen verabreicht, damit man in diesen ominösen Buoyancy-Tanks nicht irgendwelche teuren Spezial-Ballons o.ä. einbauen mußte, um für Auftrieb im Fall der Fälle zu sorgen.

50 x 2L x 4 Abteilungen sind ziemlich genau 400L Auftriebskörper bei einem Boot, das mit 5.6to angegeben ist. Inwieweit die es schaffen würden, das beladene und betankte Boot an der Oberfläche zu halten, sollte es aus irgend einem Grund vollgelaufen sein, sei jetzt mal dahingestellt. Solange das Wasser im Rumpf nicht mindestens einen Meter hoch steht, nehmen sie jedenfalls nur sinnlos ungefähr 2-3 Kubikmeter Stauraum weg.

Ich schätze, wenn ich die vorderen mit aufgeblasenen Fendern statt mit leeren Flaschen fülle, wird das den Zweck wohl ähnlich gut erfüllen.  Außerdem habe ich ja auch noch meine aufblasbare Badeplattform mit 600L Volumen dabei. Wenn alle Stricke reißen, kann ich das Ding immer noch im Salon aufpusten, um den Kat an der Oberfläche zu halten. :-)

Und sollte auch das nicht mehr helfen, nehme ich mein Epirb, meine Rettungsinsel und mein Notfallset und setze mich ins Beiboot…

Meine „Foodgrade-Epoxy“-Schmiererei in den Tanks ging übrigens einfacher vonstatten, als ich gedacht hatte. Das Zeug kommt in zwei Komponenten, eine graue pastöse (das eigentliche Epoxid-Harz), die sich in der Dose wie Autospachtel benimmt und aussieht, und eine dunkelbraune zähflüssige (der Activator), die im Verhältnis 2:1 gemischt werden sollen. Bei dem Anblick hatte ich mich schon gefragt, wie man das wohl sinnvoll im Tank verspachteln und anschließend wieder glattschleifen will.

Nachdem ich eine passende Schale gefunden und das Zeugs vermischt hatte, war es dann aber zu einer farbähnlich fließenden, cremeweißen Masse geworden, die sich völlig problemlos mit dem Pinsel auftragen ließ. Hm… 

Naja, jedenfalls sieht das für einen ersten Anstrich schon recht brauchbar aus. Morgen nochmal ein bis zwei Schichten drüber gerollt, und dann müßte es eigentlich genügen.

Mein Essen für heute. So allmählich ist nun auch gut mit Weihnachtsgebäck …