Sawubona! Was auf Zulu oder SiSwati soviel heißt wie „Ich sehe Dich“ oder schlicht „Hallo“ (zumindest wird jetzt klarer, wo James Cameron den Na’vi-Gruß „I see you“ in Avatar her hatte
Ich habe mein Abenteuer im Busch unbeschadet überstanden, falls sich das irgendwer gefragt haben sollte. Vier Nächte schlafen im Zelt mitten im Nirgendwo, ohne Radio oder Fernsehen, ohne Telefon- oder Internet-Verbindung, keine Zeitung, lauter wilde Tiere um mich rum … Sehr erholsam und interessant war es auf jeden Fall.
Samstag Vormittag hatte ich meinen Kahn abgeschlossen, ein paar Vorräte und einen Tetrapak Merlot sowie ein wenig Wechsel-Wäsche eingepackt, und mich auf den Weg zum Pongoladam Game Reserve gemacht, gute zwei Stunden Fahrzeit auf der N2 Richtung Norden. um ein langes Wochenende in der Wildnis zu verbringen.
Die Fahrt bis zum Eingang des Parks verlief problemlos, das Wetter war bewölkt, aber trocken, und nachdem ich am Gate eingecheckt hatte, ging es auf eine gut halbstündige Fahrt quer durchs Buschland, immer in Richtung Stausee, der gut 12Km von der N2 entfernt ab und zu aufblitzte. Da ich blöderweise die Saugnapf-Halterung für meine GoPro im Boot vergessen hatte, habe ich die Hinfahrt mit dem, an der Frontscheibe in einer Halterung eingeclipsten Handy aufgenommen. Das Gerappel will aber keiner wirklich sehen, und so habe ich wenigstens die Rückfahrt heute als Zeitraffer-Aufnahme mit der GoPro aufgenommen, nachdem ich noch eine Klebehalterung gefunden und auf das Armaturenbrett gebappt hatte:
So gut sich dieser Sharan mit seinen inzwischen fast 20 Jahren auch fährt: Für solche Strecken gibt es definitiv geeignetere Fahrzeuge als ausgerechnet einen um 35mm tiefergelegten Sharan, wie sich unschwer erkennen läßt Auf dieser Piste ist er echt an seine Grenzen gekommen. Aber mit vorsichtiger Fahrweise, geht sogar sowas. Ich war allerdings heilfroh, daß es nicht auch noch geregnet hat, das wäre zweifellos sehr interessant geworden.
Schon auf der Fahrt zum Camp, liefen mir rudelweise Antilopen und Warthogs über den Weg, und nachdem ich aus dem Augenwinkel sogar diese beiden Giraffen gesehen hatte, die nur ein paar Dutzend Meter vom Weg entfernt auf Futtersuche waren, mußte ich denn doch erstmal anhalten und Fotos machen. Dafür war ich schließlich hier.
Direkt im Anschluß hätte ich um ein Haar eine Schildkröte überfahren, die ausgerechnet in diesem Moment den Weg überqueren wollte und auch nicht nennenswert anders aussah, als die Steine, die hier überall rumliegen. Nur daß sie sich zu ihrem Glück gerade bewegt hat
Angekommen an der Rezeption, habe ich eingecheckt, einen Beutel Eiswürfel mitgenommen, und dann mein Zelt bezogen.
Die Deklaration als „Zelt“ ist natürlich von der rein technischen Seite her ok, allerdings ist das durchaus eines der komfortableren Sorte. Von der Größe her, rund 11x5m, vergleichbar mit der Grundfläche meines Bootes, war hier immerhin eine komplett ausgestattete Küche, Esstisch mit Stühlen, Sofa, Schlafplätze für bis zu 5 Leuten, und sogar Strom, fließend warm Wasser in einer geräumigen Innen-Dusche, Hot-Tub und Klimaanlage vorhanden. Das ganze aufgeständert auf einer Holzkonstruktion, damit die ganzen nervigen Kleintiere wegbleiben. (Was nur begrenzt funktioniert hat, was zumindest die Ameisen anging).
Direkt vor meiner Terrasse damelten Warzenschweine und Antilopen rum, und im Gebüsch und den spärlichen Bäumen lauerten Affen nur darauf, daß unbedarfte Touristen ihr Zelt verlassen und nicht wie angeraten, mit Karabinerhaken und Gummistrapsen die Reißverschlüsse gegen unbefugtes Eindringen sicherten. Lorraine, die Rezeptionistin, hatte mich bereits direkt beim Einchecken darauf hingewiesen, daß die Anlage „ein Affenproblem habe“ und die Viecher inzwischen reichlich dreist geworden sind. Zur Abschreckung hätten sie vor jeden Zelteingang daher eine Plastikschlange drapiert, und die Reißverschlüsse wieder zu öffnen, war durchaus eine Herausforderung.
Direkt am zweiten Tag haben sie es trotzdem geschafft, 0meine Brot- und Cornflakesvorräte geplündert, und den mitgebrachten Basmati-Reis genauso auf dem Boden verteilt wie die Nudeln. Nur gut, daß der größte Teil meiner Vorräte im Kühlschrank lag. Den zumindest haben sie nicht aufbekommen. Besagte Plastikschlange scheint nach einer Weile also wohl nur noch eine sehr eingeschränkt abschreckende Wirkung zu haben.
Vielleicht wurde ich am ersten Tag auch nur deshalb verschont, weil da nicht nur eine, sondern gleich zwei Schlangen direkt vor meiner Tür lagen. Was das grüne Plastikdings nun tatsächlich darstellen sollte, entzieht sich meiner Kenntnis, vielleicht eine Baumnatter, aber die hat ja auch nicht wirklich was geholfen. Die schicke braun-beige gemusterte hingegen ist eine bitis aritans, gemeinhin auch als Puffotter bekannt und so ziemlich die verbreitetste Giftschlange im südlichen Afrika.
Auch wenn diese nicht viel länger als 35cm war, sowas will man nicht wirklich im Zelt haben, um dann ungünstigstenfalls morgens mit bloßen Füßen drauf-, oder auch nur daneben zu treten. Also habe ich sie in Ruhe gelassen, den Boden des Eingangs hochgezogen und bin vorsichtig drüber weg gestiegen, nachdem ich 10cm vor ihrer Nase die Reißverschlüsse vom Zelt auseinandergetüddelt hatte, bevor mir aufgefallen war, daß sich die Zunge dieses Plastiktiers bewegte, das da unter dem Paddel hervorlugte.
Daß die Jungtiere in zusammengerolltem Zustand ungefähr ihre eigene Körperlänge „vorschnellen“ können, habe ich allerdings auch erst hinterher gelesen. Ansonsten hätte ich sie vielleicht doch mit dem Rühr-Paddel für den Hot-Pool woanders hin geschubst, unter dem sie sich versteckt hatte. Zelturlaub mit Abenteuer pur …
Am nächsten Morgen war sie verschwunden. Anhand des Fotos befragt, wieso sie mir denn eine lebende Puffotter vor’s Zelt gelegt hätten, erstreckte sich die Reaktion des Personals auf ungeläubiges Zusammenzucken mit ziemlich großen Augen, hin zu „no no no, wir waren das nicht!“ Nein, hatte ich auch nicht ernsthaft erwartet.
Sonntag habe ich wenig angefangen. Ein bischen am Pool rumgelegen, von dem aus man Antilopen, Warzenschweine und sonstiges Getier direkt vor der Nase hat, weil sie zum trinken an den Überlauf des Pools kommen, und (eigentlich) hatte ich für Montagmorgen um 7 Uhr eine Bootsfahrt auf dem Pongola Dam gebucht. Zu merken war deutlich, daß hier noch keine Saison ist: Außer meinem, waren lediglich zwei weitere der 12 Zelte belegt, von denen meine direkten Nachbarn (naja, 50m entfernt) Samstag Abend ganz offensichtlich fröhlich und lautstark die Natur feierten, aber glücklicherweise dann Sonntag morgen von hinnen zogen, sodaß totale Stille einkehrte. Zusammen mit dem fehlenden Lichtsmog eine unglaubliche Erfahrung, sobald es dunkel wurde.
Am Montag Morgen sah es dann allerdings so aus:
Also wurde die Bootsfahrt kurzerhand auf den nächsten Tag verschoben, und das war definitiv eine sehr gute Entscheidung. Es wurde im Lauf des Tages gut warm, und neben der obligatorischen Pool-Session, habe ich angefangen, erste Bilder zu sichten und auszuwählen. Der Abend war ruhig und sternenklar, und so habe ich noch ein paar Stunden bei einem Glas Merlot auf meiner Terrasse gesessen und die Stille genossen. Kurioserweise gab es nichtmal Mosquitos, obwohl der See so ganz weit ja nicht weg ist.
Der Dienstag begann mit klarem Himmel und einem äußerst spektakulären Sonnenaufgang (siehe Titelbild). Als Sipho, einer der Ranger des Game Reserve, mich um Sieben an der Rezeption abholte und wir die Viertelstunde zum Bootsanleger in seinem Expeditionsvehikel zurücklegten, war von Nebel keine Spur, und die Sicht war hervorragend.
Mangels weiterer Gäste wurde das eine exklusiv-Tour, und nachdem wir am Anleger angekommen waren, folgten drei Stunden auf dem Wasser mit jeder Menge Gelegenheiten, mal Discovery-Channel-Material im Original zu sehen und eigene Bilder zu machen.
Ich schätze, ich habe in diesen vier Tagen mehr Bilder gemacht, als in den ersten fünfundzwanzig Jahren meines Lebens
Auf der Rückfahrt zum Camp gab es dann nochmal Giraffe und Strauß zum ansehen, und danach war es Zeit für ein anständiges Frühstück, bevor ich den weiteren Tag mit Eiskrem, Sonne und gepflegtem Nichtstun am Pool verbrachte, wo Michael und Rebecca, zwei Niederländer mit Wohnsitz in Kapstadt dasselbe taten.
Der Dienstag endete mit einer vorzüglichen, aber unfotografierten Pilzpfanne, die unter anderem ein zerschnippeltes Rumpsteak und Champignon in Rahmsauce beinhaltete, außerordentlich erfreulich, und mit einem Sonnenuntergang, der dem Aufgang am selben Morgen um nichts nachstand, fast genau so spektakulär. Daß der Montag ein reiner Faulenzer-Tag gewesen war, daß sie hier „nur“ vier der Big Five rumlaufen haben und sich von diesen vieren weder die Leoparden blicken lassen haben, noch die Elefanten gewillt schienen, den See zu durchschwimmen um mir von sich mehr als nur ein paar Punkte im Fernglas zu präsentieren: Vergessen.
Ich war in erster Linie wegen der Landschaft und der Stimmung hier, und die hat einfach perfekt gepaßt.
Alles in allem jedenfalls ein sehr gelungener Ausflug. Hätte ich vielleicht schon früher gelegentlich mal machen sollen, statt immer nur am Boot zu basteln.
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