Minimalismus ist auch ’ne Kunst

Richards Bay, 15.12.2015

Montags ist „braaii night“ im Zululand Yacht Club. Einst aus der Not heraus geboren, weil die clubeigene Bar und die Lounge Montags halt Ruhetag haben und es somit weder was zu essen, noch (was viel schlimmer ist) zu trinken gibt, baute der Club zwei große steinerne Grills in der Bar-Area und stiftet seither allmontäglich ein paar Säcke Grillkohle. Was dann damit angefangen wird, ist Sache der Mitglieder. Ein echtes sudafrikaanse braaii ist eine ernsthafte Angelegenheit, nicht etwa wie eine profane europäische Grillfete, wo einer einlädt und alle anderen dann nur auf’s Essen warten. Jeder bringt mit, was er zu essen und zu trinken gedenkt, es wird gemeinsam gegrillt, geteilt, gesabbelt und natürlich getrunken und im Grunde genommen ist ein braaii somit nix anderes als die unter Yachties weltweit beliebten „pot-luck“-parties am Strand; nur hier eben auf dem Clubgelände.

Da die gestrige „braaii night“ irgendwie den Wetterunbillen zum Opfer gefallen war, hatte ich in meiner Kühlbox noch ein wunderbar anmutendes 380g-Filet rumliegen, das heute weg mußte. Die Temperaturen heute morgen inzwischen schon wieder knapp unter der 40°-Marke, hatte ich allerdings keinen Nerv auf großartige Menügenerierung und somit hieß es: Kochmann raus ins Cockpit, Pfanne drauf, Olivenöl rein und ab dafür. Bischen Pfeffer und Salz drauf, ein Panino (sowas wie ein Ciabatta-Brötchen, habe ich gestern bei Checker’s gefunden) kurz angetoastet und gebuttert und 8 Minuten später hatte ich das zarteste Filet auf dem Teller, das ich seit langem gegessen habe. Moahh…

Resumé: Ein 1a-Filet für umgerechnet 4.35€, ein Brötchen für -,50€ und dazu eine eiskalte Flasche 100%igen O-Saft für -,65€. Mann, bin ich billig zufrieden zu stellen :-)

Wenn ich nächstens das teure Brötchen weglasse und den O-Saft durch einen netten Merlot ersetze, kann ich guten Gewissens damit angeben, ich hätte im Urlaub auch eine „no-carb“-Diät gemacht >:-)

Positiver Nebeneffekt dieser frugalen Völlerei: Danach waren dann auch die rasenden Kopfschmerzen weg, mit denen ich morgens um 5h aufgewacht war und die mich bis Mittag begleitet hatten. Mutmaßlich hervorgerufen durch den spontanen Wiederanstieg des Luftdrucks um über 25mbar in der Nacht (oder der Temperatur um fast 20°C, wer weiß). Offenbar werde ich auf meine alten Tage doch noch wetterfühlig :-/

let there be music

Richards Bay, 14.12.2015

Erwähnte ich schon, daß wir hier einen Temperatursturz hatten? Nein, ernsthaft: Seit gestern vormittag herrschen hier erträgliche 22°C. Einhergehend allerdings damit, daß es seit gestern vormittag auch fast ununterbrochen gießt wie aus Eimern und mein Windmesser gestern nachmittag eine Spitzenwindgeschwindigkeit von 52kts auswarf . Aber irgendwas ist ja immer.

Jedenfalls ermöglicht es die aktuelle Temperaturlage, die thermal bedingte Apathie abzuschütteln und ein paar von den Arbeiten durchzuführen, wegen derer ich überhaupt eigentlich erst hergekommen bin. Seit gestern nun (TADAA!) habe ich neben einem dieser winzigen MP3-Bluetooth-Lautsprech-Gnubbel, die wir letztes Jahr an der Tanke für die HEM verteilt haben (und der gar nicht mal soo schlecht klingt, wenn man eine Woche lang außer Notebook-Lautsprechern und Handy-Quäken nichts brauchbareres hat), auch richtige Musik zur Bereicherung des Bordlebens und zur Erbauung der Nachbarn.

Die Boombox im Kleinstformat.
Die Boombox im Kleinstformat.

Bereits auf der letzten Ganymed hatte ich das bis dato teuerste Autoradio meines bisherigen Lebens eingebaut, ein Fusion AV700i, und war damals ganz angetan von der vielfältigen Vernetzbarkeit mit den Apple- und Garmin-Gerätschaften an Bord. Da ich das Ding dummerweise im Frühjahr zusammen mit dem Boot verkauft hatte, habe ich im Sommer bei Jürgen Enßlin ein neues geordert und das mit nach Südafrika geschmuggelt. (Bei der im Juni gestellten Anfrage beim hiesigen Ausrüster wollten die knapp das Doppelte des deutschen Preises haben, das war mir denn doch ein klein wenig zu viel des Guten).  Nu isses also eingebaut, klingt mit den vorhandenen Wharfdale- und den mitgebrachten Creative-Lautsprechern schon ganz passabel und wartet eigentlich nur drauf, daß ich ihm noch einen passiven Subwoofer spendiere. Nächstes Mal vielleicht …

 

Kommunikation tut not

Richards Bay, 13.12.2015

Beim letzten Besuch hier hatte ich meinen mobilen Huawei UMTS-Router dabei, nur um zu testen, ob das hier überhaupt funktioniert. Auf der Übersichtskarte von VodaCom SA sieht es zwar so aus, als sei ganz Richards Bay mit LTE-Empfang gesegnet, tatsächlich jedoch beschränkt sich das auf einige wenige Spots, während ansonsten immerhin UMTS (also 3G) verfügbar ist. Da mit Prepaid LTE-Karten ohnehin ebenfalls bei 21MBit Schluß ist, spielt das allerdings auch gar keine Rolle und UMTS tut’s auch.

Da ich nun nicht die Absicht hatte, im Roaming 1,-€ oder so pro verbrauchtem MB zu löhnen, hatte ich Anfang der Woche eine der hier an jeder Straßenecke und in jedem zweiten „Outlet“ zu findenden VodaCom-Filialen aufgesucht und zwei Prepaid-Karten gekauft. Eine als Telefonkarte für mein altes S3, da mit den hiesigen Kontakten WhatsApp auf „ausländischen“ Handies skurrilerweise oft nicht funktioniert, und die andere als Data-Card mit 2GB Datenvolumen für  30 Tage, um sie in einen Huawei LTE-Stick zu verfrachten, der dann als „Modem“ an einer ebenfalls mitgebrachten Fritz.Box 4020 fungieren sollte, um all den mitgeschleppten mitteilungsbedürftigen Elektronik-Gadgets als Verbindung zur zivilisierten Welt zu dienen. Soweit die Theorie …

Dass das per se überhaupt einigermaßen so klappt wie ich mir das vorgestellt hatte, hatte ich immerhin schon zu Hause mit einer Vodafone LTE-Prepaidcard getestet, ein entsprechendes Netz in der Fritz.Box eingerichtet, alle Geräte darauf angemeldet und sogar ein VPN zum Heimatnetz etabliert, was bislang noch nie so funktioniert hatte, um damit tatsächlich arbeiten zu können. (Mittlerweile weiß ich aber wenigstens, warum nicht :-) ) Da man ja im Laufe der Jahre zulernt, hatte ich sogar alle mitzunehmenden  Gerätschaften drei Tage am Stück eingeschaltet gelassen, damit sie etwa noch zu erledigende Updates daheim über die Flatrate erledigen könnten, anstatt meine teuer gekauften GB zu verbraten. Und was soll ich sagen?

Die 2GB haben nichtmal bis zum nächsten Morgen gereicht. Aus unerfindlichen Gründen war mein $#§6!-Notebook der Meinung, nachts mal eben spontan sein Windows10 für 1.5GB updaten zu müssen und war dann an einem ebenfalls unangekündigten „Windows10Pro-Upgrade“ gescheitert, weil das Datenvolumen leider schon verplempert war. Mistvolk, dämliches!

Nachdem ich nun gestern nochmal 10GB nachgekauft habe, meinten auch beide Samsung Handies, zusammen gut drei Dutzend Apps updaten zu müssen (geht ja schließlich über WLan, nicht über mobile Daten, ARrrgggghhh …) Eigentlich warte ich jetzt nur noch drauf, daß mein Ipad oder iphone auch noch ein neues IOS runterzieht, von den insgesamt 12GB sind immerhin noch 6.2 verfügbar; wäre doch gelacht, wenn die nicht bis spätestens drei Tage vor Urlaubsende auch noch wegzuballern wären. Ich bin schließlich noch über eine Woche lang hier…

Nachtrag 15.12.2015, 20h

HAH! Ist ja nicht so, daß ich meine Pappenheimer nicht kennen würde. Gerade pingt mich das Ipad an: „IOS 9.2 wurde geladen und kann jetzt installiert werden“. Die machen mich echt fertig, die Mistdinger …

Stand der Dinge: „Databalance: 5.73 of 12 GB available“. Immerhin. Aber ich hab ja auch noch ein Iphone mit, das sich auch noch updaten könnte, außerdem lauern seit gestern schon wieder 8 Ipad-Apps und 2×7 Android-Apps auf die Updatefreigabe ….

Blutrausch an Bord

Richards Bay, 11.12.2015

Hohe Temperaturen sind eine Sache, eine dabei vorherschende Luftfeuchtigkeit von durchwegs über 85% eine andere. Schon am 2. Abend war mir aufgefallen, daß sich in meiner Kabine unerhört viele Mücken tummelten. Da ich am nächsten Morgen aber keine Beschwerden deswegen hatte, dachte ich noch frohgemut „na gut, ignorieren wir uns gegenseitig und alle sind glücklich“. Pustekuchen! Die hatten mich nur in Sicherheit gewiegt um sich in noch höherer Zahl zusammenzurotten und dann gemeinsam über mich herzufallen.

Einen Tag später sah ich aus, als hätte ich die Masern! Hab‘ sie nicht gezählt, aber so um die 6-800 Stiche an Armen und Beinen werden das wohl gewesen sein, und mein Bettlaken sah aus, als hätte ich [ok, zensiert], nur von den versehentlich zerquetschten Viechern, die sich bereits an mir gelabt hatten. Das letzte Mal daß ich jemanden so zerstochen gesehen habe, war Sara damals im Hilton in Ägypten (wo alle Mücken Hurghadas über sie hergefallen waren, während sie zwischen Jutta und mir schlief, und dann als einzige von uns dreien überhaupt gestochen wurde. :-) )

Bei den vorherrschenden Temperaturen mit geschlossenen Fenstern zu schlafen, ist echt keine Option. Ich gehe hier schon fast ein, obwohl alle Luken und Portlights offen sind und sich hin und wieder mal der Hauch eines Luftzugs ins Innere verirrt.

Da es mir nicht gelungen ist, irgendwo Gaze für die Fenster und Türen aufzutreiben, wurden die aufzuscheuchenden Viecher erstmal, soweit erreichbar, manuell massakriert, Abends eine Citronella-Petroleumlampe angezündet und vorsorglich alle erreichbaren Körperpartien mit einem Antimückizid imprägniert. Der Erfolg war, gelinde gesagt, überschaubar. Normalerweise stört mich umherschwirrendes Viehzeuchs im Schlafzimmer nicht die Bohne, aber wenn man alle 15 Sekunden direkt neben dem Ohr mindestens eine 3er-Formation rumsirren hört, ist das irgendwann echt lästig.

Schwereres Geschütz mußte also her: Immerhin bin ich wohl nicht der Einzige, dem die Viecher auf den Senkel gehen, daher bietet die südafrikanische Chemiewaffen-Industrie durchaus entsprechende Gegenmaßnahmen an. Zum Einsatz kam also ein flächendeckend einzusetzendes Produkt mit dem erfolgversprechenden Namen „DOOM“, nach dessen Anwendung ich mich vorsichtshalber für den Rest des Nachmittags nach draußen verzogen habe, bevor ich Türen und Fenster wieder öffnete. Für den Fall, dass dieses Kampfmittel noch etwaige Überlebende zurückgelassen haben sollte, hatte ich noch einen elektrisch verteilten Kampfstoff namens „Mortein“ erstanden und siehe da: Ruhe war’s!

Angeblich 30 Tage lang Ruhe vor dem Stechzeuchs
Angeblich 30 Tage lang Ruhe vor dem Stechzeuchs

Mal sehen, wie lange ich mich über den Sieg freuen kann. Wenn alles andere versagt, kann ich mir immer noch ein Mosquitonetz über der Koje anbringen :-)

 

… es soll niemand frieren ohne zu hungern …

Oder so ähnlich. Das war doch wieder sowas von vorhersehbar: Im Juli renne ich mir erfolglos die Hacken ab, um mangels Kochalternative eine Ersatzkartusche für den von Kirsten zur Verfügung gestellten Kartuschengaskocher zu finden und kaum habe ich Monate später einen funktionierenden Backofen/Herd samt 11Kg Gasflasche, stehen die Kartuschen beim Checker’s zu Hunderten im Regal rum.

Sei’s drum, bei den aktuellen Temperaturen macht Kochen im Boot eh keinen Spaß, und so kann ich mich gemütlich ins Cockpit setzen, die Rühreier direkt am Tisch braten und während der Frühstücksvorbereitungen auf den Sonnenaufgang warten.

Das war übrigens Sonntag morgen um halb sechs. Und das im Urlaub! Unglaublich :-)
Das war übrigens Sonntag morgen um halb sechs. Und das im Urlaub! Unglaublich :-)

Und vielleicht fällt ja auch mal der Strom aus, während ich gerade dringend Kaffee machen muß, dann wäre auch das kein ernsthaftes Hindernis mehr. (Südafrika scheint ein permanentes Problem mit der Stromversorgung zu haben, das die Regierung durch etwas namens „Load shedding“ zu beheben versucht. Was genau das sein soll, konnte mir bislang allerdings noch niemand so recht erklären. Nur daß es offenbar nicht wirklich zu funktionieren scheint.)

Warmes Essen ist hier an Bord ohnehin so ein Thema für sich. Nicht, daß ich diesbezüglich sonderlich verwöhnt wäre; mehr als 2 warme Mahlzeiten habe ich seit Jahren nicht auf den Tisch gekriegt (pro Woche wohlgemerkt, nicht etwa pro Tag), wenn ich nicht selbst hin und wieder gekocht oder mal beim Thai-Imbiss gestoppt hätte, und seit Juttas Auszug schon mal gar nicht, aber ganz offensichtlich lassen sich fehlende, sonst in fester Form zugeführte Kalorien auch völlig problemlos durch Kaffee,  Zigaretten und Gummibären kompensieren, wenn ich meiner Waage glaube. Wie auch immer: Hier ist es zwar eigentlich viel zu warm zum essen, andererseits juckt es mich natürlich doch, schon mal die eine oder andere lokale Konserve für den geplanten Törn „testzuessen“ und so gab es heute eine Dose „Rhodes Chakalaka mild & spicy“, ergänzt um ein paar „chicken-frikadels indian style“ von Woolworth’s.  (Haben die in Deutschland eigentlich auch eine Food-Abteilung? Die sind hier echt gut bestückt.)

Chakalaka mild & spicy
Chakalaka mild & spicy

Ergebnis: Yohoho! Die in D seit der vorletzten Fußball WM angebotenen Kartoffelchips „á la Chakalaka“ waren bei mir im Geschmackstest grandios durchgefallen und haben mit diesem Gebräu hier geschmacklich auch nicht das geringste zu tun. Dies war jedenfalls „echt leggä“.

Ich werde dann wieder berichten, sobald ich mal die noch im Schrank stehende Variante „hot & spicy“ getestet habe. Die jetzt getestete (und übrigens für „gut und mitnehmenswert“ befundene) geht für den typischen mitteleuropäischen Geschmacksnerv allerdings nur noch sehr eingeschränkt als „mild“ durch. Klappt vermutlich nur, wenn man unter seinen Lieblingslokalen einen noch nicht all zu sehr durch europäische Kunden „verdorbenen“ Inder oder Thai aufweisen kann :-)