Ich glaube, es wird allmählich höchste Zeit, den Kahn endlich fertig zu bekommen und ins Wasser zu schmeißen, bevor mir hier noch die Ständer, auf denen er aufgebockt ist, vollends unterm Hintern zusammenbrechen. Heute morgen kam Andries mit dem fertig gecrimpten Ketten/Seilpaket an, um es erneut einzubauen und dann die Abstände einzustellen. Ich hatte gerade das Gehäuse der Doppel-Umlenkrollen nochmal ausgebaut und mit der Flex nachbearbeitet, da Danny das Ding gestern zwar um zwei Zentimeter kürzer geflext hatte, die Einhebelschaltung aber trotzdem noch nicht ganz in die Öffnung der neuen Konsole direkt darüber paßte, sondern am Gehäuse hängenblieb.
Nachdem ich das wieder eingebaut und wir dann das ganze Gerödel erneut über die Rollen drapiert und die Seile nach außen geführt hatten, waren wir gerade auf der Badeplattform damit beschäftigt, die Lenkseile abzumessen und an der Lenkstange zu befestigen, als just in dem Moment Danny und sein Kumpel vorbeikamen, die Hühnerleiter hochstiefelten und ebenfalls die Badeplattform betraten. Es machte erst leise „krrrk“, kurz darauf ziemlich vernehmbar „KRACK!“ und irgendwas gab um ein paar Zentimeter nach. Wir sahen uns an, und dann machten alle, daß sie schleunigst erstmal vom Boot runterkamen.
Wie sich rausstellte, war das dann eines der 5cm dicken Bretter gewesen, die als Distanzstücke unter den Kielen liegen, in diesem Fall das hintere unter dem Steuerbordrumpf. Das unter dem Backbordrumpf sieht auch nicht mehr so viel besser aus, und wird wohl auch demnächst nachgeben. Nun habe ich zwar gestern beide Wassertanks mit gut 520L bis zum Rand gefüllt und wir vier hinten auf der Plattform waren sicher auch nochmal knapp 400Kg, die unter einem etwas ungünstigen Hebelarm auf den Kiel-Keil einwirkten, aber trotzdem: oops …
Als ich das erste Mal hierher kam und diese Methode des Aufpallens sah, hatte ich mich noch gefragt, warum sie die Katamarane wohl einen halben Meter über dem Boden aufbocken, statt sie einfach auf quergelegten Bohlen direkt auf den Kielen abzustellen, dann aber nicht weiter drüber nachgedacht, sondern es auf besseres Arbeiten am Unterwasserschiff geschoben. Tatsächlich liegt es eher daran, daß hier halt kein normaler Travellift arbeitet, sondern die Kats mit einem speziellen Katamaran-Slipwagen aus dem Wasser geholt werden, und das Ding nun mal auch im abgesenkten Zustand noch eine gewisse Mindesthöhe hat.
Thelxinoe gehört nunmal zu den kleineren Exemplaren der Spezies Katamaran und ist für mich zwar groß genug, mit einer maximalen Breite oben zwischen den Rümpfen von gerade nur 2m aber eher schmächtig um die Hüften. Der Slipwagen paßt nur gerade so eben zwischen die Rümpfe, mit bestenfalls noch einer Fingerbreite Platz an jeder Seite. Wie die Tage bei Adriana wieder gesehen, legen sie zum Transport extra noch ein paar Hölzer oben auf den Slipwagen, um Platz genug zu haben. Wenn der Kat nun also um mehr als 10cm absinkt, wird das nix mehr mit dem Transport und ich bin hier auf ewig festgenagelt (oder muß Simon den Boden zwischen den Rümpfen ausschachten lassen, damit der Slipwagen wieder drunter paßt )
Die LKW-Felge als nächste Schicht in dem Aufpall-Stapel wird wohl halten, aber der Baumstumpf ganz unten sieht so richtig vertrauenswürdig auch nicht mehr aus …
Der derzeitige Zustand erscheint stabil genug, um das Boot trotzdem betreten zu können, also haben wir nach kurzer Pause mit der Lenkung weitergemacht. Außen kommen jetzt noch zwei passende neue Drahtseilspanner dran, und dann sollte die Ruderanlage wohl wieder funktionstüchtig sein. Zumindest, was die eigentlichen Ruder angeht. Der Linearmotor für den Z-Antrieb liegt ja leider immer noch bzw. schon wieder in Deutschland untätig im Paket rum.
Meine Schemazeichnung des Kettenverlaufs von gestern war übrigens falsch, wie wir dann heute bei nochmaligem drüber-Nachdenken rausfanden, nachdem ich mir das nochmal bei Hellem angesehen hatte. Das hatten sie zwar gestern so hingefummelt, tatsächlich läuft die Kette aber natürlich einmal um 180° um das Kettenrad, statt es nur zu tangieren. macht ja auch deutlich mehr Sinn.
Als Andries und Konsorten nach getanem Einbau Feierabend gemacht hatten, habe ich mich wieder meiner Antriebslift-Konstruktion gewidmet. Der Flaschenzug zum Anheben war ja nur die halbe Miete: Der Volvo-Antrieb hat eine federbelastete Klinken-Sperre, die verhindert, daß der Antrieb hochkippt, wenn man den Rückwärtsgang einlegt und Gas gibt, die es somit um etwa 2cm zu lösen gilt, bevor das ganze Ding überhaupt geliftet werden kann.
Tagelang hatte ich gedanklich auf diversen Lösungen rumgekaut, die von einem Umlenk-Gestänge mit RC-Servo über sowas wie einen Fahrrad-Brems-Bowdenzug mit einer Hebelmimik zum Auslösen gingen, um die Sperre während des Anhebens von oben bedienen zu können, statt erst die Klappe in der Badeplattform zu öffnen und mit langem Arm blind unterhalb des Antriebs rumzufummeln, während ich mit dem anderen Arm den Flaschenzug bediene. War mir aber alles irgendwie viel zu umständlich und korrosionsgefährdet erschienen, außerdem hätte ich mindestens zwei Löcher in die Außenseite des Antriebs bohren oder irgendwas stabiles drankleben müssen, um eine Umlenkung oder Befestigung anzuschrauben. Das ist ein Kat aus den 1990er mit vormals ziemlich primitiver Technik, also: Think simple!
Jetzt hängt da eine schlichte 4mm-Strippe an dem Hebel, deren anderes Ende derzeit noch an dem Hebeseil angeknotet ist, weil ich keinen passenden Schäkel hatte. Solange das Hebeseil nur lose mit dem Knoten auf der Badeplattform liegt und entlastet ist, kann die Sperre ganz normal arbeiten und man kann auch rückwärts fahren. In dem Moment, wo oben geliftet wird, strafft sich das Seil, zieht den angetüddelten Betätigungstampen ebenfalls straff und die Sperre wird gelöst, der Antrieb kann zur Wasseroberfläche geliftet werden. Funktioniert, Mission erfüllt. Wie „seetauglich“ und haltbar das Ganze ist, wird sich zeigen.
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