Here we go again …

Wir sind wieder sicher in Durban angelangt. Nach all dem wochenlangen Hickhack und Gezicke um Lou’s Visum, ist es uns Ende Juni dann doch noch gelungen, die Deutsche Botschaft in Pretoria davon zu überzeugen, daß mein angetrautes Eheweib nicht etwa die Absicht hat, heimlich und illegal und womöglich auf Kosten des Staates in Deutschland zu bleiben, sobald ihr Visum abgelaufen ist, und ihre ablehnende Entscheidung zu revidieren, und im Gegensatz zum ersten Versuch gab es dieses Mal auch einen kurzfristigen Termin. Nur einen Tag nach Aufhebung des Bescheids konnte Lou zur Botschaft in Pretoria fahren, um endlich ihren Reisepaß mit eingeklebtem Schengen-Visum in Empfang zu nehmen.

Da Quatar Airways für die simple Umbuchung des nicht in Anspruch genommenen Fluges mal eben mehr als das Doppelte des ursprünglichen Preises aufrief, habe ich umdisponiert, und ihr einen Flug mit Etihad gebucht. Und so bin ich denn ein paar Tage später nach Frankfurt gejökelt, und habe sie dort in Empfang genommen. Wiedervereint nach der ersten wochenlangen Trennung in der ganzen Zeit unseres Zusammenlebens :-) 

Und es war Sommer …

Erster Eindruck in Deutschland: Mächtig warm hier! Klimawandel hin oder her, meiner südafrikanischen Frau war es in Deutschland dank der schon seit Wochen über Europa liegenden Hitzeglocke gefühlt deutlich zu warm :-)

Sei’s drum. Uns blieben noch rund 7 Wochen in Europa, und die haben wir genutzt, um z.B. ein wenig das Mopped auszuführen und Weserbergland und Solling zu erkunden,

Pflicht-Termin für Moppedfahrer im Weserbergland: Auf dem Köterberg
Die hiesige Tierwelt leidet offenbar gewaltig unter der anhaltenden Dürre …

waren in Hannover im Zoo, haben den Booteforums-Stammtisch besucht und ansonsten einfach mal eine Weile Urlaub vom Boot genossen.

„Hassu mal’n Fischbrötchen da drin?“
… ich möchte ein Eisbär sein …
Forums-Stammi in Hannover

Aber natürlich waren diese drei Monate in Deutschland nicht ausschließlich der Entspannung gewidmet. Ich wollte versuchen, meine nur noch für gelegentliche Heimaturlaube genutzte und ansonsten leerstehende Wohnung zu vermieten, und somit mußte der Rest meiner Einrichtung und alles was sich sonst noch so in den letzten 35 Jahren angesammelt hatte, in „aufhebenswert oder nicht“ sortiert werden.

Und auch wenn ich bei manchen Sachen (wie z.B. meinen ersten Atari-Computern aus den 1980ern, dem Apple Mac Performa oder Regalmetern von Büchern) echt gezögert habe, am Ende der Aktion hatte ich nicht nur meine Wohnung, sondern auch noch drei Keller und zwei Garagen leergeräumt und  sieben Anhänger- und etliche Kofferraum-Ladungen an Erinnerungen und Krimskrams verschenkt oder zum Wertstoffsammelplatz gefahren und in Containern bzw. in der Presse verstaut.

Zwischendurch war immer mal ein wenig Kultur angesagt: Neben dem „Jazz im Park“ – Event gab es auch in Bodenwerder hin und wieder was zu sehen bzw. hören,

Der Baron trällert auf japanisch …

und da wir sowieso noch ein paar Tage „mal raus“ irgendwo an der Ostsee verbringen wollten, haben wir die Gelegenheit genutzt und uns ein Open-Air Konzert der (ziemlich schwangeren) Katie Melua in Rostock gegeben.

Das war mal nett, und als am nächsten Tag die HanseSail eröffnet wurde, haben wir die Windjammer am Kai  in Warnemünde auch gleich noch mitgenommen.

Zum Abschluß des Eröffnungstages sollte noch ein Feuerwerk stattfinden, also blieben wir solange vor Ort. Niemand schien allerdings so recht zu wissen, wo genau das eigentlich stattfinden sollte oder wo man geschickterweise sein müßte, um es auch zu sehen, also habe ich fünf Minuten vor Beginn der Show zwei Tickets für das Riesenrad gekauft, wir stiegen ein und hatten definitiv den besten Blick auf das Spektakel. :-)

ok, das sah im Original zugegebenermaßen etwas spektakulärer aus als auf dem Foto.

Am nächsten Tag nochmal die Füße in die Ostsee gehalten, und dann waren unsere drei Tage Ostsee-Urlaub auch schon wieder vorbei.

Die Aufräumarbeiten rund ums Haus gingen weiter, und bis zum geplanten Abreisedatum Ende August hatten sich nicht nur neue Mieter für die beiden Wohnungen gefunden, sondern die Wohnungen waren auch tatsächlich leer und annähernd übergabebereit.

Alles was jetzt noch an persönlichem Kram da ist, nimmt (abgesehen von den beiden Segelbooten hinter der Garage, ein paar antiken Vinyls und diversen Kisten mit CDs 🙄) gerade mal etwas mehr als einen Kubikmeter Raum ein. Fühlt sich irgendwie erleichternd an. 🤣

Natürlich war nicht alles nur toll, es gab zugegebenermaßen auch den ein oder anderen Rückschlag. So mußte ich zur Kenntnis nehmen, daß man auch nach 45 Jahren Motorrad-Erfahrung nicht dagegen gefeit ist, aus eigener Blödheit auf die Fresse zu fallen. Wir waren Sonntag Mittag bei schönstem Wetter unterwegs, um ein wenig an der Weser entlang zu gondeln, hatten auf einem Parkplatz gehalten um den gerade vorbeifahrenden Schaufelrad-Dampfer „Kaiser Wilhelm“ zu beobachten, und als wir wieder losfuhren und über eine wirklich kleine Kuppe zurück auf die Straße wollten, hat die 350Kg-Kiste einmal kurz geschrappt, und mit irgendwas aufgesetzt.

Hatte ich vorher schon hin und wieder, Bodenfreiheit ist nun mal nicht unbedingt ein Primärmerkmal bei diesem rollenden Sofa und üblicherweise sind das die Dorne am Ende der Fußrasten, also habe ich mir erstmal nichts weiter dabei gedacht und bin gemächlich weitergefahren. Fünfhundert Meter weiter fing sie an, am Hinterrad unruhig zu werden und ich nahm Gas weg, und auch wenn wir nur mit knapp 40Km/h auf der Kurvenstrecke unterwegs gewesen waren, ging sie mit dem Hinterrad weg, als wir fast bis zum Stillstand verlangsamt hatten. Ausgerutscht auf der eigenen Ölspur, und dann umgekippt fast im Stand, wie peinlich 😖

Ja, das dunkle ist eine Ölspur, die sich da langsam auf der Straße ausbreitet …
Hier nahm das Drama seinen Anfang, und da liegt auch das Corpus Delicti noch rum …

Wie sich herausstellte, hatte es bei dem Aufsetzer den Deckel des Ölfiltergehäuses abgeschert und das Motoröl verteilte sich spontan auf der Straße. Bis zur finalen 270°-Bergauf-Kurve war das Hinterrad eingesaut genug, um die Haftungsgrenze schon bei minimaler Schräglage zu überschreiten und wir gingen in den Drift über.

Glatt abgeschert 😫

Ich schaffte es zwar, breitbeinig irgendwie über dem Motorrad stehen zu bleiben, konnte sie aber nicht halten und so kippte sie in Zeitlupe auf die Seite. Lou hatte ihren Fuß unter einem der Koffer stecken und nachdem ich sie erstmal darunter rausgezogen hatte, schaffte ich sie ein paar Meter weiter in die Ausfahrt eines Waldwegs, bevor uns erst noch irgendwer überfahren konnte.

Sekunden später kam ein junger Mann aus der anderen Richtung angefahren der mir spontan half, das immer noch auf der Seite liegende Motorrad wieder aufzustellen und die schwer einsehbare Unfallstelle soweit abzusichern, daß sich nicht noch irgendjemand anders auf der Ölspur langmacht, die sich langsam aber sicher auf die gesamte abschüssige Straßenbreite zu verteilen begann.

Und dann folgte das übliche Procedere: Polizei, Feuerwehr und Straßenmeisterei, um die Sauerei zu beseitigen. Die Polizei nahm unsere Daten auf, fragte ob uns was passiert sei (was allem Anschein nach bis auf leichte Schmerzen in Lou’s Bein nicht der Fall war) und sperrte die Strecke für eine geschlagene Stunde, bis sie wieder einigermaßen gereinigt war.

Wir waren soweit mit dem Schrecken davongekommen, keine sichtbaren Verletzungen (u.a. dank der in der Vorwoche noch erstandenen vernünftigen Motorradstiefel für Lou), aber trotzdem flatterte mir in der Woche darauf eine Anzeige wegen „Fahrlässiger Körperverletzung“ ins Haus. Scheint heutzutage wohl gängige Praxis zu sein, wenn man nicht allein unterwegs war und irgend einem Beteiligten irgendwas weh tut. (Das ist allerdings wohl im Sande verlaufen, jedenfalls habe ich nach der Anhörung nichts mehr davon gehört. Dafür gab’s eine Rechnung für die Straßenreinigung :-)).

in der Zwischenzeit hatte ich Andi telefonisch erreicht, der prompt einen Anhänger organisierte und uns half, die manövrierunfähige Kiste nach Hause zu schaffen. Danke dafür :-)

Da Lou im Verlauf des Abends immer noch über leichte Schmerzen im Bein klagte, fuhren wir ins Krankenhaus nach Holzminden zur Kontrolle. Nachdem sie zwar fünf Minuten schon geröntgt worden war, sich aber vier Stunden später immer noch niemand zu irgendwelchen Erkenntnissen aus dieser Aktion geäußert hatte weil in der Zwischenzeit ein weiterer abgestürzter Motorradfahrer eingeliefert worden war, beendeten wir die Sache vor Ort und fuhren wieder nach Hause. Was für ein Wochenende …

Egal, es ist nichts ernsthaftes passiert, der Schaden am Mopped hält sich in überschaubaren Grenzen und inzwischen steht sie wieder in der Garage und wartet auf den nächsten Einsatz.

Essen in Deutschland

Kulinarisch habe ich meine Frau während dieser Wochen mit den Basics der deutschen Küche bekanntgemacht: Es galt (Hochsommer oder nicht) Grünkohl, Mattjes, Currywurst und Harzer Käse zu probieren, und natürlich das typischste aller deutschen Gerichte: Döner. 😂

Wobei letzterer bei ihr durchaus den meisten Anklang fand und wir das in der Folge dann noch einige Male wiederholten. Sind halt Fastfood-Junkies :-)

Wenn man zwei Jahre lang drauf verzichten mußte, schmeckt Grünkohl auch im Hochsommer

Nun sind wir also zurück in Südafrika. Ich hatte keine Anschlußflüge nach Durban gebucht, weil wir noch diverse Mitbringsel bei Lou’s Familie abliefern wollten, also haben wir in Jo’burg einen Mietwagen genommen, einen Abstecher nach Ga-Rankuwa (bei Pretoria) gemacht und sind am nächsten Nachmittag ganz gemütlich die N3 runter gefahren, wo wir gegen Mitternacht eintrudelten.

Anekdote am Rande: Wenn man über RentalCars.Com bucht, wird man bei der Buchung nach dem Wohnsitz gefragt. Sofern man da „Germany“ angegeben hat, kriegt man auch Mietwagen ohne Km-Begrenzung angeboten. Gibt man allerdings „Südafrika“ an, gibt es keine Angebote mit mehr als 400 eingeschlossenen Km, was eine Tour von Pretoria an die Küste ausschließt, und die Miete sowie die Versicherung wird überdies spontan um fast 50% teurer. Muß man nicht unbedingt verstehen …

Das Boot war erwartungsgemäß noch da, schwamm noch und sah, abgesehen von der üblichen Verpäkung nach drei Monaten Abwesenheit, soweit ok aus. Im Nachhinein betrachtet, wäre es allerdings wohl die bessere Idee gewesen, wenigstens zwei der Luken nicht komplett zu verrammeln, sondern in der Lüftungs-Stellung zu verriegeln, um ein wenig mehr Luftaustausch zu ermöglichen.

Das war nicht passiert, weil ich aufgrund der vorangegangenen Regenfälle befürchtet hatte, der Kahn wäre halb geflutet wenn wir zurückkämen. So allerdings hatten wir drei Tage damit zu tun, den stattdessen aufgetretenen Schimmel wieder in den Griff zu bekommen. Irgendwas ist ja immer :-(

Wider Erwarten haben die Spezis die Reparatur des Antriebs während unserer Abwesenheit tatsächlich so gut wie vollendet. Mangels Zugang zum Innenraum konnten sie natürlich die Seeventile und den Kraftstoffhahn nicht erreichen und nur kurz testen, aber angeblich funktioniert wieder alles. Wir werden kommende Woche sehen, ob dem tatsächlich so ist …