Donnerstag war Springtide. Wir haben die Gelegenheit genutzt, Thelxinoe für eine Tide auf dem Slipway gegenüber von unserem Liegeplatz zu parken und den Z-Antrieb abzubauen, nachdem wir trockengefallen waren. Entgegen meinen leisen Befürchtungen, steht der Kahn auf den beiden Kielen äußerst stabil, auch wenn vorn rund drei Meter „in der Luft“ hängen und die Skegs keinerlei Bodenberührung haben. Gut zu wissen, falls wir mal irgendwann tatsächlich auf einem Naturstrand abseits der Zivilisation trockenfallen müssen
Das vor gut drei Jahren aufgetragene Coppercoat-Antifouling hat seinen geplanten Zweck zufriedenstellend erledigt: Nach über zwei Jahren im Wasser und ohne nennenswert bewegt zu werden, zeigte der Rumpf bis auf ein paar vereinzelte Barnacles und ein bischen Algenschleim keinerlei Bewuchs, wohingegen auf dem nur mit Trilux33 gepinselten Antrieb und den Echolotgebern großzügige Muschelkolonien wucherten. Wenn nun nicht ausgerechnet während des gesamten Tages der Strom hier auf dem Gelände ausgefallen wäre, hätte man den Schmodderkram einfach mit dem Kärcher abblasen können. So habe ich mich darauf beschränkt, die Barnacles mit einem großen Schaber zu traktieren, was nach 20 Minuten allerdings auch schon erledigt war.
Gutes Zeug. Auch wenn es ein paar Euronen mehr kostet als normales Antifouling: Coppercoat lohnt sich.
Die Woche war durchwachsen. Bis Mittwoch war das Wetter noch warm und sonnig, so daß wir mit der Pinselei fast komplett fertig wurden, ab Donnerstag trübte es sich allerdings deutlich ein, und seit Freitag regnet es eigentlich ununterbrochen mal mehr, mal weniger, und ist mit nur noch 25°C auch deutlich kühler als zuvor. Es ist Cyclone-season im Indischen Ozean …
Von Nordosten nähert sich der als „Intense tropical cyclone“ eingestufte Tropensturm „Batsirai„, der vorgestern über Mauritius gezogen ist, dort neben einem Toten rund 1.600 Haushalte ohne Strom zurückließ und morgen wohl die Ostküste Madagascars erreichen wird. Schwere Schäden und Überschwemmungen werden vorausgesagt, und die Bewohner sind angewiesen, sich auf kurzfristige Evakuierungen einzustellen.
Nach Cyclon „Ana“, der vor gut zwei Wochen rund 60 Tote und 70.000 Obdachlose allein auf Madagascar hinterlassen hat, ist das dieses Jahr schon der Zweite, der die Gegend heimsucht. Damit nicht genug, endete die schlimmste Dürre der letzten 40 Jahre Mitte Januar mit wochenlangen, verheerenden Regenfällen, die besonders im Süden der Insel große Landstriche überfluteten und ebenfalls gewaltige Schäden anrichteten.
Ursprünglich hatte es geheißen, Batsirai würde vermutlich nach Überqueren des Mozambique-Channels wieder an Stärke gewinnen und im Süden von Mozambique und/oder Norden Südafrikas aufs Festland treffen, momentan gehen die Prognosen allerdings eher davon aus, daß er vor Erreichen des Festlands wieder nach Südosten abdreht. Bis es soweit ist, bleibt noch knapp eine Woche Zeit, und Cyclone sind alles andere als berechenbar, also wer weiß schon, ob er uns nicht doch noch trifft. Somit werden wir abwarten und das Wetter verfolgen, und gegebenenfalls noch ein paar weitere Landleinen ausbringen.
Ansonsten geht das Leben hier seinen gemächlichen Gang. Angeln darf man hier in der Marina nicht (nicht, daß ich irgend etwas aus dieser Drecksbrühe essen wollen würde 🤮), großartig zu Fuß in der City rumstromern fällt nach all den Warnungen und Ermahnungen wg. der vorherrschenden Kriminalität ebenfalls flach, also beschränkt sich das Freizeitleben auf Netflix oder Hafenkino. Die wenigen Male, zu denen wir zum Einkaufen zwischenzeitlich irgend eine Mall in der Umgebung aufgesucht haben, haben wir ge“Uber“t. Funktioniert hier, im Gegensatz zu Richards Bay, tatsächlich gut und ist mit umgerechnet 1.50€-3.00€ je Strecke vernachlässigbar günstig.
Apropos Hafenkino: Der hier wohnt anscheinend gegenüber auf einem der Angelboote. Zumindest sehe ich ihn seit einer Woche fast jeden Abend stundenlang auf dem Stoffdach rumstehen.
Verhungern muß man hier in der Marina nicht, selbst wenn man sie nicht verläßt. Fast alle Pizzerien, KFC, McD, Shawarma-Shops und sonstige, meist indisch-geführte, Imbisse sind günstig und liefern umsonst oder gegen minimalen Aufpreis auch bis ans Boot oder zumindest bis an den Steg. Selber kochen macht hier eigentlich gar keinen Sinn. Tun wir hin und wieder aber trotzdem, wenn uns grad danach ist:
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