Dicke Backen gemacht

Heute ist Wind! Nachdem ich jetzt, bis auf die zwei Tage  mit 25kts nach dem Zyklon, fast vier Wochen lang feinstes afrikanisches Spätsommerwetter mit beständigen Temperaturen knapp um die 30 Grad und angenehmen Windgeschwindigkeiten im einstelligen Bereich  genießen konnte,  drehte vor vier Stunden der Wind auf Süd und nahm von 4 auf 20-25kts zu, draußen vor der Küste auch mit Böen um die 45kts, dafür fiel die Temperatur spontan auf jetzt nur noch 23 Grad.    Simon hatte, im Gegensatz zu mir, wohl den Wetterbericht gelesen, jedenfalls ist er heute morgen gar nicht erst aufgetaucht. In der letzten Woche hatte er bekanntlich den Wasserpass geschliffen, gemalt, wieder geschliffen und anschließend noch einen schicken schwarzen Deko-Streifen obendrüber gepinselt.

Solange man nicht näher als 2m ran zoomt, sieht der Streifen sogar fast parallel aus.

Eigentlich sollte er diese Woche die Scheuerleiste fertig abschleifen und neu mit schwarzer Farbe versehen, aber das muß dann wohl bis nach dem Wind warten. Von außen ist der Kahn dann immerhin bis auf das noch zu lackierende Cockpit farbmäßig fertig.

Zwischendurch hatte Simon, nachdem er mit dem Wasserpaß fertig war, den Auftrag gehabt, mal das Cockpit und den Motorraum grundzureinigen und es bei der Gelegenheit irgendwie geschafft, mit der provisorischen Mittelstütze ein Loch in das darüber gespannte Sonnensegel zu stokeln. Keine Ahnung, wie genau er das gemacht hat, das Ding hat immerhin diverse Starkwindgelegenheiten mit über 45kts überlebt, saß vernünftig fest und machte nicht unbedingt einen sonderlich morschen Eindruck. Auf jeden Fall war bis Abends schon ein 30cm langer Riß drin, und am nächsten Morgen war das Ding komplett einmal quer durchgerissen und reif für die Tonne. Gut, daß ich noch eines mitgebracht hatte.

Neues Sonnensegel, diesmal rechteckig

Von den sonstigen eigentlich hier Tätigen gibt es dagegen nicht viel anderes zu berichten, als in den Wochen vorher auch schon: Meine Gasflaschen und der Gasfernschalter sind immer noch nicht da, von Stephen habe ich seit einem Monat nichts mehr über den Fortschritt am Dodger vernommen und Andries habe ich auch schon seit vierzehn Tagen nicht mehr gesehen. Angeblich fehlten noch zwei anzufertigende Adapter für die Wasser- und Abgasführung im Z-Antrieb, bevor der ganze Ramsch endlich eingebaut werden kann. Irgendwie schon leicht frustrierend, die ganze Sache.

Ich hingegen habe die letzte Woche und das Wochenende zum überwiegenden Teil weitgehend inaktiv und bestenfalls mit ein paar kleineren Elektrikbasteleien verbracht. Daß ich heftigste Zahnschmerzen hatte, war ja schon Ende vorletzter Woche Thema gewesen. Das Ganze ist dann über das Wochenende noch deutlich eskaliert:

Am Montag Morgen habe ich einen Zahnarzt im örtlichen Medicross-Center angerufen und mit dem einen kurzfristigen Termin ausgemacht (der allerdings trotzdem erst Mittwochmorgen stattfinden konnte). Bis dahin versuchte ich, mich noch mit Ibuprofen halbwegs aktionsfähig zu halten. Bis zu meinem Termin am Mittwoch hatte sich allerdings zusätzlich zu den Zahnschmerzen auch noch mein Zahnfleisch und der Gaumen entzündet und brannten wie Hölle, was ich mit einer antibakteriellen Mundspülung mit äußerst eingeschränktem Erfolg zu bekämpfen versuchte. Außerdem bildete sich gerade ein ziemlicher Tränensack unter meinem rechten Auge aus und die gesamte rechte Wange spannte wie blöd. Ich sah aus, wie Hugo der Hamster. Gut, daß ich neulich einen Pürierstab gekauft hatte und mich von Suppe oder gematschtem Obst mit Yoghurt ernähren konnte, feste Nahrung war jedenfalls die ganze Woche keine Option.

Das Einzige, was dann bei diesem Zahnarzttermin stattfand, war eine kurze Untersuchung inklusive Röntgen, die Feststellung daß da wohl tatsächlich ein Loch in einem der Backenzähne sei und die nicht-fachärztliche Diagnose, ich hätte mir wohl „shingles“ eingefangen. Was das ist, wußte ich zufällig genau deswegen, weil ich morgens nach dem Blick in den Spiegel die englische Übersetzung von „Gürtelrose“ gegoogelt hatte. Dolle Wurst.

Wir vereinbarten einen neuen Termin für den 9.4. wegen des Zahns und anschließend begleitete er mich über den Parkplatz in die da befindliche allgemeinmedizinische Abteilung des Medicross Centers. Die Ärztin, die mich kurz darauf untersuchte, kam jedenfalls innerhalb kürzester Zeit zur selben Diagnose, wie wir beide auch schon. Herpes Zoster im Gesicht, das will man nicht haben. Hatte ich vor ein paar Jahren schon mal am Knie, als ich sowieso gerade im Krankenhaus lag, und selbst das war äußerst unangenehm und höchst schmerzhaft.

Wie auch immer, sie verschrieb mir eine Tüte voll Antibiotika, Cortison-Salbe und Schmerzmittel und verbschiedete mich mit den Worten, „das könne aber durchaus noch ein paar Tage schmerzen“. Ach? Ja, hat es in der Tat. Ganz ehrlich: So eine Woche wie diese brauche ich wirklich nicht öfter.

Ungefähr 18.000mg Vavirex und eine halbe Tube Dermoban später kann ich immerhin wieder halbwegs sabberfrei trinken, feste Nahrung zu mir nehmen und dank des wieder einigermaßen abgeschwollenen Auges geradeaus sehen, ohne den Kopf mehr als 10 Grad nach unten zu neigen. Außerdem habe ich seit heute weitgehend die Kontrolle auch über meine rechtsseitige Mimik zurück, auch wenn es beim Grinsen noch etwas spannt. Meine Fresse noch eins! Am Donnerstag/Freitag sah ich definitiv so aus, als hätte ich eine Kneipenschlägerei verloren und fühlte mich auch so.

Zu den Tabletten, die mir die Ärztin verschrieben hatte, gehörten auch Trepiline 25mg, mit der Anweisung, von denen eine halbe Stunde vor dem Zubettgehen eine zu nehmen. Keine Ahnung, ob das ein Schmerz- oder ein Schlafmittel ist, aber ich habe die ganze Woche jede Nacht durchgeschlafen wie betäubt, war dafür aber auch tagsüber für nix vernünftiges zu gebrauchen und hätte permanent im Stehen einschlafen können. Die habe ich inzwischen abgesetzt.

Kurzfristig leicht panisch wurde ich am Freitag morgen nach dem Aufwachen, weil ich auf dem rechten  Ohr auf einmal komplett taub war. Wie sich rausstellte, lag das aber wohl nur daran, daß nachts einer der Herpes-Pickel im Ohr geplatzt war und mein ganzer Gehörgang voll Blut stand. Nachdem ich das ausgespült hatte, konnte ich auch wieder hören. Gut, daß ich bislang noch nicht dazu gekommen war, eine neue Matratze oder ein neues Kopfkissen zu kaufen …

Da ich eh die ganze Woche nix sinnvolles mit mir anzufangen wußte, habe ich immerhin jeden Morgen ein paar äußerst dekorative Selfies von meinem Gesicht gemacht.

Hier also die Galerie der Grimassen von Mittwoch bis heute:

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Nun ja. Ich sehe immer noch aus wie ein Hamster, aber es wird langsam besser. Die Schmerzen sind seit gestern immerhin ziemlich weg, die Wange juckt nur noch wie doof, dafür kommt jetzt der Zahnschmerz unterschwellig wieder zum Vorschein. Schätze, wenn meine verschriebenen Heavy-Duty-Painkiller übermorgen alle sind, wird er sich wieder ein wenig in den Vordergrund vorarbeiten.

So, inzwischen ist es fast dunkel, zu allem Überfluß hat es, zusätzlich zum Wind, auch noch angefangen zu regnen, und ich schätze, ich werde den Braai-Abend wohl einfach ausfallen lassen, auch wenn ich mir heute morgen vom PnP extra ein Paket Boerewors mitgebracht hatte. Irgendwann die Tage muß ja nun auch mein bestellter Bordgrill hier mal eintrudeln, dann weihe ich den eben damit ein.