Eine Woche ist vergangen. Der Schmerz ist immer noch da, wen wundert’s, aber so ganz langsam kann ich wieder einen klaren Gedanken fassen. Hatte den ganzen Tag das Radio an und habe das erste Mal seit ihrem Tod wieder Musik gehört und tatsächlich war ich abgelenkt genug, erstmals nicht mehr alle zehn Minuten an sie denken zu müssen. Nachdem Peter und ich unseren üblichen Sonntags-Lunch beim Thai heute ausfallen lassen haben, war ich den ganzen Tag über im Cockpit zugange und habe tatsächlich mal wieder ein bischen was am Boot gebastelt.
Es war ein herrlicher Tag, Temperatur um die 28°C, fast den gesamten Tag über mit ohne Wind, also habe ich die Gelegenheit genutzt, und mal den Backbord-Windgenerator teilweise demontiert. Der ist im Prinzip baugleich mit dem IstaBreeze i500 auf dem anderen Rumpf, ist aber mutmaßlich eine billige China-Kopie, die ich vor Urzeiten mal gekauft hatte, als „richtige“ Windgeneratoren in Deutschland noch richtig Geld gekostet haben.
Er tut seinen Job, ist auch nichtmal sonderlich laut, erzeugt aber deutlich stärkere Vibrationen, als der andere, besonders beim Anlaufen und bei niedrigen Drehzahlen. Da mir das in den letzten Tagen zunehmend auf den Senkel ging als der Strom für fast 3 Tage weg war und ich meine Batterien irgendwie laden mußte, und die Dinger über Nacht mitlaufen lassen hatte, habe ich heute den Rotorkopf abgenommen, um zu versuchen, das Ding mal feinzuwuchten. Bei näherer Betrachtung wird einem auch klar, wieso IstaBreeze das Gehäuse und den Rotorkopf inzwischen aus Kunststoff fertigt, und nicht aus Alu, so wie bei diesem. Der sitzt nun gerade mal ein Jahr oder so an diesem Platz und ist der Witterung ausgesetzt, sieht aber in der Tat schon ganz mächtig verwittert aus.
Der Rotorkopf bzw. die Propelleraufnahme entblättert sich bereits seiner Farbe, und nachdem ich eine Viertelstunde lang, oben auf dem Geräteträger rumbalancierend, vergeblich versucht hatte, diese Alu-Aufnahme von der Welle zu hebeln, immer bemüht dabei weder über Bord zu fallen, noch das Solarpanel zu zerbröseln, war ich doch heilfroh, in meinem Fundus auch noch einen 2-Arm-Abzieher zu haben. Das Alu-Ding war total festgefressen auf der Edelstahlwelle! Mit mehr WD40 und dem Abzieher war’s dann ein Klax, und auch wenn sich Shaheda vorigen Monat noch mokiert hatte, mein Werkzeug würde an Bord ja viel zu viel Platz einnehmen und ich würde die Hälfte davon doch nie benutzen: Siehstewoll! Besser haben, als brauchen.
Das erledigt, stellte sich allerdings heraus, daß ich weder eine passende Welle für meine noch zu bauende Auswucht-Konstruktion oder zumindest irgend etwas dafür verwertbares an Bord habe, noch auf die Schnelle was basteln konnte. Da werd‘ ich wohl morgen mal das Bolt-Center besuchen und eine passende Schraube besorgen müssen. Oder lasse mir was passendes von Jaques drehen.
Dafür hatte ich aber noch einen Satz Reserve-Propellerblätter. Die sind nicht nur zum Partnerlook passend chic weiß statt wie bisher schwarz, sondern auch noch 10 Zentimeter länger als die alten. Also habe ich den Rotorkopf erstmal nur grob von loser Farbe befreit, die neuen Blätter montiert, und warte jetzt auf Wind, um das ganze in Aktion zu erleben. Theoretisch sollte der Generator jetzt ja eigentlich schon bei langsameren Windgeschwindigkeiten anlaufen und Strom produzieren, nicht wie vorher erst oberhalb von 10 kts.
Kein Thai heute, somit. Gestern war, wie im letzten Eintrag angekündigt, Peter zum Lunch bei mir. Die ganze Woche hatte ich eigentlich nichts warmes gegessen, und so recht Hunger hatte ich auch gestern noch nicht, aber nachdem es dann auf dem Tisch stand, kam auch der Appetit.
Es gab ein indisches Lamm-Curry á la Shaheda. Von der Art her, war mir das vor ihr einigermaßen unbekannt, ich muß aber zugeben, es war äußerst lecker, und nicht übertrieben scharf. Selbst das von gestern schmeckte fast genauso, ich scheine doch aufgepaßt zu haben, als sie mir zeigte, wie es geht. War jetzt aber auch nicht soo anspruchsvoll nachzukochen
Für 2 Personen:
- 400g Lamm (ich hatte zwei Lammkoteletts, weil man hier keine Lammlachse oder auch nur Filet kriegt)
- ein kleine Zwiebel
- eine Knobi-Zehe
- Eine Dose Erbsen
- jede Menge geheime Gewürze, um das ganze wie ein Curry schmecken zu lassen. Oder man nimmt eine Curry-Fertigmischung wie z.B. PnP’s Durban Curry Cook in Sauce. Ist sowas in der Arti wie die Maggi-Fix Dinger. Was sie getan hatte, da es die Sache vereinfacht. Ich somit auch.
- ein paar Poppadums
- und/oder ein paar Roti für jeden. Alternativ Tortillas. Aber natürlich kann man als Nicht-Inder auch Reis dazu essen.
Das Fleisch mundgerecht kleinschneiden und zusammen mit der gehackten Zwiebel und dem ebenso gehackten Knobi scharf anbraten, dann die Saucenmixtur und zugehörige Menge Wasser dazu geben, und zusammen mit der Hälfte der Erbsen für eine gute Stunde köcheln lassen, bis die Erbsen nicht mehr identifizierbar sind und das ganze sämig erscheint. Dann die restlichen Erbsen dazu für etwas Farbe, nochmal kurz aufkochen, Poppadums und/oder Tortillas braten,und servieren. Das Lamm zerfiel fast auf der Gabel, so zart war es.
Den angedrohten Shiraz haben wir dann aber doch gelassen. Keinem von uns war nach Wein zumute, also habe ich Peter mein einziges kaltes Bier aufgedrängt und mich mit einer Cola begnügt. Lecker wars, und sonnig und fast windstill ebenfalls, also haben wir anschließend den gesamten Nachmittag im Cockpit gesessen, Kaffee getrunken, und geredet.
Während wir da so vor uns hin saßen, kam auf dem Katamaran gegenüber, auf dem sie kürzlich den Garrick gefangen hatten, Bewegung in die Scenerie. Wieder bog sich die Angel mächtig durch, und dieses Mal war es ein Dusky Cob. Der hatte durchaus ein ähnliches Kaliber wie der, den ich neulich auf der Badeplattform liegen hatte, oder vielleicht war’s auch derselbe; nur daß sie ihn auf dem Kat gegenüber diesmal nicht wieder in die Freiheit entlassen haben. Naja, die sind auch ein paar Esser mehr
Vielleicht hätte John allerdings nicht nur mir, sondern auch dem Kat-Eigner Michael gegenüber erwähnen sollen, daß man Kabeljous dieser Größe eigentlich nicht nur deswegen nicht ißt, weil sie als ausgewachsene Exemplare wichtig für die Erhaltung der Art sind, sondern auch dazu tendieren, so ab einem Meter Länge Würmer zu kriegen
Nachtrag: Inzwischen hat er es mit den beiden Fischen sogar in die lokale Presse geschafft: Immerhin 27Kg hatte der Cob, den sie hier aus unerfindlichen Gründen auch Salmon nennen.
Tja, wie gesagt, war heute ein herrlicher Frühlingstag. Ich habe gut und lange geschlafen, bin erst gegen 8 Uhr aufgestanden, und da ich die ganze Woche eigentlich täglich nur von einer Handvoll Cornflakes gelebt hatte, war es angesichts der Wetterlage mal wieder Zeit für ein anständiges Frühstück. Habe meine neuen Polster hervorgekramt und im Cockpit ausgebreitet, und dann konnte ich tatsächlich mein Frühstück in der Sonne geniessen, ohne dabei in Trübsal zu verfallen. Irgendwie geht das Leben doch immer weiter …
Gegen elf, statt wie vereinbart um kurz nach neun, stand Daniel am Boot. Der hat eigentlich seit Wochen den Auftrag, eine Kuchenbude zu basteln, also Seitenteile und Heckteil für das Hardtop aus Stoff, mit Scheiben und Mückenschutz. Heute nun kam er endlich zum finalen messen und kündigte an, bestimmt bis nächstes Wochenende ein Ergebnis vorweisen zu können. Da bin ich ja mal gespannt.
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