Der gestrige Sonntag verlief erwartungsgemäß in äußerst ruhigen Bahnen. Den größten Teil des Tages hatte ich das Gefühl, völlig allein auf dem Platz zu sein, da es nicht nur total still war, sondern sich auch niemand blicken ließ und das Gelände komplett verwaist schien. Nach dem Duschen bin ich erstmal zum Tor geschlendert um nachzusehen, ob wenigstens der Wachdienst noch da war. Jau, bewacht wurde immerhin noch. Obwohl es nach dem Aufstehen gegen 6h30 bewölkt war und nach Regen aussah, entschloß ich mich, einen Waschtag einzulegen, da mein Bestand an sauberen T-Shirts sich schon wieder rapide dem Ende näherte. Auf dem Weg zum duschen nahm ich also gleich den Korb mit der zu waschenden Wäsche mit und hatte eigentlich darauf spekuliert, „mal eben“ die Wäsche einzuwerfen, gemütlich duschen zu gehen und nach ein paar Minuten zusätzlicher Wartezeit den Kram in den Trockner werfen zu können. Pustekuchen… Beide Maschinen rödelten bereits vor sich hin, und selbst die Trockner waren schon am rotieren. Wer steht denn an einem Sonntagmorgen um 5h30 auf, um seine Wäsche zu waschen? Das ist doch nun echt völlig daneben …
Da ich keine Lust hatte, auf das Ende dieser Aktion zu warten, ließ ich meinen Wäschekorb im Waschraum stehen und ging erstmal ausgiebig frühstücken. Ausgiebig zumindest insofern, daß ich tatsächlich erstmals seit ziemlich langer Zeit eineinhalb statt nur ein Brötchen gegessen habe, da mir Samstag beim Einkaufen Räucherlachs in die Finger gefallen war. Kriegt man hier offenbar auch nicht immer, jedenfalls hatte ich den vorher noch nicht gefunden.
Nachdem ich im Anschluß daran meine Wäsche dann doch noch erfolgreich in die Maschine gekippt und selbige aktiviert hatte, fing es natürlich prompt an zu regnen. Die Aktivitäten des Tages beschränkten sich somit auf einen Forumsbesuch, ein bischen Putz- und Flickstunde im Boot, und dann war meine Waschmaschine auch endlich fertig. Da es immer noch regnete, warf ich den ganzen Kram in einen der Trockner und ging mich eine Stunde aufs Ohr legen.
Der zaghafte Versuch, nach dem Ende des Regens noch ein wenig an der Tags zuvor gespachtelten Lukenumrandung rumzuschleifen, wurde durch den umgehend erneut einsetzenden Regen vereitelt, kaum daß ich mit der (neuen) Schleifmaus an Deck saß und anfangen wollte. (Die andere hat es durch das erneute Bad im Wassertank neulich nun wohl endgültig dahingerafft. Die klang eh die ganze Zeit vorher schon so, als sei ein Lager eingelaufen. Bei umgerechnet 22,-€ aber ein verschmerzbarer Verlust).
Heute morgen sah es trocken und nicht all zu warm aus, also startete ich einen neuen Versuch mit der Luke.
Nachdem ich eine Stunde an dem Ding rumgeschliffen hatte und gerade nochmal Spachtel anmixte, tauchte dann tatsächlich Stephen mit den beiden gestern vorgefertigten GFK-Platten unterm Arm wieder auf und hat den Vormittag damit verbracht, die als Verstärkungen an die alten Seitenteile anzupassen und zu laminieren. Abschließend noch die Kederschiene provisorisch mit drei Schrauben wieder angespaxt, Sonnensegel eingezogen, und das Thema „obdachlos über die Feiertage“ sollte wohl gegessen sein, sofern es nicht wider Erwarten übermäßig windig wird und das gaesamte Konstrukt vom Boot bläst. Immerhin…
Soweit ich das von meinem Platz an Deck überblicken konnte, waren wir damit heute aber in der Tat auch die einzigen, die überhaupt irgendwas am Boot rum gewerkelt haben.
Zwischendrin kam John noch kurz vorbei, um uns „Merry Christmas“ zu wünschen, und verschwand dann wieder, um sich auf der True North ein Weihnachtsbier abzuholen. Die sind allen Ernstes immer noch zugange auf dem Kahn, und so wie er sagte, wohl auch noch weit von fertig entfernt. Aber immerhin: Das Ding ist wenigstens schon im Wasser. Das ist auf jeden Fall mehr, als ich von meinem Pott sagen kann.
Gegen 14h war Stephen mit Laminieren fertig, packte seinen Kram ein und machte sich dann auch auf den Weg zu einer Spanferkel-Weihnachtsfeier bei irgendeinem Kumpel im Garten. Ich schnappte meine Tasche und ging duschen. Bis zum Braii war danach allerdings noch eine Weile hin, also mixte ich mir zur Feier des Tages schon vor dem Sonnenuntergang einen Bombay Orangecrush, machte ich mich für eine Stunde im Cockpit lang und genoß die Stille.
Das montägliche Braii-Event war dann heute eine relativ kurzlebige Sache: Wir waren nur zu dritt, und nachdem ich die Hälfte meines gegrillten Steaks gegessen hatte, war ich eigentlich schon satt, also beendete ich die Aktion ziemlich kurz darauf, um ein bischen mit der Familie rumzuskypen.
Das ist nun das erste Weihnachten seit gut 35 Jahren, das ich nicht mit der Familie, sondern mehr oder weniger allein verbringe. War schon irgendwie ein etwas merkwürdiges Gefühl. Aber, man muß ja das Positive bei der Sache sehen: Wenn alles so gekommen wäre, wie ursprünglich geplant, hätten wir nicht mal videoteflonieren können, da ich in dem Fall jetzt irgendwo mitten auf dem Atlantic gewesen wäre, wo es mit der 4G-Abdeckung doch ein wenig hapert …
Frohe Weihnachten, allerseits!
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.