Kuck mal, in Faaarbe

[DISCLAIMER: Dieser Blog-Eintrag enthält möglicherweise Aussagen wider die heutzutage omnipräsent eingeforderte political correctness und könnte zu irrigen Annahmen über die politische Ausrichtung des Autors führen. Allen diesbezüglich besorgten Lesern sei versichert, daß es sich lediglich um meine Beobachtungen, und nicht um Wertigkeiten oder Bewertungen irgendeiner Art handelt.]

Nachdem ich heute morgen aus unerfindlichen Gründen schon kurz nach 6h30 wachgeworden war, sah ich keine Notwendigkeit, noch länger liegen zu bleiben und begann den Tag mit einer Dusche und einem Marmeladen-Brötchen. Ein paar Minuten später pingte mich bereits mein Handy an, und die ersten WhatsApp-Nachrichten trudelten ein, wonach Andy es tatsächlich bis nach Frankfurt geschafft hatte (Obwohl er prompt in Jo’burg seinen Anschlußflug verpaßt hatte und auf einen späteren umbuchen mußte :-) )

Irgendwann gegen 8h tauchten dann Eric & Co auf, um wieder mal die provisorischen Abdeckungen von den Luken zu entfernen. Es war immerhin fast windstill bei angenehmen 23°C und zu meiner großen Verwunderung hatten sie heute sogar Eimer, Schwamm und Naßschleifpapier mitgebracht.

Die würden doch nicht? Doch, würden sie! Zumindest verneinten sie breit grinsend meine ironische Frage, ob sie mein Boot waschen wollten. Eric fing an, den gestern grundierten Bereich mit schwarzem Feinspachtel zu malträtieren, um die letzten Schleifriefen zu entdecken und durch Naßschleifen zu glätten.  Alles gut, auch wenn der überwiegende Teil der bearbeiteten Fläche später unter einer Antislip-Struktur ohnehin nicht mehr zu sehen sein wird. Als er dann allerdings fast eine halbe Stunde lang auf dem direkten Flansch rumgefiedelt hatte, der mit etwas Glück morgen unter 5mm Sikaflex und weiteren 5mm Aluminium verschwunden sein würde, habe ich mir erlaubt, ihn mal dezent auf die Sinnlosigkeit seiner Bemühungen hinzuweisen, woraufhin er sich dann zwar etwas mürrisch aber zügig der anderen Luke zuwandte.

Gegen 11h war das Thema dann durch, und es wurde wieder abgeklebt. Die Jungs arbeiten hier mit Maler-Abdeckfolie von der Rolle, ganz  professionell. Aber anstatt den ganzen Bereich einfach großflächig abzudecken und dann, wie bei einem OP-Tuch, anschließend ein Loch für den zu lackierenden Bereich reinzuschneiden, sägen sie Din-A4 große Stücke von der Rolle, die dann mit aller Seelenruhe und Unmengen an Duct-Tape um den Operationsbereich herum gepatchworked werden.

Das tut echt schon beim Zusehen weh. Jedenfalls wenn man Jahrzehntelang eine Lackiererei im Keller hatte und vor allem, wenn man derjenige ist, der für diese Trödelei letztlich das Portemonnaie zücken muß.

Irgendwann kurz vor Mittag waren sie dann auch damit durch, ein Kompressor wurde aufgebaut, Farbe gerührt und in den Lackbecher gefüllt und dann kam der Moment des Lackierers. Daß es inzwischen vergleichsweise deutlich aufgefrischt hatte, störte niemanden und dafür, daß hier bei Windstärke 2-3 direkt unter einer 25m hohen Konifere lackiert wurde, die permanent täglich hunderte von kleinen Zapfen und Zweigen und Myriaden von Pollen/Samen oder was auch immer aufs Boot abwirft, sah das Ergebnis ganz ansehnlich aus. Man hätte jetzt in aller Ruhe abwarten, und erstmal Mittag machen können…

Aber nein: Nachdem Lackierer und Kompressor nach getaner Tat umgehend wieder verschwunden waren, machte sich Erics Kumpel eifrig ans Werk, schon mal vorsorglich die Abdeckfolie zu entfernen. Keine Ahnung, ob ihm das irgendwer aufgetragen hat oder ob es seine eigene Idee war (was ich mir wirklich kaum vorstellen kann*), jedenfalls hätte ihm derjenige vielleicht sagen sollen, daß man die Folie entweder nicht schon knapp 10 Minuten nach dem Lackieren in Windrichtung abzieht, oder wenn doch, sie wenigstens vernünftig festhält, damit sie nicht rumflattert.

(* Dieser Mensch ist in meinen Augen ohnehin ein Phänomen und bestätigt jedes Vorurteil, das man über dunkelhäutige Arbeiter nur haben kann. In seiner Anwesenheit drängen sich mir grundsätzlich immer Assoziationen zu der 70er-Jahre-Fernsehserie „Roots“ auf. Abgesehen von zeitlupenartigen Bewegungen, die in ihrer Staksigkeit unweigerlich an einen Storch erinnern und einer extrem leisen Aussprache, die genau so klingt wie man es von dem schwarzen Piraten in den Asterix-Comics kennt [so“y‘ Ssö‘] , legt der Kerl eine derartig aufdringliche Servilität an den Tag, daß ich jedes der seltenen Male, wenn er mich wegen irgend etwas ansprach, unterschwellig damit gerechnet habe, daß er den  Satz mit „Aye, Massah“ beendet. Man fühlt sich glatt um zweieinhalb Jahrhunderte zurückversetzt und gewinnt den Eindruck, das Ende der Apartheid wäre völlig an ihm vorbeigegangen …)

Wie auch immer: Selbstverständlich landete die Abdeckfolie zur Hälfte auf dem frisch lackierten Bereich und hinterließ bei dem Versuch, sie davon wieder abzupulen, entsprechende Spuren im Lack. Was ein grandioser, dreiwöchiger Aufriß, und dann das.

Brad ließ sich für den Rest des Tages nicht mehr blicken, aber ich mutmaße mal, sie werden’s ihm wohl gebeichtet haben und er war stinksauer.

Nuja. Ich hoffe, sie kommen nicht morgen auf die Idee, die Aktion deswegen nochmal wiederholen zu wollen, sondern bauen die Luken nun nach drei kompletten Wochen tatsächlich endlich ein.

Ansonsten brachte der heutige Tag noch ein halbes Dutzend emails zum Thema „Saligna“.        Da Morgan schon seit letzter Woche auf einem „Ride & Fish“-Trip irgendwo im Hochland von Lesotho rumschwirrt um Forellen zu jagen, und ganz offensichtlich vorher noch kein Holz bestellt hatte, wie eigentlich angekündigt, habe ich das heute selber in die Hand genommen und einen Saligna-verarbeitenden Betrieb in Kwambonambi, einem Ort ca. 30Km entfernt von Richards Bay, kontaktiert, der mir als kompetenter Lieferant genannt worden war. Nach der ersten Anfrage stellte sich raus, daß die bedarfsweise sogar Zuschnitte fräsen, was mir das selbermachen ersparen würde und eine deutliche Vereinfachung wäre.

Schauen wir mal, wie schnell die meine 80m Holzleisten für die Seitenverkleidungen wohl liefern können…