[Col. John „Hannibal“ Smith]
[Warnung: Dies ist ein ziemlich langer, und in großen Teilen auch sehr persönlicher Blogeintrag, bei dem ich lange mit mir gerungen habe, ob ich das wirklich öffentlich hier stehen haben will. Ich war haarscharf davor, den größten Teil wieder zu löschen, habe es dann aber doch so gelassen, wie ich es geschrieben hatte. Schließlich ist das hier sowas wie mein persönliches Tagebuch. In guten, wie in schlechten Tagen. Wer also davor zurückzuckt, was er möglicherweise in den tiefen Abgründen einer ex Gebrauchtwagenverkäuferseele finden könnte, sollte das hier eventuell überspringen und auf den nächsten Blog warten]
Vor gar nicht mal so unheimlich langer Zeit hat mir jemand, den ich sehr schätze und dem ich mehr als allen anderen vertraue, in einem Brief vorgeworfen „Du hast Deinen Plan und ziehst den auch ohne Rücksicht auf Verluste konsequent durch“. Das war in dem Zusammenhang eher nicht als Kompliment gemeint, und ich habe es auch nicht als solches aufgefaßt. Aber es ist durchaus etwas dran:
Seit ich knapp volljährig war, hatte ich nach einem der damals eher selten stattfindenden „Vater-Sohn“-Gespräche mit meinem alten Herrn, der mir dabei den Rat gab: „Schreib Dir die Ziele, die Du in den nächsten Jahrzehnten für Dein Leben siehst, auf einen Zettel, und dann handele entsprechend danach„, eine einigermaßen klare Vorstellung davon, wie mein weiteres Leben verlaufen sollte:
Die Ausbildung anständig abschließen, Bundeswehr, ein bis zwei Jahre im Ausland arbeiten, Spöhrerschule für Betriebswirtschaft, Meisterschule, eine Familie gründen, Kinder haben, das Autohaus übernehmen und dessen weitere Existenz sichern. Ganz klein, und in Klammern, schrieb ich noch unten drunter: „Mit 45 genug Geld haben, um noch was von der Welt sehen zu können.“ Wenn es damals schon Smilies gegeben hätte, wär vermutlich einer dahinter gewesen.
Der Zettel ist lange verschollen, aber seinen Inhalt hatte ich genügend verinnerlicht, um ihn jederzeit aufsagen zu können, hätte mich jemals irgendwer danach gefragt. Im Verlauf der folgenden Jahrzehnte ist er dann allerdings doch irgendwo etwas verblaßt.
Die Zeit verging, und um das Jahr 2008 oder etwas später saß ich, wie die letzten 15 Jahre davor auch, in meinem Büro. Ich war 48, hatte Eripsele in den Beinen, seit einem mißglückten halbherzigen Versuch Jahre zuvor das Rauchen aufzugeben dreißig Kilo Übergewicht und fühlte mich einigermaßen leer und ausgebrannt. Irgendwie alt und unausgefüllt.
Eigentlich hatte ich alle Punkte auf meiner imaginären Liste im Laufe der letzten Jahrzehnte abgehakt. ich war Kfz-Meister, hatte eine betriebswirtschaftliche Ausbildung , führte mit meinem Bruder das väterliche Autohaus halbwegs erfolgreich weiter (ja, auch wir hatten unsere „Durchhänger“-Phasen, aber wir haben in den Jahren seit 1993 immerhin gut 25 Autohäuser der näheren Umgebung überlebt, die es nicht geschafft haben, also müssen wir wohl doch so ein bischen was richtig gemacht haben), hatte gegen den erklärten Willen meines Vaters heute vor 32 Jahren die Liebe meines Lebens geheiratet und wähnte mich immer noch glücklich verheiratet, hatte zwei Kinder, zwei Hunde, ein bezahltes Haus und eigentlich ging es uns gut. Ich hatte 2007 zusammen mit Jutta als Frontfrau die Tankstelle nebenan übernommen, was ihr den permanenten Kontakt mit Leuten zurückbrachte, den sie lange vermißt hatte, und nebenbei ein nettes Zubrot war, das es uns ermöglichte, nach kleinsten Anfängen auf immer schickere und größere Motorboote umzusteigen, bis dieses Kapitel dann 2015 irgendwann bei 11m und 660PS endete. Warum also war ich nicht glücklich und zufrieden?
Nach einigen Tage des Grübelns kam ich drauf:
Meine Liste war abgehakt. Als ich sie erstmals in Worte gefaßt habe, war ich kaum 18. Damals war das Jahr 2000 für mich so weit weg wie der Mars. Im Grunde genommen habe ich nie damit gerechnet, so uralt wie 45 oder gar noch älter zu werden. Das war im Plan schlicht nicht vorgekommen und ich lebte seit Jahren im wahrsten Sinne des Wortes „planlos“ durch ein Leben ohne nennenswerte Höhen und Tiefen neben meiner Familie her. Wichtig war in erster Linie die Firma.
Meine „Karriere“ im Wassersportbereich hatte irgendwann mit 12 als Tauchschüler in Damp2000 angefangen, wo wir damals alle unsere Familienurlaube verbrachten und kurz danach entdeckte ich Windsurfen für mich als Urlaubsbetätigung. Das war nach unserer Heirat irgendwie weitgehend eingeschlafen, und Segelboote waren mir als Alternative nie wirklich in den Sinn gekommen, aber nachdem wir nun seit fast einem Jahrzehnt mit Motorbooten umhergedüst waren stellte ich fest, daß ich eigentlich viel lieber segeln würde, als Motorboot zu fahren. Und zwar so lange wie möglich.
Also frage ich eines Tages meine Frau, ob sie sich vorstellen könne, mit mir um die Welt zu segeln, und ich weiß zwar bis heute nicht, ob sie nur die Frage damals nicht ernst genommen hat, auf jeden Fall sagte sie „Ja“.
„Wenn Dir Deine Träume keine Angst machen, sind sie nicht groß genug!“
[Ellen Johnson-Sirleaf, ersten Präsidentin von Liberia]
Ein neuer Plan kam ins Spiel. Geplant wurde, meine erste „richtige“ Mitte 2018 fällig werdende Lebensversicherung als Budget für das Langfahrtsegeln zu nutzen. Bis dahin mußte das Motorboot also verkauft sein, und ein dem Zweck angemessenes Segelboot her.
Ich kaufte zunächst, für wirklich kleines Geld, als erstes Segelboot zum üben, eine trailerbare und fast 40 Jahre alte Marina 23, einen kleinen Kajütsegler mit Festkiel, verbasteltem Innenraum und fragwürdigem Äußeren aber neuen Segeln und technisch in gutem Zustand, bastelte noch ein wenig dran rum und absolvierte ein paar erfolgreiche Wochen mit Törns auf der Ostsee. Das war jetzt nicht wirklich schwieriger als die Windsurferei Jahrzehnte zuvor, nur daß man hierbei nicht mehr so naß wurde und meistenteils sitzen bleiben konnte. Nur tat ich es allein, denn Jutta mochte in diesem „winzigen, unkomfortablen Ding“ einfach nicht mitsegeln. Die Familienurlaube fanden also auf dem „richtigen“ Boot oder irgendwo im Ausland statt. Zwei Jahre später lief mir beim Stöbern auf ebay der noch nie gewasserte Rumpf einer Deerberg Beryll 31 über den Weg, ein Bootstyp der erfolgreich mehrfach um die Welt gesegelt war, als stäbig und robust galt und für unseren Zweck eigentlich prädestiniert schien.
Zu Beginn der Planung hatte ich angefangen, mich regalmeterweise durch Segelliteratur, Segler-Blogs, Trans-Oceanberichte und alle möglichen anderen Quellen zu lesen. Zog Jutta anfänglich noch mit, wurde sie im Laufe der folgenden Jahre, wohl als sich heraus zu kristallisieren begann, daß es doch nicht nur eine Schnapsidee gewesen war, immer stiller, sobald das Thema „Segeln“ hochkam und irgendwann erhielt ich die Ansage „aber ich werde auf keinen Fall in Schräglage mit Dir um die Welt segeln!!“.
Kein Plan überlebt den Kontakt mit der Realität.[Angelehnt an "Kein Plan überlebt die erste Feindberührung" von Helmuth von Moltke, preußischer Generalfeldmarschall]
Ein Katamaran mußte also her. Weniger Krängung, mehr Platz bei gleicher Länge, leichter zu manövrieren. Paßte mir gut. Nachdem ich eine ganze Weile lang auf die Typen Fontaine Pajot Antigua 37 und Athena 38 fixiert war, stellte ich fest, daß die angebotenen trotz eines Alters von 25 Jahren und mehr das zur Verfügung stehende Budget mutmaßlich zum größten Teil verbraten würden. Außerdem waren die meisten angebotenen ehemalige Charterboote, was ich nun nicht wirklich als Vorteil ansehe. Ich erweiterte also die Suchparameter und stieß auf Boote wie Catalac 9M (zu klein), Gemini (häßlich, blöde Innenaufteilung) und Dean 365 (hm …)
Der Dean 365 machte das Rennen, und nachdem mir nach einer ganzen Weile des Suchens der bis dahin günstigste, in der Türkei liegende durch die Lappen gegangen war (was sich im Nachhinein als eher vorteilhaft erwies) und im März 2015, eine Woche, nachdem die letzte Ganymed verkauft worden war, tauchte in den südafrikanischen online-Kleinanzeigen bei Gumtree.co.za einer auf, der nicht mal halb soviel kosten sollte, wie der in der Türkei. Ich mailte den Makler an, der mir im Verlauf etlicher emailwechsel über 200 Bilder schickte, wonach dieser Kahn doch deutlich besser aussah als der in der Türkei. Daß der Motor nicht richtig lief und der Vorbesitzer versucht hatte, diverse Lackstellen im Innenraum mit „ähnlicher“ Farbei auszubessern, spielte bei dem Preis keine nennenswerte Rolle.
Da ich seit einem Treppensturz samt Patellasehnenabriß im rechten Knie vierzehn Tage zuvor nicht sonderlich gut zu Fuß war, verzichtete ich darauf, nach Südafrika zu fliegen um mir selbst ein genaueres Bild zu machen, vertraute dem seriös wirkenden Makler und kaufte das Ding per email.
Eine Woche später sagte meine Frau zu mir „ich glaube, ich brauche mal etwas Abstand“ und zog aus. Ich war allein.
„Das Leben besteht hauptsächlich darin, daß man mit dem Unvorhergesehenen fertig werden muß“
[John Steinbeck]
Ich muß zugeben, ich war tief getroffen und für eine ganze Weile ziemlich von der Rolle. Klar, das kam nun nicht ganz so ansatzlos wie es da oben steht; Juttas geflügeltes Wort war „eines Tages bin ich hier weg“. Aber wenn man den Satz fast zwanzig Jahre lang bei jeder sich bietenden Gelegenheit um die Ohren gehauen kriegt, nur weil die Kinder mal wieder den Müll nicht runtergebracht, die Hunde auf den Flur gepinkelt, oder ich den Geschirrspüler nicht leergeräumt hatte, nimmt man das irgend wann nicht mehr so wirklich ernst, sondern es ist halt genau das: Ein Spruch.
Da stand ich nun also: Die Kinder waren aus dem Haus und lebten ihre eigenen Leben, der letzte der Hunde war seit Jahren begraben (das letzte Mal, als ich mit meiner Frau zusammen geheult hatte), ich hatte die Verantwortung für zwei Firmen, die geführt werden wollten, eine Wohnung auf zwei Etagen mit 220m² für mich allein und jetzt zusätzlich auch einen noch nicht fahrfertigen Hochseekat an der Backe, der nur blöder Weise 9.500Km entfernt an Land stand und die Frau, die ich immer noch liebe und mit der ich eigentlich den Rest meines Lebens verbringen wollte, hatte mich, nachdem wir 37 Jahre zusammengehört hatten, einfach so verlassen. Ich fühlte mich echt beschissen.
Das Leben ging trotzdem irgendwie weiter, und als ich im Juni wieder so einigermaßen laufen konnte, buchte ich meinen zweiten Flug nach Südafrika in dreißig Jahren, um mir unseren meinen erstandenen Katamaran mal etwas näher anzusehen.
Eigentlich war ich positiv überrascht. Der Kat sah im Original zumindest nicht schlechter aus als auf den Bildern, der Motor war inzwischen ausgebaut und der Schaden als festgegammelter Turbolader diagnostiziert worden (was sich später leider als nichtmal die halbe Wahrheit herausstellte), Segel waren vorhanden und in „noch segelbarem Zustand“, auch wenn ich sie ohnehin schon nebst vielen anderen Positionen mit auf die Wunschliste gesetzt hatte. Der Innenraum erwies sich als deutlich geräumiger und „luftiger“ als alles, was ich bislang in jedem Monohull bis 44ft gesehen hatte und gefiel mir auf Anhieb. Alles in Allem sah ich die Möglichkeit heranreifen, dieses Gerät notfalls auch allein um die Welt zu segeln, wenn sonst niemand mit wollte. Und da ich weder die Absicht habe noch hatte, mir eine neue Lebensgefährtin zu suchen, wurde die ganze Sache eher unfreiwillig zu einem Soloprojekt mit gelegentlicher Begleitung auf den Langstrecken.
Ich vereinbarte mit dem Makler, daß der Motor überholt und wieder eingebaut werden, die Segel zum Reinigen und ggf. Flicken zum Segelmacher gegeben werden sollten und hoffte damals noch, ein segelfertiges Boot am Steg vorzufinden, wenn ich ein halbes Jahr später für ein paar Wochen Urlaub und erste Basteleien zurückkehren würde. Muhaa…
Wie wir alle heute wissen, hat das nicht so recht funktioniert. Ich vergab dann bei meinem nächsten Besuch die dringendsten Arbeiten an die Firma, die dem Sohn des Hafenmeisters gehörte und gab ihm fast drei Jahre Zeit, um den Kahn seetüchtig und bewohnbar zu machen. Daß sie selbst das nicht auf die Reihe gekriegt haben, war einer der Gründe, warum ich ihn vorgestern gefeuert habe und die ganze Refit-Sache nun allein am Hals habe.
Und da heute ein schöner, sonniger Tag war, fing ich damit an, als allererstes mal mein Whiteboard mit meiner To-Do-Liste aufzuhängen. Punkt 1 auf der Liste: Abgehakt.
Als nächstes war das Batteriefach dran. Spätestens da fiel mir die Stille im Boot auf, also schmiß ich das Radio an, setzte den Playlist-Marker des drinsteckenden iPod zurück auf den ersten der 12.561 Einträge und sammelte mein Werkzeug, um den Ausschnitt für das Fach deutlich zu vergrößern, denn meine Batteriekiste würde zwar mit je einem cm Luft rechts und links auch gerade so irgendwie da rein passen, bei knapp 60Kg ist mir das aber zu windig und außerdem muß ich auch noch dran schrauben können.
Als der Ipod bei AC/DCs Back in Black angekommen war und Hells Bells erklang, war ich mit ausmessen und anzeichnen fertig, drehte die Lautstärke hoch und fing an. Geht doch nix über handwerklich-destruktive Feinmechanikertätigkeiten mit Flex und Multimaster
Wenn man die GFK-Deckschicht mit der kleinen Akku-Flex durchtrennt, geht der Multimaster durch den Rest wie durch Butter. Hätte ich auch neulich bei der Tankausbau-Aktion drauf kommen können.
Bei Given the Dog a Bone hatte ich den Rahmen draußen, stülpte mir eine Staubschutzmaske auf und wechselte das Werkzeug, um die zahlreichen alten, teilweise abbröckelnden Farbschichten im Fach zu entfernen.
Im Gegensatz zu den vorher hier tätigen Spezialisten verplemperte ich dabei allerdings nicht Tage des Schleifens von Hand mit 40er Papier, sondern beschränkte mich auf die Verwendung von Flex und Fächerscheibe, was das Ganze dann doch ein klein wenig beschleunigte. Bis die Herren von der Stromfraktion bei Rock’n Roll ain’t noise-pollution angekommen waren, sah ich zwar aus wie ein Bäcker am Ende seiner Schicht, war aber mit Flexen durch, hatte mit der Schleifmaus und 180er Papier nochmal für ein wenig Glätte gesorgt, den ganze Staub abgesaugt und war am Grundierung umrühren.
Nächste CD auf der Playlist war Adele – Live at the Royal Albert Hall. Immer noch eine meiner Favoriten. Als sie bei One and Only ankam, hatte ich die erste Schicht Grundierung drauf, bei Make you feel my Love war ich mit pinseln fertig und machte mir einen Kaffee, und während Someone Like You lief, saß ich Kaffee trinkend, rauchend und leise vor mich hinflennend am Salontisch, weil mir gerade eingefallen war, daß ich zum vermutlich zwanzigsten Mal unseren Hochzeitstag vergessen hatte und einen leichten Moralischen durchlebte. Adele während der Arbeit ist echt Mist. Macht mich immer total sentimental, seit ich allein wohne.
Das war so kurz vor 14 Uhr. Zeit bis dahin: 4 Stunden inklusive drei Zigarettenpausen zum entstauben und luftholen. Da ich am Wochenende Morgans Zettel aufgedröselt hatte, wußte ich noch ziemlich genau bzw. konnte spontan nachsehen, wie viele Stunden er mir für die gleichen Arbeiten (allerdings schon incl. endlackieren) an insgesamt vier ähnlich großen anderen Schränken berechnet hatte:
209.4 Stunden
Das gibt mir für das morgige Ausmalen mit Decklack schon noch ein gewisses Zeitpolster, bevor ich seinen Wert reiße. Muß mich wohl nicht gar so beeilen…
Ich beschloß, nochmal duschen zu gehen um den Staub loszuwerden, und legte auf dem Rückweg einen Stop im Shop ein, um die Farbe für morgen zu kaufen und mich über die hiesigen Epoxy-Systeme zu informieren, da mir die hier verwendeten Produkte allesamt unbekannt sind. Netterweise hatte Morgan ja jeden ml Harz/Härter/Spachte minutiös aufgedröselt und somit wußte ich immerhin, wonach ich suchen mußte.
Mit einem Eimer Farbe plus Härter (ist ebenfalls ein Epoxid-Lack) und einer Handvoll Datenblätter kehrte ich zum Boot zurück und fing an, ein wenig Hunger zu verspüren. Da ich es immer noch nicht zum Einkaufen geschafft hatte, war natürlich auch immer noch kein Brot da, und somit bestand das Mittagessen lediglich aus einer Schüssel Yoghurt mit Blaubeeren, Banane und Weintrauben als Füllmasse, da der eigentlich ebenfalls eingeplante Rest Erdbeeren leider irgendwelchen Pilzen zum Opfer gefallen war. Habe zwar vorhin nochein Vital-Brot gebacken, aber morgen muß ich auf jeden Fall zum Einkaufen, denn meine Zigaretten sind ebenfalls alle.
Kurz vor 16 Uhr stand Andries hinterm Boot. Mitgebracht hatte er die beiden Adapterteile sowie denjenigen, der sie gedreht hat. Es wurde erneut gemessen, gerechnet und angepaßt und anschließend waren beide optimistisch genug, um mir die Fertigstellung des Teils bis zum kommenden Wochenende zu prophezeien. We will see …
Gerade hatte ich mir einen neuen Kaffee gemacht, als George, der Skipper der Fortuna, auf meiner Treppe auftauchte, um sich meinen Wasserschlauch auszuleihen. Ich lud ihn auf einen Kaffee ein, und anschließend haben wir fast eineinhalb Stunden verquatscht.
Wie sich im Verlauf herausstellte, ist das gar nicht sein Boot, sondern der Kahn gehört irgendeinem Texaner, für den er ihn jetzt in die Karibik überführen soll, nachdem das Ding hier nun ein geschlagenes Jahr auf dem Trockenen stand weil Jannie den Motor überholen sollte. (Der bis heute nicht läuft).
Auch George, der am Akzent recht eindeutig als Italiener zu identifizieren ist und vermutlich garnicht „Dschordsch“ sondern tatsächlich eher Ge-Orge heißt, schwärmte mir von Mozambique, Madagaskar „mit zahllosen wunderschönen Buchten und so gut wie keinem Tourismus“, Mauritius und Thailand vor und riet mir, lieber nach Osten statt nach Westen zu segeln, sofern denn mein Kahn irgendwann mal segelfertig sein sollte. Nachdem mir das nun eigentlich jeder hier, der schon mal aus der Richtung gekommen oder dort gesegelt ist vorschlägt, Mozambique quasi „um die Ecke die Küste hoch liegt“ und Madagaskar von dort auch nur 300nm entfernt ist, sehe ich darin inzwischen ernsthaft eine Alternative zu meiner ursprünglichen Planung.
Um dieses wirklich elend lang geratene Pamphlet noch mit einem weiteren dieser tollen schlauen Sprüche zu bereichern und zu beenden:
„Ein Plan, der nicht geändert werden kann, ist schlecht“
[Publilius, römischer Author]
Stay tuned!
Ja, ich vermisse Dich immer noch. Jeden Tag. Alles Gute zum Hochzeitstag, mein Herz. Tut mir leid, daß ich ihn wieder mal verpennt habe.
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