Oder auch: Der Kubus ist umgekippt. Wie im letzten Beitrag angesprochen, besteht bei uns derzeit die Überlegung, das Bootleben für eine Weile hinter uns zu lassen und, zumindest vorübergehend, sesshaft zu werden. Mieten ist uns beiden irgendwie unsympathisch, also waren wir auf der Suche nach einem Haus. Möglichst irgendwo nicht all zu weit weg von der Küste, und hinreichend groß, um auch mal ein paar Familienmitglieder oder Freunde für eine Weile zu empfangen und unterzubringen, sollte sich die Gelegenheit ergeben.
Seit Dezember hatten wir wochenlang die Abende damit verbracht, die hiesigen Immobilienportale zu durchstöbern, um womöglich ein Haus zu finden, das bezahlbar ist, irgendwie ins obige Schema paßt, und das uns beiden gefällt. Sicher, wir haben einen halben Hektar Land irgendwo in Mpumalanga und könnten da auch bauen, aber das sind 800km von hier und der Weg zum Boot somit ein kleines bischen mit Umstand verbunden. Außerdem, so meine Überlegung, bin ich inzwischen 62 Jahre alt und würde zugegebenermaßen lieber einfach wohnen statt werweißwielange erst noch zu bauen. Ganz besonders nach den Erfahrungen mit Handwerkern aller Art hierzulande. Also haben wir unsere Suche auf die Küstenregion beschränkt um etwas zu finden, in dem wir sowohl entweder „zusammen alt werden können“, oder das zumindest vom Zustand und von Lage und Optik her so ist, daß man es ggf. in ein paar Jahren für einen anständigen Preis auch wieder verkaufen könnte.
Die Kap-Gegend wäre, zugegeben, natürlich meine erste Wahl, wie schon mal Anfang 2020 irgendwann hier erwähnt, allerdings passen die Haus- und Grundstückspreise dort nicht so ganz zu unserem Budget und aus irgendeinem Grund sind Grundstücke dort zudem meist so klein, daß man kaum ums Haus gehen kann, ohne das eigene Grundstück zu verlassen. Irgendwie habe ich ein Problem damit, wenn mir morgens beim Frühstück auf Balkon oder Terasse der Nachbar das Brötchen vom Tisch nehmen könnte…
Wir haben unsere Suche dann auf den Bereich Port Edwards bis hoch zur Grenze von Mozambique eingegrenzt und wenn man ok damit ist, rund eineinhalb bis zwei Stunden im Auto unterwegs zu sein um zum Boot zu kommen, weil es in dem ganzen Bereich außer Durban und Richards Bay keine weiteren Marinas gibt, findet man da durchaus bezahlbare Häuser, viele davon mit Meerblick. Nicht unbedingt in bestem Zustand und oft auch schon etwas angejahrt, aber teilweise sogar direkt am Strand, oft mit Pool oder Jacuzzi oder beidem. Aber eben fast nur 08/15-Bauten in unserer avisierten Preisklasse. Im besten Fall immerhin mit schon renovierter Küche und/oder Badezimmer(n) in ansehnlichem Zustand.
Wir waren ein Wochenende lang in Ramsgate, knapp 150Km südwestlich von Durban, haben dort eine Besichtigung gemacht, und hatten danach eigentlich das Objekt schon so gut wie abgenickt, haben uns aber letzten Endes dann doch dagegen entschieden, obwohl mir der Ausblick von der Terasse und vom Balkon aus durchaus gefiel. Zu viele Kleinigkeiten, die nicht paßten und erheblichen Mehraufwand bedeutet hätten, und im Endeffekt mit nur zwei Schlafzimmern auf zwei Etagen auch nicht wirklich groß …
Die nächsten beiden, die uns beiden zusagten, waren ein paar Kilometer näher an Durban gelegen, in Southport. Dummerweise waren sie bereits verkauft, bevor wir überhaupt einen Besichtigungstermin vereinbaren konnten. Mehr aus Versehen, hat Lou kurz darauf dann auch Durban selbst mit in die Suche aufgenommen, was wir vorher eigentlich nie ernsthaft in Betracht gezogen hatten, und stieß dabei auf das oben im Titelbild abgebildete Ufo zu einem Preis, der uns adhoc völlig unglaubwürdig erschien. Innerhalb von Minuten waren wir uns einig: „Das isses!“
Sowas direkt am Wasser, würde hier in Durban oder Umhlanga in der 8-10Mio-Rand-Liga spielen, in Kapstadt und Umgebung vermutlich eher knapp das Doppelte. Selbst in Richards Bay werden einzeln stehende kleinere, aber ähnlich designte Häuser auf 500qm Wassergrundstück gegenüber vom Zululand Yacht Club für über 10Mio angeboten. Gut, dieses liegt halt nicht direkt an der Küste, sondern in einer kleinen „gated community“ mit 24h-Wachdienst, Meerblick gibt es keinen, nur überwiegend Wald drumrum, aber dafür paßte der Preis zu unserem Budget, das Ding sieht einfach nur sensationell aus, schien überwiegend gut in Schuß, und hat in jeder Beziehung mehr als ausreichend Platz zu bieten. Gute 520qm Wohnfläche plus Doppelgarage und Carports für drei Autos sollten für uns zwei eigentlich ausreichen …
Nicht zu vergleichen mit allen anderen, die wir je in Betracht gezogen hatten und auch anders als fast alles, was hier sonst noch so in der Gegend rumsteht. Definitiv kein „Haus von der Stange“ und dazu noch gerade mal 20 Minuten Fahrzeit von der Marina entfernt. Wir waren beide sofort angefixt.
Makler kontaktiert, Freitagmorgen das Haus besichtigt, noch ein wenig nachverhandelt, und drei Stunden später hatten wir ein Kaufangebot abgegeben und der Verkäufer selbiges gleich am nächsten Tag unterschrieben. Zwei Tage lang lebten wir in der freudigen Erwartung, „damit haben wir nun also tatsächlich eine „Residenz“ im wahrsten Sinne des Wortes„.
Sicher, nix ist perfekt, den polierten Beton-Fußböden hätte eine Epoxy-Beschichtung in Marmor-Optik sicher zu neuem Glanz verholfen, der irgendwann in grauer Vorzeit auf dem Dach installierte Pool war abgerüstet und seine Wiederherstellung hätte zweifellos einen gewissen Aufwand bedeutet, und ein paar weitere kosmetische Verbesserungsmöglichkeiten gab es natürlich auch hier, aber das sah alles überschaubar aus.
Bis ich am darauffolgenden Dienstag auf dieses Bild stieß, das interessanterweise ausschließlich auf der Homepage der Maklerfirma, aber bei keinem einzigen der Immobilienportale erschien:
Beim Besichtigungstermin hatte ich, die Überflutungen und Erdrutsche im April 2022 noch im Hinterkopf, Makler und Verkäufer explizit gefragt, ob es in diesem Zusammenhang irgendwelche Probleme oder Schäden gegeben habe, was beide vehement verneint hatten. Angesichts des vorstehenden Bildes, das definitiv einen auf ungefähr 30m Höhe und 10m Breite abgerutschten Hang direkt unterhalb des Hauses zeigt, deucht mir diese Aussage allerdings ein ganz klein wenig irreführend zu sein, um es mal vorsichtig zu formulieren. Zu sehen war das vom Haus aus allerdings nicht, da der Bereich im Verlauf des vergangenen Jahres wieder von Grünzeug überwuchert worden war.
Wenn fünf Meter vom Haus entfernt der Hang ins Rutschen kommt und dabei etliche Tonnen Erdreich mitnimmt, hätte ich das zumindest für erwähnenswert gehalten. Sei’s drum, für uns war das Grund genug, uns aus dem Deal auszuklinken. Das Risiko, daß die Bude beim nächsten Starkregenereignis ganz oder teilweise die Böschung runterkippt, war uns schlicht zu groß. Erklärt im Nachhinein aber zumindest den aufgerufenen Preis. Irgendwo mußte ja ein Haken sein, und das ist er dann wohl …
Also zurück auf Anfang. Wir waren noch zwei weitere Male in der Gegend um Port Shepstone, und das nächste Objekt der Begierde war das hier:
Eigentlich war ich sehr angetan von diesem Haus, und wären die Holzfußböden stabiler (was Lou störte), und die vorm Haus verlaufende Straße nicht ausgerechnet die vielbefahrene Hauptdurchgangsstraße entlang der Küste gewesen (was mich störte), würden wir inzwischen wohl in Oslo Beach wohnen. So halt nicht.
Neues Spiel, neues Glück:
Sei’s drum, unser abgegebenes Angebot, das sich bei ca. 92% des aufgerufenen Preises orientiert hatte, wurde nach zwei Tagen erstmal pauschal abgelehnt, und als die Besitzer es sich eine knappe Woche später doch noch anders überlegt hatten, wollten wir nicht mehr.
Nach noch zwei weiteren fruchtlosen Besichtigungen waren wir beide von dieser ganzen Rumsucherei eigentlich angenervt genug, um die Sache für eine Weile ruhen zu lassen. Mehr durch Zufall stieß ich auf einem der Immo-Portale eine Woche später dann auf das hier im Norden Durbans:
Das sieht gut aus, ist dank der Klinker und ohne nennenswerte Grünflächen einigermaßen pflegeleicht, im Gegensatz zu dem ersten Palazzo nicht übertrieben groß und überdies nicht all zu weit vom Boot entfernt. Und außerdem war es sogar noch etwas günstiger zu haben, als die meisten obigen. Dummerweise lagen bereits zwei Kaufangebote vor, von denen die eine Partei seit Wochen auf die Finanzierungszusage der Bank wartete, und die anderen erst ihr vorhandenes Haus verkaufen wollten oder mussten, um nicht ansonsten zwei Darlehn an der Backe zu haben.
Die Reservierungsfrist für eine der beiden Parteien lief zwei Tage nach unserer Besichtigung und Abgabe unseres Angebotes ab ohne daß irgendwas passiert wäre; somit waren die raus und wir standen schonmal auf Platz zwei der Liste. Wir hatten den Kaufpreis innerhalb von 24 Stunden auf ein Notaranderkonto überwiesen, und nachdem die „erstplazierten“ nicht innerhalb der ihnen daraufhin vom Notar gesetzten 7-Tage-Frist bezahlt hatten, war ihr Kaufangebot hinfällig und nun haben wir tatsächlich ein Haus. Diese Woche waren wir beim Notar um den Papierkram fertig zu stellen, und mit ein bischen Glück, können wir die Woche nach Ostern vielleicht schon die Schlüssel in Empfang nehmen und anfangen, uns einzurichten.
Langweilig wird uns somit voraussichtlich erstmal nicht werden. Und wie es dann weitergeht, wird sich zeigen. Das Boot hat mittlerweile einen festen Liegeplatz in der Marina, nachdem wir überraschenderweise einen kaufen konnten, der deutlich weniger als die bislang geforderte Jahresmiete kosten sollte, insofern sind die laufenden Kosten dafür jetzt wieder äußerst überschaubar.
Seit letzter Woche ist nun auch der Sommer hier vorbei. Die Temperaturen liegen bei nur noch 23-26°C und es wird allmählich Zeit, das dickere Bettzeug und lange Hosen rauszukramen und die Klimaanlage demnächst wieder gegen den Heizlüfter zu tauschen. Und auch wenn ich die Zeit auf dem Boot genossen habe und immer noch genieße: Ein wenig Landleben zur Abwechslung hat sicher auch was. Werden wir also erstmal für eine Weile wieder sesshaft.
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