Die Reaktionszeiten werden kürzer: Seit vorletztem Sonntag befindet sich Südafrika wieder im verschärften Lockdown Level 4, nachdem die Delta-Variante des dämlichen Virus in Gauteng (die Provinz um Jo’burg und Pretoria) in den Vorwochen zu einem dramatischen Anstieg der Fallzahlen geführt hatte, sodaß inzwischen den dortigen Krankenhäusern die Intensiv-Betten ausgehen und die ersten Patienten in andere Provinzen ausgelagert werden mußten. Abgesehen davon, ist die Provinz seither weitgehend abgeschottet, Reisen nur noch in Ausnahmefällen erlaubt. Und auch im Rest des Landes gilt: Keine Bars oder Restaurants mehr offen, nur noch Takeaway und Lieferung möglich (was immerhin sehr gut funktioniert), kein Alkohol-Verkauf oder -ausschank, keine Versammlungen mehr, und die Schlangen vor den noch offenen Geschäften werden auch wieder länger.
Hatten wir die Woche davor noch damit verbracht, uns um ein Schengen-Visum für Lou zu bemühen und waren dafür in Durban gewesen, liegen unsere diesbezüglichen Reisepläne somit erstmal wieder auf Eis, bis ein Ende absehbar ist. Zwar ist der Lockdown (eigentlich) auf 14 Tage befristet, das hat beim ersten Mal aber ja auch schon nicht so recht funktioniert und endete damit, daß wir geschlagene fünf Monate in Isolation verbracht haben. Nu ja, harren wir der Dinge, die da kommen mögen.
Der Winter zeigt sich derzeit noch von seiner milden Seite: Auch wenn die Temperaturen nachts schon mal auf 15° runtergehen, ist es seit Wochen mit tagsüber um die 23-26°C und wenig Wind oder Regen immer noch überwiegend angenehm. So kann das von mir aus für den Rest des Winters bleiben. Lou läßt sich allerdings immer noch nicht davon abbringen, mir bei 23° Jacke und Mütze aufzudrängen, wenn ich mich bei derlei eisigen Temperaturen ins Cockpit verhole
Heute vormittag, wir waren beim Traffic-Department gewesen, um für Lou einen neuen Führerschein zu beantragen, lief uns auf dem Rückweg über den John-Ross-Highway erstmals tatsächlich ein massives Stück Wildnis vor die Linse. Auf dem Standstreifen der anderen Seite des Highway stand eine Reihe Autos mit eingeschaltetem Warnblinker, und während ich noch rätselte, was die da wohl treiben mögen, hatte Lou das Objekt des allgemeinen Interesses erblickt: Keine 30m abseits der Straße, graste ein Hippo seelenruhig am hellichten Tag vor sich hin.
Als ich damals 2019 die neu aufgestellten, entsprechenden „Wildwechsel“-Schilder gesehen hatte, dachte ich noch an einen Scherz, aber es gibt sie tatsächlich, kaum einen Kilometer weiter. Also haben wir an der nächsten Kreuzung einen eleganten U-turn hingelegt, und uns für ein paar Minuten mit zu ein paar anderen Neugierigen an den Straßenrand gestellt, um das ebenfalls von etwas näher zu betrachten. Ausgestiegen sind wir allerdings nicht, im Gegensatz zu diversen übermotivierten Handy-Fotografen vor uns. Aufmerksame Discoverychannel-Gucker wissen: So ein 1.5to-Viech schafft an Land um die 50 Km/h, wenn es sich genervt fühlt, das läßt einem bei 30m Distanz für einen Sprung zurück ins Auto nicht gerade sonderlich viel Spielraum… Natürlich war gerade mal wieder keine Kamera zur Hand, also mußten die Handies herhalten.
Von dieser unverhofften Wildlife-Einlage mal abgesehen, passiert hier zur Zeit wenig Spektakuläres. Ab und an wird ein bischen am Boot gemurkelt, gelegentlich mal das Dinghy oder das Kayak gewassert um eine Runde damit zu drehen, und meistens hängt auch ein Razorbelly als Köder an der Angel am Heck (seit Wochen allerdings ohne irgend etwas brauchbares angelockt zu haben), aber ansonsten ist’s ruhig hier, auch was die Fluktuation im Club angeht.
Neuankömmlinge gab es seit über einem Jahr so gut wie keine, und von den ganzen Seglern, die eigentlich schon im Mai/Juni Richtung Norden aufbrechen wollten um dem hiesigen Winter zu entgehen, hat es gerade mal ein Einziger geschafft, vor der Verschärfung des Lockdown tatsächlich loszukommen. Der große Rest hängt immer noch hier rum, und wartet auf Besserung der Situation. Das Gefühl von Stagnation breitet sich allmählich aus …
Der Ein oder Andere mag es aus meiner alten „Bootstagebuch„-Homepage vielleicht entnommen haben, aber um es noch einmal in Erinnerung zu rufen:
Die Thelxinoe war nicht das erste Boot, mit dem ich zur Langfahrt aufbrechen wollte. Hinter der Werkstatt steht seit fast 10 Jahren eine nie ausgebaute oder gar gesegelte Deerberg Beryll, die ich für diesen Zweck mal ersteigert hatte, aber dann nie aus- oder fertiggebaut habe. Da ich neben der Thelxinoe auch eigentlich kein weiteres Boot mehr brauche, kann/soll diese Beryll nun endlich mal vom Hof, und ist seit kurzem bei ebay zu ersteigern.
Also falls sich jemand berufen fühlt, sein ganz individuelles Boot auszubauen um damit irgendwann segeln zu gehen: Hier ist die Gelegenheit, für ganz kleines Geld eine durchaus hochseetaugliche Basis zu ergattern.
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