Lockdown, Tag 172

Aufreger der Woche:

Da ich mich seit geraumer Zeit irgendwie ja so ganz leicht außerhalb der Reichweite des Kabelnetzes von Vodafone Deutschland aufhalte, mein normal permanent laufender PC zuhause inzwischen auch die Grätsche gemacht hatte und nicht mehr erreichbar ist, und Sara als verbliebene Nutzerin des häuslichen Internet-Anschlusses kürzlich ausgezogen war, hatte ich meinen aus dem ehemaligen Kabelanschluß hervorgegangenen Vodafone-Telefon- und Internet-Anschluß endlich gekündigt. Es hat diverse mails erfordert, bis sie schließlich akzeptiert hatten, daß es mir Ernst war und mangels Nutzungsmöglichkeit tatsächlich keinen wie auch immer gearteten Nachfolge-Anschluß haben wollte, aber immerhin:

Irgendwann kam eine Kündigungsbestätigung, daß der Anschluß zum 20.8.2020 gekündigt sei, was sie natürlich ungemein schade fänden, nicht ohne noch mindestens drei weitere Versuche zu starten, mich irgendwie doch noch von der Kündigung abzuhalten.

Heute morgen nun kam eine Mahnnung per email. Wie üblich, ohne verwertbare Antwort-Adresse oder sonstige Kontaktdaten, nur mit dem Standardverweis auf die Online-Möglichkeit zur Kontakt-Aufnahme. Mail-Abwimmelung mit System, sozusagen. Das habe ich die ganzen Jahre schon gehaßt, daß man stundenlang auf einer Webseite rumsuchen mußte, wenn man irgendwen bei dem Laden erreichen will, ohne eine direkte Angabe einer email-Adresse zu finden. (Mein „Lieblingsversender“ DHL macht das übrigens genauso)

Nachdem ich die dazugehörige Rechnung online im Portal gefunden hatte stellte sich raus: Das war eine anteilige Rechnung für August. Ich weiß nicht mehr, wann ich damals diesen Kabelanschluß abgeschlossen habe, aber gute 25 Jahre wird das wohl her sein. In all der Zeit haben erst Kabel Deutschland, und dann nach der Übernahme, Vodafone Deutschland jeden Monat ihre rund 31€ abgebucht, ohne daß es jemals ein Problem gab.  Auf dieser letzten Rechnung hingegen, war neben der „anteiligen Servicegebühr“ auch ein Posten „Zahlung ohne Bankeinzug“ für 1,46€ zu finden. Wieso auch immer. Weder habe ich denen gegenüber den Bankeinzug gecancelt, noch das Sepa-Mandat gekündigt.

Falls das ein letztes Aufbäumen war, um meine Aufmerksamkeit zu erregen, haben sie das geschafft. Allerdings vielleicht nicht in dem Sinne, der dabei geplant gewesen sein mag. Blödbaddels …

Und dabei hatte die Woche eigentlich ganz positiv, und mit einer eher unerwarteten guten Nachricht angefangen. Das Wetter ist zwar seit Montag morgen eher durchwachsen, also rechne ich auch in den nächsten paar Tagen nicht mit dem Auftauchen von Jaques, aber dafür kam eine email von Netcare, der hiesigen Krankenhaus-Gesellschaft. Im Netcare, The Bay, dem lokalen Krankenhaus, hatte ich im Dezember aufgrund von Magen- Darm-Problemen ja eine spontane Coloskopie machen lassen, wobei sie bei der Gelegenheit gleich eine Zyste entfernt hatten. Was mich damals runde 42.000ZAR gekostet hatte, die selbstverständlich vorab zu bezahlen waren, da ich hierzulande nicht krankenversichert bin. Nun wollten sie eine Kopie meines ID-Book und meine Bankverbindung, um in einer Art Endabrechnung rund die Hälfte davon zurück zu erstatten.

Ich gebe zu, ich war arg mißtrauisch. Das ist ein dreiviertel Jahr her, und daß so etwas nur per email kommt, macht einen auf jeden Fall erstmal stutzig, zumal sie im ersten Anlauf eine mail mit komplett falschen Patientendaten geschickt hatten, bei der lediglich der Wohnort übereinstimmte. Andererseits hatte ich natürlich angegeben, daß ich auf einem Boot lebe und könnte ja inzwischen sonstwo sein, also vielleicht deshalb dieser Weg.

Nachdem ich eine Kopie der damaligen Rechnung erbeten hatte, die dann auch prompt nur Minuten später eintrudelte,  und das ganze „koscher“ aussah, habe ich also die gewünschten Scans hingemailt und warte nun, was passiert. Mein hiesiges Konto ist ein „Current-account“, ohne eingerichteten Dispo, also falls das die Attacke eines begnadeten Hackers war, der auf irgendeine Art und Weise Zugriff auf die Patientendaten des Krankenhauses hat, kann er bestenfalls um die 100,-€ abräumen, mehr ist gerade nicht mehr drauf, da ich den Rest gestern abgehoben bzw. eben die Laborkosten für meinen Bluttest von letzter Woche überwiesen habe.

Wenn nicht, und das tatsächlich alles mit rechten Dingen zugeht, bezahlt diese unerwartete Rückerstattung  jetzt meine gerade bestellte neue Küche für Zuhause, die wohl morgen geliefert werden soll. Schade eigentlich, daß der Rand gegenüber dem Euro seit meiner Zahlung im Dezember um über 20% gefallen ist, sonst hätte es auch noch für einen neuen  Küchentisch gereicht :-)

Nicht, daß diese Küche mir kurzfristig irgend etwas nutzen würde. Man kriegt immer noch keine brauchbare oder gar verläßliche Aussage, wann denn Südafrika die Grenzen und Flughäfen für internationale Flüge wieder öffnen wird, aber die Aussagen die man erhält, bewegen sich irgendwo zwischen Oktober 2020 und April 2021, abhängig von verschiedenen Scenarios von Infektionsgraden im Land. Relativ unbefriedigend für jeden, der zeitnah irgendwie rein oder raus will …

Irgendwann muß es auch hier aber mal wieder weitergehen, ansonsten sehe ich echt schwarz für die gesamte Touristik-Branche im Lande, die ohnehin schon auf dem Zahnfleisch geht. Seit einem halben Jahr sind jetzt so gut wie alle Parks, Sehenswürdigkeiten, viele Hotels und großen Veranstaltungen geschlossen bzw. abgesagt. Lediglich ein paar der Touristenziele in und um Kapstadt, wie das V&A Waterfront und die Kirstenbosch Gardens sind seit drei Wochen wieder eingeschränkt für den Publikumsverkehr geöffnet.

Heute morgen gegen neun stand endlich John mit meinem bestellten  Batteriemonitor am Boot. Also bin ich gerade dabei, meine Ankerwinden-Batteriekonsole um diesen neuen Monitor und ein anderes MPPT-Ladegerät zu verändern. Hätte mir fast einen Bruch gehoben, um die alte AGM-Batterie aus dem damals extra für sie maßgezimmerten Rahmen zu hieven. Bislang hatte ich die mangels Waage nie gewogen, vorhin aber nun doch mal: Das Teil wiegt glatte 12Kg mehr als die neue LiFePo4-Batterie, schlappe 35.5Kg. Kein Wunder, daß man da lange Arme kriegt….

[Das ist übrigens, entgegen früheren Aussagen, keine 105, sondern immerhin eine 120Ah DeepCycle. Auch wenn sie vielleicht nicht mehr genügend Power hat, um die 80A der Ankerwinde für länger als ein paar Sekunden zu stemmen: Lt. Anleitung sollte der zwerpelige MGV Piccolo Generator ebenfalls eine separate Starterbatterie mit mindestens 50Ah kriegen, deren Anschaffung ich mir bislang allerdings erspart hatte. Um das 4kW-Spielding zu starten, wird sie es wohl noch eine Weile tun, und kann dann quasi als Bonus gleich noch als Backup des Backup fungieren, sollte alles andere mal mangels Wind und Sonne darniederliegen. Die mitgerechnet, bin ich jetzt bei 600Ah LiFePo4 und 120Ah AGM als Verbraucherbatterien und 100Ah als Starterbatterie. Das sollte wohl eigentlich reichen.]

Eben, knapp fünf Stunden später, klopfte er schon wieder ans Boot. Dieses Mal mit dem Ersatz für meinen neulich abgerauchten Verstärker für die Cockpit-Lautsprecher in der Hand. Dauert alles ein bischen hier, aber manches klappt dann doch noch irgendwann.

Mein Abdichtungsversuch an den Frontscheiben war übrigens nur von begrenztem Erfolg. Trotz der kompletten Tube Silikon, die ich als Behelfslösung  neulich noch auf die obere Kante appliziert hatte um das Durchsickern an dem vom Primer abgelösten Sikaflex vorbei zu unterbinden und die ganzen Risse im oberen Bereich großzügig mit Acrüfix abgedeckt habe, tropft es heute schon wieder. Habe jetzt eine Firma in Jo’burg ausfindig gemacht, die industrielle Anwendungen aus „richtigem“ Makrolon fertigt und sich als offiziellen Distributor bezeichnet. Mal sehen, ob ich da neue Fensterscheiben herkriegen kann. Der Austausch läßt sich ja wohl scheinbar doch nicht vermeiden.

Jaques, zu dem Thema befragt, als er neulich hier war, zuckte übrigens auch nur mit den Schultern und sagte sinngemäß „nicht meine Baustelle„. Klar, das waren damals mutmaßlich Brad und seine Leute. Der seinerzeit ebenso für Morgan gearbeitet hatte wie Jaques, sich zwischenzeitlich aber auf die Malediven abgesetzt hat.

Apropos Morgan: Bislang habe ich noch jede seiner Rechnungen zeitnah in der Woche nach Erhalt der freitäglichen Mail beglichen. Inzwischen habe ich für den Kram, den Jaques hier in den vergangenen Wochen gemacht hat, zwei neue Rechnungen rumliegen. Die bleiben jetzt allerdings auch hier liegen, bis er endgültig mit dem verdammten Mast fertig ist. Mal sehen, ob einer von beiden irgendwann was sagt …

Und sonst so?

Tja. Weiß auch nicht so recht. Ich fühle mich unmotiviert, besonders an Tagen wie heute. Es war den ganzen Tag über dunkelgrau, nicht wärmer als 17 Grad und nieselt permanent, der Wind hatte in der Nacht mal wieder auf Süd gedreht und zusammen mit dem Regen meine Kärcher-Aktion im Cockpit von letzer Woche wieder zunichte gemacht, und meine Köderfisch-Sardine hat sich nachts mal wieder durch den Spalt zwischen Ruder und Rumpf gezwängt und irgendwo verkeilt, so daß ich sie nicht rausziehen kann, ohne die Schnur abzureißen oder baden zu gehen. Warte ich halt ab, bis sie von irgend was gefressen wurde …

Und als ich vorhin mit dem Staubsauger das Fach für die Ankerwindenbatterie ausgesaugt habe, fielen mir etliche von Shahedas schwarzen Haaren auf, die da wohl vom Bett hingeweht waren. Und dann waren sie schlagartig in voller Stärke wieder da, die Trauer, die Einsamkeit und der Schmerz über ihren Verlust vor vier Wochen. Ich vermisse sie so sehr, daß es mich fast zerreißt, wenn ich an sie denke  …

Zum Kochen habe ich wenig Lust. Gestern Abend war das Wetter schon ähnlich wie jetzt und mit nur 19°C gefühlt saukalt, so daß ich auch den montäglichen Braai-Abend ausfallen lassen habe. Im Gefrierfach liegen noch ein paar Bratwürste, Garnelen und ein Filet, und im Kühlschrank noch jede Menge Gemüse, aber ich kann mich seit Tagen nicht wirklich aufraffen, irgend etwas damit anzufangen. Gestern hat es immerhin für eine Tiefkühlpizza gereicht, die ich mir letzte Woche mitgebracht hatte, auch wenn ich dafür bei Wind, Regen und im Stockfinstern erst noch meine Gasflasche gegen die Reserveflasche aus dem Ankerkasten tauschen mußte, weil der Ofen mitten im Pizzabraten ausging. Leer nach nur 2 1/2 Monaten, Sauerei…

Habe den Tag über von einer Handvoll Cornflakes, und nach Mittag von zwei Scheiben Bananaloaf mit der restlichen Schlagsahne und ein paar Weintrauben gezehrt, aber selbst das war mir fast schon zuviel. Naja, vielleicht hilft es wenigstens, mein Gewicht wieder in die richtige Richtung zu verändern, wenn schon der Appetit fehlt. Der Anfang ist immerhin schon gemacht.