Neuer Vortrieb

Samstag again. Auch der Januar hat es inzwischen fast hinter sich, es ist allgemein warm, bös‘ feucht, und teilweise doch etwas arg böig, aber so isser halt, der Sommer hier. Für diese Woche hatte Windy.ty in Richards Bay knapp 150L Regen/m² vorausgesagt, und so ganz viel wird daran wohl auch nicht gefehlt haben. Mein Dinghy hat jedenfalls in der Zwischenzeit ein Upgrade durch eine automatische Bilgenpumpe erhalten, nachdem es nach einigen Nächten mit ergiebigem Regen durch das spontane Zusatzgewicht von diversen 100L Wasser nacheinander drei der vier Plastik-Umlenkrollen an den Davits zerbröselt hatte. Mittlerweile sind sie zwar alle durch etwas stabilere ersetzt, aber sicher ist sicher.

Auch einen neuen Triebling habe ich dem Dinghy gegönnt: Nachdem ich eine Weile damit geliebäugelt hatte, den rappeligen 2.3PS Honda durch irgendwas leiseres in der 4-6PS-Klasse zu ersetzen, darf er noch eine Weile an der Reling baumeln. Stattdessen habe ich hier einen vergleichsweise günstigen Elektro-Außenborder erstanden, der den Kahn in Verbindung mit der uralten mitgebrachten 105Ah AGM-Batterie immerhin auf gut 6 Km/h bringt, solange nicht übermäßig Wind herrscht. Für das rumkurven im Hafen und zu gelegentlichen Angeltrips völlig ausreichend und deutlich nervenschonender. :-) Neuer Vortrieb weiterlesen

Lockdown, Tag 295

Der Januar ist schon wieder halb rum, und gefühlt ist bis dato genau garnix passiert. Gut, bis letzte Woche waren noch Ferien, und dank des wieder verschärften Lockdowns hält sich die Anzahl der Arbeiter auf dem Gelände ohnehin in Grenzen, aber im Grunde genommen plätschert das Leben hier einfach so vor sich hin, ohne große Wellen zu schlagen. Einhergehend mit der Verschärfung der Restriktionen wegen der inzwischen mutierten Viren, sind nun auch die 20 Landgrenzen zu den Nachbarstaaten außer für Notfälle wieder dicht, Flüge gehen eh schon eine Weile nicht mehr, und die Infektionskurve zeigt trotz alledem immer noch steil nach oben.

Geimpft werden sollen derzeit nur medizinisches Personal, Regierungsmitglieder (!) sowie Polizisten und Lehrer. Alle anderen müssen warten, da „die reichen erste-Welt-Staaten uns den Impfstoff weggekauft haben“, wie sich neulich von offizieller Seite mokiert wurde. Abgesehen davon, haben sie ohnehin nur 20Mio Dosen bestellt oder jedenfalls für das erste Halbjahr zugesagt bekommen. Bei 2 erforderlichen Dosen pro Impfung reicht das gerade mal für ein Sechstel der Bevölkerung, und wird kaum ausreichen, um sowas wie Herdenimmunität zu erzielen …

So wie es aussieht, hat sich meine „Home-province“ KwazuluNatal mittlerweile zum Corona-Hotspot des Landes entwickelt, nachdem in der ersten Welle noch die Kapregion am heftigsten betroffen gewesen war. Sei’s drum. Ich verlasse meinen Kahn ohnehin ausschließlich noch zum Einkaufen, und da mit der Maßnahmenliste auch die Schlangen vor den Lebensmittelgeschäften wieder länger geworden sind und alles etwas länger dauert, ist das so ungefähr die einzige Stunde pro Woche, die ich außerhalb meines eigenen Quarantänebereichs verbringe und mich den Gefahren der Welt aussetze.

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underpressure …

Ich fühle mich ein wenig drucklos zur Zeit. Nicht nur, daß ich seit  Tagen total schlapp bin und mich nur mit Mühe aufraffen kann, irgend etwas sinnvolles anzufangen, mein Blutdruck scheint sich synchron mit dem Gewicht zu bewegen. Tabletten gegen überhöhten Blutdruck nehme ich schon seit Monaten nicht mehr, da er sich eigentlich permanent im Normalbereich bewegte.

Letzten Dienstag allerdings hatte sich das nochmal eine Stufe verändert, und irgendwie kam ich den ganzen Tag nicht aus dem Quark. Minimum irgendwann Mittags war 102:70 und so fühlte ich mich auch; wenn das noch lange so weitergeht, muß ich wohl doch mal zum Doc. Ein paar Tassen Kaffee und eine Scheibe Brot als Sofortmaßnahme haben ihn zumindest wieder in einen halbwegs normalen Bereich angehoben…

Das ganze bei Außentemperaturen um die 36°C und 60% Luftfeuchtigkeit. Bäh… underpressure … weiterlesen

30 seconds past midnight …

Vorbei! Das Drecksjahr 2020 ist endlich Geschichte, werden viele sagen, wenn ich mal von den ganzen sarkastisch bis zynischen „lustigen Bildchen“ zu diesem Thema ausgehe, die allein mich in den letzten paar Tagen via WhatsApp erreicht habe. Und ich bin nun wirklich keiner, der üblicherweise mit sowas überschüttet wird. Aber niemand scheint das abgelaufene Jahr so recht gemocht  zu haben. Um mal aus dem Blog von Atanga zu zitieren:

Wenn man zu Silvester um 23:58 Uhr und 42 Sekunden das Lied
‚Schrei nach Liebe‘ von den Ärzten abspielt, dann ist das letzte Wort, welches das Jahr 2020 hören wird: Arschloch!

Auch die Atanga-Crew hatte so ihre Probleme, nachdem Neuseeland ihnen genau wie allen anderen Seglern aufgrund der im Land vorherschenden Corona-Paranoia die Einreise verweigert hat und sie die Taifun-Saison somit notgedrungen irgendwo in der Südsee ausharren müssen, statt einen sicheren Hafen außerhalb der Taifun-Zone anlaufen zu können.

Tja, das Jahr ist vorbei, das Virus allerdings immer noch da. Also werden wir auch dieses Jahr mit Maske und in gebührendem Abstand rumlaufen, unsere Einkaufswagen desinfizieren, und hoffen, daß es uns nicht trotzdem irgendwie erwischt.

Der Jahreswechsel hier im Hafen war mit Abstand der ruhigste, den ich in meinen 60 Jahre je mitgemacht habe. Keine Böllerei, keine Musik von allen Seiten, keine Feten, und bis auf diese einsame Raketenbatterie, die irgendjemand drüben auf der anderen Hafenseite wohl noch im Keller stehen gehabt hatte und für das Titelbild sorgte, absolut kein Feuerwerk. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre hatte ich mich vorsorglich um Mitternacht ins Cockpit verholt, aber wirklich niemand hat es diesmal für nötig erachtet, seine abgelaufenen Signalmittel zu verballern, also keine Gefahr. Soweit ich das sehen konnte, war ohnehin so gut wie niemand außer den Besatzungen zweier Kats an den Stegen A und B  und mir hier im Hafen.

Das virtuelle Konzert aus Notre Dame war nett, wenn auch nicht überragend, und nachdem das zu Ende war, habe ich mich ins Bett verfrachtet und bin prompt eingepennt. Hätte vielleicht vorher noch die Dachluken schließen sollen, denn als ich gegen sieben Uhr wieder wach wurde, waren meine Fußböden klatschnaß, und ein Kontrollblick auf das in den Davits hängende, aber nicht angehobene Dinghy ergab, daß inzwischen ungefähr 100L Regenwasser darin umher schwappen. Aber gegen 1h waren immer noch um die 27°C  hier drinnen gewesen, und die  Wolken sahen nicht nach mehr Regen aus, als die ganzen letzten Tage auch schon, als dann außer ein paarmal Wetterleuchten garnichts passierte. Nun ja. Kann nicht immer klappen und war die Gelegenheit, gleich mal wieder durchzuwischen …

Bei 27° und 76% ist schlafen mit geschlossenen Luken eigentlich nicht so das ideale …

Irgendwann in den Morgenstunden muß es wohl angefangen haben, etwas heftiger zu regnen, und ist damit scheinbar auch noch nicht fertig. Im Hafen steht eine Hackwelle aus Süd, so daß das Boot fröhlich am Steg rumhüpft, mein Windmesser zeigt beständige Werte um 24kts, die ab und an mal nach oben  ausschlagen, und der Regen kommt derweil ziemlich waagerecht gegen die Cockpittür geflogen. Zeit, die Steckschotten einzuschieben und die Bude dicht zu machen …

Sei’s drum.

Ich wünsche Euch trotzdem ein frohes und gesundes neues Jahr!