Archiv der Kategorie: Geschichten

Autsch!

Vor einer Weile hatte die ZYC Stegwartungs-Mannschaft, die in schöner Regelmäßigkeit einmal wöchentlich die Walkons kontrolliert, ggf. die Auftriebskörper mit Druckluft ausbläst und bei  Bedarf auch mal die Ketten erneuert, die die Stege an den versenkten Betonblöcken verankern, die in die Jahre gekommenen und arg rostigen Verbindungselemente zwischen Hauptsteg und den Fingerstegen an unserem „Walkon C“ ersetzt. Bei dem oft hier im Hafen stehenden Schwell und unter der Last der Boote bei viel Wind, sind diese ziemlichem Druck ausgesetzt und bedürfen regelmäßiger Aufmerksamkeit.

Walkon C ist im äußeren Bereich, also dort wo Thelxinoe festgemacht ist, ein Betonsteg mit Stahleinfassungen und entsprechenden Auftriebskörpern, also nicht unbedingt Leichtbau. Aus unerfindlichem Gründen war der Abstand „unseres“ Fingerstegs zum Hauptsteg nach dem neulich erfolgten Austausch der Verbindungseisen ein gutes Stück größer geworden, als bei allen anderen. Das war mir zwar aufgefallen, hatte mich aber nicht weiter belastet, denn es schien mir immer noch im normalen Rahmen. Ich habe Schuhgröße 47 und laufe da üblicherweise nicht barfuß rum. Letzte Woche, hätte es aber um ein Haar zu einem übel ausgehenden Unfall geführt, und das kam so: Autsch! weiterlesen

Lockdown, Tag 506

Es klingt zwar unglaublich, aber wir befinden uns seit über 500 Tagen ununterbrochen im Lockdown-Zustand. Inzwischen war „nur“ noch wieder in Level 3, aber trotzdem: Die ursprünglich mal angekündigten 21 Tage sind inzwischen doch leicht überschritten, und das Ganze ist inzwischen nur noch nervig. Immerhin, die dritte Welle der Infektionen ist am Abklingen und mittlerweile beruhigt sich die Lage wieder etwas.

Mit der Impferei geht es hier allerdings auch nicht wirklich voran. Ich hatte mich bereits vor Monaten angemeldet, als die Gruppe der Ü60-jährigen zur Impfung aufgerufen wurde, habe allerdings bis heute keine Benachrichtigung erhalten, ob, wann oder wo ich ggf. zum Impfen schreiten könnte. Näheres Nachhaken ergab, daß hier in KZN wohl bis heute kein Impfzentrum tatsächlich in Betrieb gegangen ist, sondern sich alles auf die Region um Pretoria konzentriert, wo die Inzidenz zugegebenermaßen auch am höchsten war.

Drei Wochen sind vergangen, seit die Unruhen ausgebrochen waren. Das Leben hat sich wieder normalisiert, die meisten Geschäfte sind geöffnet, lediglich die Liquor-Shops dürfen nur von Montag bis Donnerstag öffnen, was auch immer das für einen Sinn haben mag. Muß uns aber auch nicht wirklich belasten.

Wir leben hier weitestgehend isoliert auf unserem Kahn, und außer zum Einkaufen, fahren wir höchstens mal ein Eis essen, oder an den verwaisten Strand. Es ist immer noch Winter, da ist dort eh nix los. Witzigerweise saß letzte Woche, als wir uns bei immerhin 21°C für einen Strandspaziergang aufgemacht hatten, trotz ausgeschildertem Badeverbot tatsächlich ein ziemlich gelangweilt aussehender Lifeguard am Strand, obwohl außer uns und zwei Anglern absolut niemand da war, schon gar nicht im Wasser.

Das Wetter kapriolt hier gerade ein wenig vor sich hin: Letzte Woche stiegen die Temperaturen für ein paar Tage auf über 30°C und es war so gut wie windstill, diese Woche zog ein neues Tief durch, das Starkwind aus Südwest und Regen brachte. Aber, dank endloser Nerverei und Daniel-auf-den-Senkel-gehen meinerseits, sind unsere Kuchenbudenteile mittlerweile verschließbar, und mittels eines kleinen Steckdosen-Heizlüfters mit gerade 600W läßt es sich auch bei Wind, Regen und 17°C Außentemperatur im Cockpit aushalten. Was es mir leichter machte, endlich eines der bisher liegengebliebenen Nebenprojekte anzugehen: Die Eiswürfelkiste…

Nachdem das Ding den ganzen Sommer durch fast ununterbrochen Eiswürfel produziert hatte, war irgendwann im Februar Schluß gewesen. Der Auswurf-Mechanismus mit der Schüppe rappelte nur noch vor sich hin, warf die Würfel aber nicht mehr aus, und kurz darauf passierte nach dem Einschalten dann garnix mehr. Meine Vermutung war gewesen, daß es die da zweifellos irgendwo im Inneren befindlichen Zahnräder dieser Auswurf-Mimik zerrieben haben dürfte, also zerlegte ich das ganze Ding, ohne allzugroße Hoffnung, eine simple Lösung zu finden. Eigentlich nur, um mal nachzusehen wie’s innen aussieht, bevor ich eine neue Kiste kaufe.

So halb zerlegt hatte ich das Ding ja letztes Jahr schon mal, um eine neue Lichtschranken-LED einzulöten, aber dieses Mal ging es dann doch noch etwas weiter ins Detail. Und während ich das Ding zerlegte stellte ich fest: Eigentlich ist das für die 89,-€ (damals, 2015) ein wirklich nettes Stück Technik. Irgendwie war ich davon ausgegangen, daß da ggf. ein oder mehrere Piezo-Elemente für die Kälte zuständig sein könnten, aber nein: Drinnen sitzt tatsächlich ein kleiner Kompressor.

Neugierig geworden, habe ich gegoogelt, was das ausgewiesene R600a wohl für ein Kältemittel ist: Isobutan. Wie Wikipedia dazu schreibt: „Als innovative, ungiftige Kältemittel sind Kohlenwasserstoffe eine umweltfreundliche Alternative zu den ozonschädigenden Fluorkohlenwasserstoffen „. Nett. Eiswürfel ohne Klimaschäden …

Nachdem ich den Motor des vorgenannten Auswurfs ausgebaut hatte, stellte sich das eigentliche Problem als simpler dar, als befürchtet:

Oh, Rost …

Da bewegte sich nicht mehr viel, wenn man das Gerät einschaltete, also habe ich den Getriebemotor ebenfalls noch zerlegt, denn die Dinger kann man zwar für 18,-€ bei ebay direkt aus China kaufen, das hilft mir hier derzeit aber nicht wesentlich weiter, weil er dann vor Ende des hiesigen Sommers vermutlich nicht mehr ankäme.

Also, etwas mechanische Gewalt ausgeübt, und schon lag das Ding in Teilen vor mir. Mit ein wenig WD40 beträufelt, ließ sich nach einer Weile auch die Welle des Abgangszahnrades wieder bewegen, und nachdem ich sie irgendwann rausgefriemelt, und Welle und Lager mit 2000er Schleifpapier ein wenig geläppt und mit Winchfett wieder eingesetzt hatte, funktionierte das Ganze wie gewohnt.

Die Zahnräder hatten die Blockierung wider Erwarten schadfrei überstanden.

Eine halbe Stunde nach erfolgtem Wiederzusammenbau ergab ein Testlauf genügend Eiswürfel, um den ersten Sundowner des Frühjahrs standesgemäß kühlen zu können :-)

Weitere Basteleien der vergangenen Tage: Der Windgenerator. Im letzten Paket waren ein paar gekröpfte und längere Blätter für den IstaBreeze gewesen, von denen ich mir eigentlich einen früheren Anlauf bei geringerer Windgeschwindigkeit versprochen hatte, und die ich in einer Windpause letzte Woche montiert hatte.

Nachdem am nächsten Tag wieder Wind aus Süd angesagt war, hatte es innerhalb kürzester Zeit die am selben Geräteträger montierte Wetterstation zerschüttelt und die Vibrationen des Windgen waren im Gegensatz zu vorher unerträglich, so daß ich um die Schweißnähte am Träger fürchtete, also habe ich ihn nach kurzer Zeit stillgelegt, um dem später bei Windstille mal auf den Grund zu gehen.

Vorgestern nun war Zeit und kein Wind, also habe ich den Rotorkopf abgebaut, auf eine provisorische Auswucht-Konstruktion gespannt und siehe da: Eines der Blätter scheint deutlich schwerer zu sein, als die anderen beiden, auch wenn sie identisch aussehen. Nachdem ich sie demontiert und gewogen hatte, war klar: Blatt 1+3 wiegen je 272g, Blatt 2 hingegen 295g. 8-O

Das ist nicht nur rund je 100 bzw 120g mehr als die originalen, sondern mit 23g Differenz innerhalb eines gekauften „Satzes“ meinem Verständnis nach auch außerhalb jeglicher Toleranz. Mal sehen, ob die Firma IstaBreeze wohl auf meine diesbezügliche Protestmail reagiert …

Unseren Spaß hatten wir vergangene Woche auch, vermutlich im Gegensatz zum Bewohner der abgebildeten Wohnung auf der anderen Seite des Kanals:

Wir saßen friedlich auf unserem Vordeck, genossen die milde Nachmittagssonne und unseren Kaffee, als Lou hinübersah und bemerkte: „look, a monkey„. Bis dahin nichts ungewöhnliches, die terbeln eigentlich permanent irgendwo hier rum und sind immer auf der Suche nach Essbarem. Nötigenfalls klettern sie auch in die Mülltonnen oder offene Dachluken. Weiß eigentlich jeder.

In diesem Fall hatte der Bewohner allerdings dummerweise ein Fenster nicht komplett verschlossen. Daß das fast einsachtzig über dem Fußboden lag, störte den Affen herzlich wenig; mangelnde Sprungkraft ist üblicher Weise nicht deren Problem. Normal springen sie auch vom Balkongeländer auf den darüberliegenden Balkon…

Jedenfalls hatte unser Affe das spaltweit offene Fenster entdeckt, es irgendwie ganz geöffnet, und war darin verschwunden. Kurze Zeit später tauchte ein zweiter auf dem Nachbarbalkon auf, und besah sich die Sache. Innerhalb kürzester Zeit saß die gesamte, elf Köpfe starke, Familie Affe auf den umliegenden Balkons und nachdem der erste mit einer Orange wieder ins Freie kam, verschwand einer nach dem anderen durch das Fenster, um kurz darauf ebenfalls mit Obst wieder aufzutauchen.

erfolgreicher Beutezug :-)

Bin sicher, der Bewohner der Wohnung wird seine helle Freude an diesem Besuch gehabt haben. Als mein Zelt im November im AfriCamp von der Affenbande überfallen wurde, haben sie nicht nur alles erreichbar Essbare mitgenommen, sondern bei der Gelegenheit auch jede Menge Chaos und Dreck hinterlassen :motz::mrgreen:

Diese Woche war im Yachtclub „Closing sail and Salute to the Commodore“ angesagt. Auch wieder so ein event, bei dem eine halbe Hundertschaft Clubmitglieder im Garten rumsteht, ein Bier in der Hand, und sich was vorerzählt. Maskentragen im Freien ist im aktuellen Lockdownlevel nicht mehr zwingend vorgeschrieben, also tut das dann auch niemand. Nicht unser Ding, somit halten wir uns von solchen Festivitäten meistens fern. Aber da es ja mit Booten zu tun hatte, und diese an der bisher amtierenden Commodore Jackie vorbeiparadierten, war auch die benachbarte SeaRescue-Station mit dabei, ob nun zu Sicherungszwecken oder einfach zum Spaß, egal. Nettes Rib, jedenfalls :-)

Die Freunde und Helfer von der Station nebenan

Lockdown, Tag 469

Die Reaktionszeiten werden kürzer: Seit vorletztem Sonntag befindet sich Südafrika wieder im verschärften Lockdown Level 4, nachdem die Delta-Variante des dämlichen Virus in Gauteng (die Provinz um Jo’burg und Pretoria) in den Vorwochen zu einem dramatischen Anstieg der Fallzahlen geführt hatte, sodaß inzwischen den dortigen Krankenhäusern die Intensiv-Betten ausgehen und die ersten Patienten in andere Provinzen ausgelagert werden mußten. Abgesehen davon, ist die Provinz seither weitgehend abgeschottet, Reisen nur noch in Ausnahmefällen erlaubt. Und auch im Rest des Landes gilt: Keine Bars oder Restaurants mehr offen, nur noch Takeaway und Lieferung möglich (was immerhin sehr gut funktioniert), kein Alkohol-Verkauf oder -ausschank, keine Versammlungen mehr, und die Schlangen vor den noch offenen Geschäften werden auch wieder länger.

Die dritte Welle hat lange gebraucht, um hier einzuschlagen, aber nun hat sie uns auch mit Macht erwischt.

Hatten wir die Woche davor noch damit verbracht, uns um ein Schengen-Visum für Lou zu bemühen und waren dafür in Durban gewesen, liegen unsere diesbezüglichen Reisepläne somit erstmal wieder auf Eis, bis ein Ende absehbar ist. Zwar ist der Lockdown (eigentlich) auf 14 Tage befristet, das hat beim ersten Mal aber ja auch schon nicht so recht funktioniert und endete damit, daß wir geschlagene fünf Monate in Isolation verbracht haben. Nu ja, harren wir der Dinge, die da kommen mögen.

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Crew-Zuwachs

Der Ein oder Andere mag sich in den letzten Monaten vielleicht die Frage gestellt haben, wer denn wohl eigentlich die ominöse „Lou“ sein mag, die ich gelegentlich im Blog erwähnt habe. Ich hatte das Thema bislang bewußt  nicht allzu sehr vertieft, aber da wir unserer Sache mittlerweile sicher sind und Anfang des Monats „Nägel mit  Köpfen“  gemacht haben, wird  es wohl Zeit, ein wenig Licht in diese Angelegenheit zu bringen.

Darf ich also vorstellen: Das ist Lou, die bis vor ein paar Tagen mit vollem Namen eigentlich Mmadikupe Helen Phiri hieß.

Sie ist Jahrgang 1978, kommt  aus Pretoria und ist seit einer Weile die „bessere Hälfte“ der Thelxinoe-Crew. Und weil sich nach ein paar Monaten des Zusammenlebens an Bord gezeigt hat, daß wir uns gut verstehen, das mit uns wohl ganz gut funktionieren wird, und wir uns in kurzer Zeit ineinander verliebt hatten, haben wir beschlossen, der Sache einen seriösen Anstrich zu geben, und Anfang Mai geheiratet. Dank Covid und der damit einhergehenden Beschränkungen recht unprätentiös und in allerkleinstem Rahmen, aber immerhin: Wir grüßen jetzt als Mr. und Mrs. Eggers :-) Crew-Zuwachs weiterlesen

Tücken der Technik

Nachdem ich ein paar Tage mit unregelmäßig, aber immer häufiger ausfallendem Internet gehadert und über den Provider geflucht hatte, kam mir der Gedanke, doch erstmal meinen eigenen Kram durchzuchecken, bevor ich dort erst die Welle schlage: Wie sich durch simples Anfassen feststellen ließ, war das an der Fritzbox am USB-Port angeflanschte 4G-Modem glühend heiß, kein gutes Zeichen. Ein testweise Verbinden direkt mit dem PC brachte die Erkenntnis, daß die eingesteckte Sim-Card sporadisch nicht mehr erkannt wurde. Kein Wunder also, daß das Internet nicht erreichbar war.

Glücklicherweise bin ich bei Technik-Gadgets ja ein Redundanz-Freak, und somit fand sich rein zufällig noch ein identisches Huawei-Modem nagelneu in einer meiner Kisten. Sim- und SD-Karten umgesteckt, das neue Ding an die Fritzbox gestöpselt und siehe da: Geht wieder, wie am ersten Tag. Dolle Wurst. Scheinbar sind diese Dinger nicht wirklich für den Dauereinsatz gedacht und geben irgendwann einfach den Geist auf.

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