„YOU’RE FIRED!“

Nu isses passiert: Heute habe ich, dem Zeitgeist folgend, auch mal getrumped  und mit Morgan den ersten von allen Leuten rein elektronisch gefeuert, die jemals für mich gearbeitet haben. In Ermangelung eines eigenen Twitter-Accounts zwar per email, aber ich denke, das kann man wohl noch als trumpistisch durchgehen lassen. Und das kam so:Wie gestern schon erwähnt, war das Wochenende aufgrund der Wetterlage eigentlich für nix sinnvolles zu gebrauchen, also habe ich emails gelesen, Kontoauszüge gecheckt und mich dann, angesichts der „rasanten“ Baufortschritte der vergangenen Wochen/Monate/Jahre daran gesetzt, die von Morgan in den letzten 2 1/2 Jahren verfaßten 71 „Invoices“, mit genauer Aufdröselung jedes noch so kleinen Postens und wer wann was mit wem für wieviel gemacht hat, in eine einzige große Excel-Tabelle zu überführen und mal minutiös nach Projekten getrennt auseinander zu dröseln, was ich ihm in dieser Zeit wofür eigentlich bezahlt habe und was davon jetzt tatsächlich alles so richtig fertig und nutzbar ist. 

Bei letzterem Punkt habe ich eigentlich nur drei Projekte gefunden: Das  Ersetzen aller Alu-Nieten an den Maststufen durch Monel-Nieten, die neu angefertigten Steckschotten am Eingang und das Streichen des Unterwasserschiffs mit dem von mir angelieferten CopperCoat.

Alles Andere ist entweder nur halbfertig oder gerade angefangen (siehe z.B. Bad, Dieseltanks, Wasserleitungen), hat irgendwelche unbeseitigten Kollateralschäden hinterlassen (z.B. der völlig überflüssige Ausbau und nicht-wieder-Einbau der Schiebetür während der Steckschott-Sache, während derer das Boot nicht abschließbar war und für jedermann offen rumstand, was schließlich zum Abhandenkommen von Klamotten für über 3.000,-€ führte.

Oder das total sinnlose Durchbohren meiner Kabinendecke, um die Befestigungsschrauben für die Luke von unten kontern zu können, was letztlich zum Wassereinbruch geführt hat und mir direkten Kopfhautkontakt zu den abgesägten (aber nicht entgrateten) überstehenden Schrauben in 1.80m Deckenhöhe bescheren wird, wenn ich nicht selbst was dagegen unternehme) oder aber es war schlicht unbrauchbar, so wie die von Morgan über VolvoPenta besorgte Getriebeglocke, bei der man auch als Nicht-Mechaniker durch simples Davorhalten hätte feststellen können, daß die weder an den Motor noch an den Antrieb paßt. Mal ganz abgesehen davon, daß sie auch noch deutlich schlechter im Zustand ist als meine vorher eingebaute.

Nachdem ich dann durch zusammenklauben der Einzelpositionen rausgefunden hatte, daß mich allein die Arbeitszeit an den bis jetzt eingebauten drei  der zu ersetzenden Decksluken inclusive aller Vorarbeiten wie messen, abkleben, „Muster für Schablone für Aufbau-Rahmen anfertigen“,  Materialbeschaffung usw. rund 57.600 Rand gekostet hat, war ich eigentlich schon bedient genug. Für diesen Betrag hätte ich auch für jede einzelne der insgesamt sieben zu ersetzenden Luken ein Rückflugticket Frankfurt-Durban buchen können, für drei Tage einen Leihwagen nehmen um hierher und wieder zurück nach Durban zu kommen, hätte am Samstag  eine Luke ersetzt und wäre am Dienstag Morgen wieder zuhause im Büro gewesen. Daß die Luken selbst hier in Südafrika tatsächlich billiger waren, als wenn ich sie in Europa gekauft hätte, spielt dabei dann wirklich keine Rolle mehr.

Der Punkt aber, der das Faß schließlich zum Überlaufen gebracht hat war auf diverse Positionen in zwei Rechnungen im September verteilt. Hier fand sich für das schon erwähnte Absägen der von Morgans „Handwerker“-Gefolge  selbst zu lang eingebauten Edelstahlschrauben ein Gesamtbetrag von 1620 Rand, ziemlich genau 100,-€. Nur um das mal erwähnt zu haben: Die 100 von mir extra für diesen Zweck passend bestellten und von ihm verweigerten Edelstahl- Linsenkopfschrauben in M5x28 haben mich 2015 exakt 10,80€ inklusive Versand gekostet,  wie ich vorhin extra nochmal nachgesehen habe.

Und da sie ja auch nicht die ebenfalls angelieferten Hutmuttern verwendet haben (wie auch, wenn die Schrauben innen 20mm vorstehen?), die ein zu festes Anziehen ganz automatisch ausgeschlossen hätten, sondern ganz normale M5 er Muttern , habe ich in der Zwischenzeit in so gut wie jeder neu eingebauten Scheibe mindestens einen oder mehrere Spannungsrisse an  verschiedenen Schraubenlöchern entdeckt, die eindeutig auf Überziehen zurück zu führen sind. Und da soll einem nun nicht das Messer in der Tasche aufgehen…

Den obigen Lieblingsspruch des in den USA allseits so geschätzten ehemaligen Showmoderators hab ich mir dann allerdings gekniffen, so gern ich ihn auch angebracht hätte, sondern mich auf eine zwei Seiten lange sachliche Darstellung der obigen Sachverhalte und meiner Meinung dazu beschränkt.

Ich werde hier nicht die Gesamtsumme aus Morgans Rechnungen der letzten drei Jahre  veröffentlichen. Das war auch keine Überraschung, denn ich habe sie ja schließlich überwiesen.

Was ich allerdings tun werde, sollte es mir jemals gelingen, auf eigenem Kiel hier aus dem Hafen zu segeln, ist einen entsprechenden Bericht auf noonsite.com  einzustellen, einer Cruising Community und Art Serviceportal/-forum für Langfahrtsegler mit Erfahrungsberichten über Häfen, Serviceeinrichtungen, Klarierungsvorschriften usw. weltweit. Vielleicht hält das dann den ein oder anderen Segler davon ab, hier ebenfalls Geld für sinnlose Arbeiten auszugeben…