Manchmal bin ich doch ganz froh, daß ich meine Tage nicht in Deutschland verbringen muß, wenn ich mir die Berichte über das Schneechaos mit Ansage „zuhause“, im südlichen Niedersachsen, so ansehe. Sonntag war es hier, nachdem es die ganze Woche mit recht angenehmen Temperaturen um die 30°C und nicht allzuviel Wind irgendwie sommerlich zuging, fast windstill und da vor einer Woche die Maßnahmen im hiesigen Lockdown wieder gelockert wurden und nun auch die Strände wieder geöffnet sind, haben wir den Tag genutzt, um mal nachzusehen, ob der Ozean nach all dieser seit fast zehn Monaten andauernden Lockdownerei immer noch da ist.
Ist er! Erste Überraschung bei der Anfahrt zum benachbarten Alkantstrand: Eine Straßensperre mit einem halben Dutzend Wachleuten, die peinlich genau jedes ankommende Fahrzeug (und das waren eine ganze Menge) auf mitgebrachten Alkohol durchsuchten, was diverse der potentiellen Strandbesucher gleich wieder zur Umkehr bewog, bevor sie das Meer auch nur sehen konnten. Bei uns war nix zu bemäkeln, also durften wir ungehindert passieren. Der Parkplatz am Alkantstrand war einigermaßen gut gefüllt, und auch auf den umliegenden Flächen standen Autos rum, wurde gebraait und gepicknickt, aber angesichts des Umstandes, daß dies quasi das erste Wochenende nach Monaten der Sperrung war, an dem die Strände überhaupt zugänglich waren, verlief sich die Menge der Besucher doch ziemlich. Social distancing war jedenfalls kein Problem.
Gebadet haben wir allerdings nicht, dafür einen Spaziergang bis zum Ende des Wellenbrechers gemacht. Auch wenn es auf dem Titelbild nicht danach aussieht: Eigentlich war das Meer spiegelglatt. Ein paar Fotos gemacht, eine Weile vergebens auf einen ein- oder auslaufenden Kohlefrachter gewartet, und dann war’s das auch schon, mit unserem ersten Strandbesuch.
Statt direkt zum Boot zurückzukehren, entschieden wir uns, bei KNK Curries am TuziGazi-Hafen anzuhalten und ein Lunchpaket mitzunehmen, und konnten, während wir auf die Fertigstellung unserer Bestellung warteten miterleben, wie die Freizeitgestaltung der ortsansässigen Motorradgang aussieht: Ein gutes Dutzend gestandene Mittvierziger Kuttenträger, teils im ZZ-Top-Look, versohlte sich gegenseitig zu den lautstarken Klängen von gecoverten Abba-Songs und den launigen Ansagen eines dazugehörigen „Moderators“ mit einem überdimensionierten Holzlöffel gegenseitig den Arxch und hatte anscheinend mächtig Spaß dabei. Nu ja, andere Länder, andere Sitten
Während erste Berichte über Schnee- und Eis-Räumeinsätze aus der alten Heimat per WhatsApp eintrudelten, gönnten wir uns auf dem Rückweg noch ein Eis von Roberto’s, und machten uns dann auf den Heimweg zum Boot.
Der weitere Sonntag war dann geprägt von weitgehender Inaktivität und bestand zum überwiegenden Teil aus simplem Abhängen meinerseits. Auch mal ganz nett
Der heutige Montag hingegen sah mich erstmal seit fast einem Jahr wieder im Hafenbecken: Im Auslaß der Pantryspüle hatte sich ein halbes Dutzend miese Muscheln häuslich niedergelassen und sorgte nicht nur für einen deutlich verminderten Abfluß, sondern auch für gelegentliche Geruchsbelästigung. Also klemmte ich mir ein Messer zwischen die Zähne, stieg in die Fluten, und schälte die unerwünschten Mitbewohner aus dem Abfluß.
Und wo ich nun einmal dabei war, habe ich auch gleich den Propeller, Echolot-Geber und die Unterwasserleuchten von unerwünschten Ansiedlungen befreit. Dafür, daß das Boot gerade mal 11 Monate im Wasser liegt, hat das hier als angebliches Trilux33 verkaufte Prop-Antifouling-Zeug seinen Zweck eindeutig nicht erfüllt. Auf dem mit Coppercoat bepinselten Rumpf fand sich nicht eine einzige Pocke oder Muschel, nur ein bischen Algenschleim, der sich mit einem simplen Schwamm entfernen läßt, aber der Propeller sah aus, als hätte er schon Jahrelang unter Wasser verbracht.
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