Auch, wenn ich bis zum Schluss noch nicht wirklich sicher war, daß ich am Freitag problemlos wieder „nach Hause“ fliegen könnte oder mir womöglich bis dahin eine der beteiligten Regierungen wegen Corona noch dazwischengrätscht und die Grenzen dicht macht: Zumindest unter kulinarischen Aspekten war mein Heimaturlaub ein voller Erfolg
Ich habe Hirschkeule und Gänsebraten mit der Familie genossen, Grünkohl mit Freunden, war mit ihnen beim Griechen, habe meine Thai-Spezis vor ihrer Winterpause noch um eine leckere gebratene Ente erleichtert, und schließlich gab es Pellkartoffeln mit Heringsfilets in Dill-Sahnesauce und zu guter Letzt meine geliebten Lammlachse als Goulasch. Lauter lokale Leckerlis, auf die ich „in der Fremde“ eine ganze Zeit lang verzichten mußte. So mit frischen Eindrücken versorgt, halte ich nun wohl erstmal eine Weile mit gebraaitem Filet und Frischfisch aus, bevor es mich irgendwann mal wieder in den Norden verschlägt. Und für eventuelle Notfälle von akutem kulinarischem Heimweh hatte ich sicherheitshalber zwei Dosen Grünkohl mit eingepackt, von denen es immerhin eine, im Koffer versteckt, unkonfisziert durch die Kontrollen am Flughafen geschafft hat.
Irgendwie gingen diese fast fünf Wochen gefühlt deutlich schneller vorbei, als gedacht. Die meisten Punkte auf meiner virtuellen to-do-list sind abgehakt, was einzukaufen und mitzunehmen war, war mittlerweile im Koffer verstaut (abgesehen vom neuen Radio, das bis zur Abreise nicht eingetrudelt ist), ich habe alte Bekanntschaften aufgefrischt, neue gemacht, und bin zumindest ansatzweise mal ein wenig mit dem Mopped durch den deutschen Herbst gejökelt. Letzteres war ja durch den Kupplungsschaden nur ein recht kurzes Vergnügen und hätte durchaus ein wenig intensiver ausfallen dürfen, aber nun ja.
Andi hat mich netterweise nach Frankfurt gebracht, und nachdem ich einen zähen Disput mit dem Quatar-Airways-Mitarbeiter am Checkin geführt hatte, der mich ums Verrecken nicht das Pelicase mit den Kameras und restlicher Ausrüstung als Handgepäck mit in die Kabine nehmen lassen wollte, habe ich das Ding notgedrungen für den geringfügigen Aufpreis von 386,-€ als Zusatzgepäckstück aufgegeben. Schätze, ich habe da noch etwas Diskussionsbedarf mit der Firma Quatar, was die Angemessenheit dieses Preises angeht, der den eigenlichen Ticketpreis für diese Teilstrecke um satte 150% überstieg.
Auch der Umstand, daß im Verlauf meines Aufenthaltes in Deutschland sage und schreibe fünf emails kamen, in denen eine Änderung des Flugplans und der Abflugzeiten für den Rückflug bekanntgegeben wurden und der Aufenthalt beim Zwischenstop in Doha sich von ursprünglich zweieinhalb auf siebeneinhalb Stunden verlängert hatte, hat meine Meinung zum Quatar-Service nicht wirklich nennenswert verbesssert.
Sei’s drum. Der Flug als solcher verlief unspektakulär, die Auslastung auf dem Teilstück bis Doha war ähnlich wie schon auf dem Hinflug: Die Sitzreihen vor Reihe 40 blieben unbesetzt, und dieses Mal hatte ich zwar nur zwei leere Sitze auf jeder Seite, aber immer noch ausreichend Platz
Nachdem ich dann über sieben Stunden auf dem Hamadi Intl. Airport rumgehangen hatte, ging es morgens um kurz nach 2h tatsächlich etwas besser ausgelastet weiter. Dieses Mal waren immerhin auch die vorderen Reihen besetzt, wenn auch genauso spärlich wie auf dem ersten Stück. Verdient haben kann die Airline auf diesen Flügen eigentlich nix. Kein Wunder, daß sie da alle Register ziehen, um wenigstens noch Erlöse aus Zusatzgepäck zu generieren.
Da es im Oktober keine brauchbaren Flüge direkt von Durban aus nach Frankfurt oder Hannover gegeben hatte, war ich notgedrungen von Johannesburg aus nach Frankfurt geflogen und mußte den Flug von Durban nach Jo’burg somit separat buchen. Unsicher, ob der Rückflug aufgrund der globalen Covid-Lage überhaupt stattfinden würde, hatte ich den Rückflug von Jo’burg nach Durban erst am Donnerstag vor der Abflug gebucht, und zwei Tage Zwischenstop in Johannesburg eingeplant, um ein wenig von der Stadt zu sehen, in der ich seit über 35 Jahren nicht gewesen war.
Mit dem ersten selbstgebuchten Uber meines Lebens ging es nach der Ankunft am Samstag Mittag eine halbe Stunde lang über den Highway nach Randburg, wo ich eine Unterkunft gebucht hatte. Fast genau dieselbe Strecke, die ich als allererstes bei meiner ersten Ankunft in Südafrika 1983 mit dem Taxi gefahren war, nur daß es dieses Mal deutlich billiger war.
Mit Shireen hatte ich eine kundige Führerin, und da ihre Nichte über AirBnB ein kleines „Cottage in the Woods“ in Randburg vermietet, hatte ich mich auf ihre Empfehlung hin für zwei Nächte dort eingemietet. Schlicht, aber nett.
Interessanterweise fand sich sogar direkt neben der Eingangstür ein kleiner medizinischer Kräutergarten zum Selberpflücken, falls man gerade dringenden Bedarf an Tetrahydrocannabinol haben sollte. Oder vielleicht wächst das da auch nur, um die Mücken fernzuhalten
Erwartungsgemäß habe ich so gut wie nichts wiedererkannt, da sich die Stadt doch ein kleines bischen verändert hat Die ehemalige Innenstadt, in der wir in den 1980ern noch gelegentlich laue Sommerabende bei einem Bier draußen vor einem Pub oder einem Shawarma bei einem Steh-Imbiss genießen konnten, ist inzwischen zur „no-go“-area degeneriert. Die meisten dort ehemals ansässigen Betriebe sind in die Randbezirke ausgewichen und niemand geht in Downtown-Jo’burg heute abends noch zu Fuß, wenn ihm etwas an seiner Sicherheit liegt.
Andere Stadtteile hingegen haben durchaus ihren Reiz: Es gibt sehr viel Grün überall, und die blühenden Jacarandabäume bilden einen reizvollen Kontrast dazu.
Sonntag morgen gegen 7 Uhr holte mich Shireen zu einem „leisurely walk“ ab, wie sie es ausdrückte. Wir fuhren ein paar Minuten, bis wir an einem kleinen Fluß ankamen, der sich ihrer Erklärung nach durch fast ganz Johannesburg schlängelt, um diesen ein paar Kilometer weit abzugehen, genauso wie Dutzende Jogger, Radfahrer und Gassigeher auch. Das mir, dem anerkannten Nicht-Fußgänger!
Als wir rund eineinhalb Stunden später wieder am Auto ankamen, hatte sich die Temperatur auf gut 28°C hochgearbeitet, und ich war schweißgebadet. Es folgte ein kleines Frühstück in Shireens Appartement, und dann ging es ab in Richtung Innenstadt. Da man auch tagsüber in Downtown besser nicht unbedingt aus dem Auto steigt, beschränkten wir uns auf einen Spaziergang durch eine der eher touristischen Straßen, wo mir Shireen eigentlich den normaler Weise dort sonst immer stattfindenden Streetmarket für Kunst, Kunstgewerbe und Trödelkram zeigen wollte, mußten jedoch feststellen, daß durch die Corona-Lage so gut wie nichts los war und kaum ein Aussteller oder Atelier geöffnet war.
Nächster Zwischenstop: Soweto. Das berühmteste und berüchtigste Township Südafrikas hatte ich in den 80ern wohlweislich nie besucht; als Weißer ging man da einfach nicht hin. Inzwischen ist es um ein beträchtliches gewachsen und reicht bis zum Horizont, wenn man hineinfährt, aber es ist, zumindest in Teilen, auch deutlich touristischer geworden, und immerhin wohl auch sicherer.Shireen arbeitet für eine NGO, die u.a. in Soweto Frauen bei dem Weg in die Selbständigkeit unterstützt, und schien ganz offensichtlich zu wissen, wo man hinfahren kann oder nicht, insofern hatte ich ein recht sicheres Gefühl bei der Aktion.
Angehalten haben wir trotzdem nicht, auch wenn die recht adretten Cafés am Straßenrand rings um das Nelson-Mandela-Haus eigentlich ganz einladend aussahen, und mich allmählich ein wenig dürstete.
Stattdessen fuhren wir weiter Richtung Sandton, wohin sich der Großteil der ehemals in Downtown ansässigen Banken und Versicherungen umgesiedelt haben, und das in der Tat einen ziemlich „großstädtischen“ Eindruck macht. Kurze Pause in einem Parkhaus unter der Mandela-Plaza um in der unterirdischen Mall zwei Flaschen Wasser einzukaufen, und dann mußte ich noch für ein Foto mit Südafrikas berühmtestem und allgegenwärtigen Staatsbürger posieren.
Im Anschluß kehrten wir ein paar Kilometer weiter in der Prawnery ein, einem Seafood-Restaurant von Shireens Tochter, wo ich sie zum Lunch einlud. Satt und zufrieden fuhren wir zurück zum Cottage, wo sich derweil der Großteil der Familie zu Kaffee und Kuchen versammelt hatte, um posthum den Geburtstag von Shireens vor ein paar Jahren verstorbenem Neffen zu begehen. Auch wenn der Anlaß kein wirklich fröhlicher war, ging es locker zu und die Stimmung war gelöst.
Alles in Allem ein gelungener Sonntag. Ich habe eigentlich nichts aus meiner ersten Zeit in RSA wiedererkannt, aber es war auf jeden Fall interessant zu sehen, wie sich die Stadt in den vergangenen 35 Jahren verändert hat und wie sie gewachsen ist. Als ich in den 80ern von Alberton nach Kempton Park zur Arbeit gefahren bin, war rechts und links vom Highway genau garnix, außer ein paar vereinzelten Bäumen. Heute ist dieser sechs- oder sogar achtspurig, und auf beiden Seiten Bebauung bis zum Horizont. Schon gewaltig …
Der Montagmorgen war geprägt von leichter Nervosität: Als ich den Rückflug nach Durban gebucht hatte, war es mir aus unerfindlichen Gründen nicht gelungen, ein zweites Gepäckstück mitzubuchen, insofern war ich leicht verunsichert, ob das zu irgendwelchen Problemen oder weiteren horrenden Kosten führen würde.
Lt. des eTickets von FlySAFair war ich auf ein aufzugebendes Gepäckstück mit maximal 20Kg und einen Cabinbag mit höchstens 7kg beschränkt; mein Koffer hatte jedoch allein schon gut 30Kg und die beiden Handgepäcke wogen ungefähr dasselbe. Oh oh …
Nachdem ich wieder zum OR Tambo zurück geUbert war, versuchte ich mein Gepäck einzuchecken und war leicht irritiert, als mich das Mädel am Schalter darauf hinwies, daß „heute der 15. sei„. Äh, ja und? Das eTicket war auf den 14. ausgestellt, „für gestern“ …
Leise vor mich hinfluchend machte ich mich auf den Weg zum Ticketschalter ein paar Meter entfernt, um ein neues ausstellen zu lassen. Der Flug von Jo’burg nach Durban kostet eh nur 44,-€, insofern wäre der Verlust verschmerzbar gewesen und hätte die Möglichkeit geboten, vor Ort dann auch gleich den Gewichtszuschlag mitzubezahlen. Fraglich nur, ob es noch einen Flug am selben Tag geben würde.
Auch am Ticketschalter waren die Mädchen sehr nett, und befragt, ob sie noch einen Flug in absehbarer Zukunft zu verteilen hätten, kam die Antwort, daß es noch einen Platz in genau der Maschine um 11:35 gab, die ich eigentlich sowieso glaubte, gebucht zu haben. Der Gipfel der Skurrilität war dann allerdings die Tatsache, daß das auf meinem eTicket ausgewiesene Datum zwar den 14. zeigte, allerdings nicht November, sondern Dezember, was weder der Tante beim Checkin, noch mir aufgefallen war.
Also keine Ahnung, wo ich bei der online-Buchung falsch abgebogen war. Ich bin mir ziemlich sicher, das geplante Flugdatum auf den 15.11. geändert zu haben, aber vielleicht war ich irgendwo zwischendurch mal mit Backspace auf der Seite zurückgegangen, und es hatte sich wieder auf den Vorblendwert zurückgeändert.
Jedenfalls haben die Mädels mir das Ticket für 500,-Rand (26,-€) inclusive Übergepäck anstandslos auf den Flug umgebucht, den ich eigentlich sowieso haben wollte, womit das Thema für drastisch weniger erledigt war, als ich befürchtet hatte. Alles gut.
Im Gegensatz zu den Langstrecken, war dieser Flug tatsächlich mal fast voll. Eine Stunde lang ausgeharrt, und dann konnte ich mein Gepäck in Durban einsammeln, den Parkdienst anrufen damit sie mir den frischgewaschenen Sharan zum Flughafen bringen, und weitere 15 Minuten später war ich auf dem Weg zurück nach Richards Bay, wo ich nach einer problemlosen Fahrt gegen 15h eintrudelte.
Waren es in Jo’burg am Morgen noch angenehme 25°C gewesen, traf mich beim Verlassen des Flughafengebäudes in Durban fast der Schlag: Satte 35°C und gefühlt 90% Luftfeuchtigkeit fühlten sich an, wie in einem Gewächshaus für Tropenpflanzen.
Bis ich in Richards Bay ankam, war die Außentemperatur zwar auf knapp 30°C gefallen, im Boot selbst waren allerdings immer noch deutlich über 38°C, was auch erst Stunden später mit aufgerissenen Luken ganz langsam in etwas erträglichere Bedingungen überging.
Am Boot schien soweit alles ok, alles noch da, und abgesehen von der unvermeidlichen Kohlestaub-Verpäkung, war alles im selben Zustand, wie vor meiner Abreise. Lediglich die ungefähr 20L (Frisch-) Wasser in der vorderen Steuerbord-Bilge irritierten mich ein wenig.
Nachdem ich eine Weile dran rumgerätselt hatte, ob das womöglich trotz abgestellter Druckwasserpumpen irgendwo aus den Zuleitungen zur Dusche gesickert war, stieß ich allerdings auf einen etwas feuchten Teppich in meiner Kabine und schätze, daß das wohl Regenwasser gewesen sein wird, das es in den vergangenen 5 Wochen durch oder an meinen Frontscheiben vorbei geschafft hat.
Auf dem vorher freigeräumten Bett war nix von Feuchtigkeit zu bemerken, und auch die da vorsorglich vor Abflug abgestellte Wanne war staubtrocken, aber anscheinend hatten die lt. John recht intensiven Regenfälle der vergangenen paar Wochen doch einen gewissen Effekt. Also, nächstes Projekt auf der ToDo-Liste: Frontscheiben ersetzen.
Dienstag und Mittwoch vergingen mit Wäsche waschen, Bett beziehen und Boot abkärchern. Mittlerweils ist der Staub zum größten Teil verschwunden, und mein Cockpit und die Badeplattform wieder benutzbar, ohne den Päk anschließend überall im Innenraum zu verteilen. Und da ich Mittwoch Nachmittag erstmals wieder ein paar Fischschwärme im Hafen rumflitzen sah, habe ich die kleine Angel mit dem Razorbelly-Paternoster wieder vorgekramt, und hatte gleich beim ersten Auswerfen drei Viecher am Haken, die mir bis dato noch nicht untergekommen waren:
Eine Stachelmakrelen-Unterart. Die heißen zwar eigentlich deshalb „Needlescale“ (Nadelschuppen)-Queenfisch, weil sie so schlank sind, haben aber in der Tat nadelspitze Flossenstrahlen, wie mir etwas spät auffiel und an den roten Flecken auf der Badeplattform auch unschwer zu erkennen ist. Und ich habe mich immer gefragt, wieso die Kids hier alle mit Handschuhen angeln …
Diese hier waren nur ca. 35cm lang, also habe ich sie zurück gesetzt. Bis zu 60cm sollen sie angeblich werden, also mal sehen, ob es hier auch erwachsene Exemplare rauszuziehen gibt
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