in der Tat, ein Dreiviertel Jahr lang befindet sich Südafrika jetzt inzwischen im Lockdown-Status. Seit am Freitag bekannt gegeben wurde, daß die neue Corona-Virus-Variante V501.02 nicht nur in Großbritannien und Australien auftritt, sondern wohl auch für den größten Teil des ziemlich rasanten Anstiegs der „zweiten Welle“ hierzulande verantwortlich ist und deutlich infektiöser zu sein scheint, als das ursprüngliche SARS COV-2 Virus, das die Welt seit Jahresbeginn im Griff hat, war’s das (allerdings auf Erlaß der Bundesregierung hin) erstmal mit der wiedergewonnenen Reisefreiheit. Bis (vorläufig) 6. Januar geht flugtechnisch zwischen Südafrika und Deutschland gar nichts. Und aus der Erfahrung des letzten Mals heraus würde ich die Prognose wagen, daß darüber noch nicht das letzte Wort gesprochen ist.
Nur gut, daß ich ohnehin nicht gerade verreisen wollte. Auf dem Landweg ist es hier derzeit noch ein wenig offener, auch wenn die Corona-Bürokratie an der Grenze zwischen Swasiland und RSA bei meiner Rückkehr schon leicht paranoide Züge annahm: Trotz vorgelegtem (negativem) Covid-Test, hangelt man sich bei der Reise in jede Richtung durch einen Wust von auszufüllenden Covid-Formularen, wird mindestens 2x Fiebergemessen und zusätzlich noch mit einer Infrarot-Kamera gescannt. Nachdem ich Maureen wieder nach Mbabane gebracht. und gestern auf dem Rückweg die Grenze zwischen Lavumisa und Golela passiert habe, lag die Außentemperatur trotz überwiegend bedecktem Himmel in dem Bereich von Big Bend bis Lavumisa bei um die 39°C.
Möchte gar nicht wissen, wie viele Reisende da von vornherein überhöhte Temperatur haben, wenn sie an der Grenze im Gebäude der Gesundheitsbehörde aufschlagen. Meine lag jedenfalls, trotz immer noch einigermaßen funktionierender Klimaanlage im Sharan, auch schon bei 37°C und war somit schon grenzwertig …
Swasiland also. Oder auch: Kingdom of Eswatini, in der Landesbezeichnung. Auch wenn dies nur eine simple Überführungsfahrt war, und nicht viel mit Urlaub zu tun hatte: Im Landesinneren ein durchaus reizvolles Land. Auf den ersten 70-80Km von Lavumisa bis Big Bend noch weitgehend dröges Buschland, genau wie der angrenzende Pongoladam Nationalpark, und mit einfachen Hütten am Straßenrand und so gut wie keinem Verkehr irgendwie tatsächlich nach „Afrika“ aussehend, ist das Landesinnere durchaus grün und erinnert entlang der gut ausgebauten Straße von Manzini nach Mbabane in Teilen leicht an Österreich.
Wir haben einen kurzen Abstecher nach Luve gemacht, um bei Maureens halbfertigem Haus nach dem Rechten zu sehen und ein paar PawPaws und Mangos
zu ernten, und dann ging es weiter nach Mbabane. Die Anfahrt dahin ist einigermaßen spektakulär: Ab Manzini geht es eigentlich nur noch bergauf, bis man schließlich bei ca. 1200m landet. Die Aussicht bei der Fahrt zurück nach Manzini ist naturgemäß noch um einiges grandioser. Mangels irgendwelcher Parkbuchten an der gut ausgebauten Downhill-Strecke, habe ich auf Fotopausen allerdings notgedrungen verzichtet.
Die Rückfahrt gestaltete sich einigermaßen unspektakulär und abgesehen davon, daß ich allen Ernstes innerhalb Eswatinis in drei verschiedene Polizeikontrollen geraten bin, problemlos. Lediglich mit dem zweiten, ein wenig übermotivierten, Officer mußte ich zehn Minuten lang ausdiskutieren, wieso mein immer noch in Deutschland zugelassener Sharan eigentlich keinen Eswatini-License-Sticker an der Windschutzscheibe hat. Glücklicherweise hat er dann irgendwann doch noch den an der Grenze hochoffiziell gestempelten Quittungszettel für meine bezahlte Road-Toll-Gebühr akzeptiert. Der dritte hat mich an einer einsamen Bushaltestelle irgendwo im Nirgendwo zwischen Big Bend und Lavumisa an die Seite gewunken, nachdem ich schon eine Viertelstunde lang kein anderes Fahrzeug mehr gesehen hatte.
Zuerst dachte ich, ich sei vielleicht ein wenig zu schnell unterwegs gewesen (120Km/h erlaubt), war ich aber gar nicht, er wollte nur meinen Führerschein sehen. Oder vielleicht war ihm auch nur langweilig auf seinem einsamen Außenposten am Arm der Welt. Wobei mir ziemlich genau in dem Moment aufging, daß mein aktueller Führerschein wohl warm und trocken in meiner Brieftasche stak und auf dem Boot lag.
Zum Glück war er mit der für solche Fälle noch zusammen mit dem Fahrzeugschein unter die Sonnenblende geklemmten „rosa Pappe“ von 1982 zufrieden. Daß die auf jeder Seite durch einen feisten Stempel als „ungültig!“ ausgewiesen wurde, hat ihn dabei nicht nennenswert interessiert Eine Minute ratloses Betrachten und ein kurzes Gespräch über mein „woher? wohin?“ später hatte er mir freundlich „Gute Weiterfahrt“ gewünscht und ich war wieder unterwegs zur Grenze, während er in den Schatten seines Buswartehäuschens zurückstiefelte.
Nachdem die Grenzhürde ebenfalls überwunden war, waren es lediglich noch 20Km, bis ich die Einfahrt zum Afri-Camp, wo ich das Wochenende im November verbracht hatte, passierte und weitere zweieinhalb Stunden später war ich trockenen Fußes wieder an Bord, bevor zwanzig Minuten später ein ergiebiger Platzregen einsetzte. Alles in Allem mal ein netter Ausflug. Büschen viel bürokratischer Aufstand an den Grenzen für meinen [europäisch verwöhnten] Geschmack, aber wat soll’s. Ist hier halt so …
Nu bin ich also wieder allein hier. Morgen ist Heiligabend, und mal abgesehen davon, daß mir nicht im Mindesten weihnachtlich zumute ist, werde ich vielleicht nachher doch noch mal zum PickNPay fahren, ein totes gebratenes Huhn und eine Flasche Wein einkaufen, vielleicht noch einen von diesen importierten Christstollen, sofern es noch welche gibt, und dann können die Feiertage von mir aus kommen. Hier ist derzeit tote Hose, gegen 3h00 wurde ich durch ein ziemlich nahes und lautes Gewitter geweckt, es hat den ganzen Morgen bei 25°C ergiebig geregnet, und außer daß mein Internet rumzickt und sich nervigerweise alle 10 Minuten mal für eine Weile abmeldet, geht’s mir gut.
Ich wünsche Euch allen frohe und geruhsame Festtage. Genießt die aufgezwungene Isolation und den fehlenden Streß unterbundener Familienfeierlichkeiten, und haltet Euch von unliebsamen Micro-Organismen fern. Fröhliche Weihnachten!
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