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30 seconds past midnight …

Vorbei! Das Drecksjahr 2020 ist endlich Geschichte, werden viele sagen, wenn ich mal von den ganzen sarkastisch bis zynischen „lustigen Bildchen“ zu diesem Thema ausgehe, die allein mich in den letzten paar Tagen via WhatsApp erreicht habe. Und ich bin nun wirklich keiner, der üblicherweise mit sowas überschüttet wird. Aber niemand scheint das abgelaufene Jahr so recht gemocht  zu haben. Um mal aus dem Blog von Atanga zu zitieren:

Wenn man zu Silvester um 23:58 Uhr und 42 Sekunden das Lied
‚Schrei nach Liebe‘ von den Ärzten abspielt, dann ist das letzte Wort, welches das Jahr 2020 hören wird: Arschloch!

Auch die Atanga-Crew hatte so ihre Probleme, nachdem Neuseeland ihnen genau wie allen anderen Seglern aufgrund der im Land vorherschenden Corona-Paranoia die Einreise verweigert hat und sie die Taifun-Saison somit notgedrungen irgendwo in der Südsee ausharren müssen, statt einen sicheren Hafen außerhalb der Taifun-Zone anlaufen zu können.

Tja, das Jahr ist vorbei, das Virus allerdings immer noch da. Also werden wir auch dieses Jahr mit Maske und in gebührendem Abstand rumlaufen, unsere Einkaufswagen desinfizieren, und hoffen, daß es uns nicht trotzdem irgendwie erwischt.

Der Jahreswechsel hier im Hafen war mit Abstand der ruhigste, den ich in meinen 60 Jahre je mitgemacht habe. Keine Böllerei, keine Musik von allen Seiten, keine Feten, und bis auf diese einsame Raketenbatterie, die irgendjemand drüben auf der anderen Hafenseite wohl noch im Keller stehen gehabt hatte und für das Titelbild sorgte, absolut kein Feuerwerk. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre hatte ich mich vorsorglich um Mitternacht ins Cockpit verholt, aber wirklich niemand hat es diesmal für nötig erachtet, seine abgelaufenen Signalmittel zu verballern, also keine Gefahr. Soweit ich das sehen konnte, war ohnehin so gut wie niemand außer den Besatzungen zweier Kats an den Stegen A und B  und mir hier im Hafen.

Das virtuelle Konzert aus Notre Dame war nett, wenn auch nicht überragend, und nachdem das zu Ende war, habe ich mich ins Bett verfrachtet und bin prompt eingepennt. Hätte vielleicht vorher noch die Dachluken schließen sollen, denn als ich gegen sieben Uhr wieder wach wurde, waren meine Fußböden klatschnaß, und ein Kontrollblick auf das in den Davits hängende, aber nicht angehobene Dinghy ergab, daß inzwischen ungefähr 100L Regenwasser darin umher schwappen. Aber gegen 1h waren immer noch um die 27°C  hier drinnen gewesen, und die  Wolken sahen nicht nach mehr Regen aus, als die ganzen letzten Tage auch schon, als dann außer ein paarmal Wetterleuchten garnichts passierte. Nun ja. Kann nicht immer klappen und war die Gelegenheit, gleich mal wieder durchzuwischen …

Bei 27° und 76% ist schlafen mit geschlossenen Luken eigentlich nicht so das ideale …

Irgendwann in den Morgenstunden muß es wohl angefangen haben, etwas heftiger zu regnen, und ist damit scheinbar auch noch nicht fertig. Im Hafen steht eine Hackwelle aus Süd, so daß das Boot fröhlich am Steg rumhüpft, mein Windmesser zeigt beständige Werte um 24kts, die ab und an mal nach oben  ausschlagen, und der Regen kommt derweil ziemlich waagerecht gegen die Cockpittür geflogen. Zeit, die Steckschotten einzuschieben und die Bude dicht zu machen …

Sei’s drum.

Ich wünsche Euch trotzdem ein frohes und gesundes neues Jahr!

Endzeitstimmung?

Nu isses passiert: Auch in Südafrika haben sie bemerkt, daß eine zweite Corona-Welle heranschwappt, und da das hier eine der Gegenden ist, in denen das Virus bevorzugt zu mutieren scheint und deutlich ansteckender wird als zuvor, sind wir seit vorgestern erneut in Stufe 3 des Lockdown. Keine öffentlichen Veranstaltungen mehr, keine Versammlungen mit mehr als 5 Leuten, kein Pool- oder Strandleben, kein Alkoholverkauf mehr, Bars und viele andere Geschäfte mußten wieder schließen, und diverse andere Einzelmaßnahmen mehr. Und das mitten in den Sommerferien, in denen sich das halbe Land sonst am Meer tummelt.

Die traditionelle Silvesterfete hier an der Wetbar im Club und die Neujahrsregatta sind somit ebenfalls gestrichen. Nu ja. Ich habe noch eine Tüte Gummibären vom letztjährigen Weihnachtspaket, eine Dose Pringles und einen  halben  Tetrapak Merlot, und als „Festessen“ gibt es eine Curryrahm-Suppe mit jeder Menge Gemüse drin, die ich gestern zusammengeköchelt habe.

Zusammen mit noch übriggebliebenen 40GB Datenvolumen für den Restmonat und Netflix kriege ich das Jahresende vermutlich auch so über die Bühne. Und, da einer meiner Lieblingsmusiker, Großmeister des Synthpop Jean-Michel Jarre himself, netterweise ein virtuelles, live gestreamtes Gratiskonzert aus Notre Dame gibt, könnte das Jahr recht vergnüglich enden, sofern die Technik mitspielt … (Auch wenn der Jahreswechsel hier dann schon vorbei ist :-))

Zunächst ist die Lockdown-Aktion bis zum 15.1. befristet, aber das mit dem pünktlichen Ende hat beim letzten Mal ja auch schon nicht funktioniert, und schlußendlich war das Land das ganze letzte Dreivierteljahr im Lockdown, wenn auch die letzten Monate in abgemilderter Form. Auf der anderen Seite scheint sich die hiesige Bevölkerung mit der Situation weitgehend arrangiert zu haben und ist weit weniger borniert und aufmüpfig, als in Europa. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es keine Proteste, jeder trägt brav seine Maske und desinfiziert sich und wartet darauf, daß das Leben irgendwann mal normal weiter geht.

Skurrile Auswüchse treibt diese ganze Sache trotzdem. Selbst im Shop hier auf dem Gelände muß sich inzwischen jeder Kunde mit Namen und Telefonnummer registrieren und es wird Fieber gemessen, wofür auch immer das gut sein soll. Meine Frage, ob sie mir keine Ersatzteile mehr verkaufen würden, sollte ich tatsächlich mal mit einer Grippe oder mit aus sonstwelchen Gründen erhöhter Temperatur im Laden aufschlagen, konnten mir die Mädels ebensowenig beantworten wie Endzeitstimmung? weiterlesen

Boxing Day

Der 26.12. ist im englischsprachigen Raum der sogenannte Boxing Day, traditionell der Tag, an dem die „Servants“ ihr Päckchen  mit dem Weihnachtsgeschenk(en) erhalten. Behauptet jedenfalls Wikipedia. Ok, trifft mich nicht wirklich, ich habe keine  Bediensteten mehr. Insofern war das für mich ein schlichter Samstag, wie alle anderen auch. Irgendwann gegen 5h30 wurde ich wach, blieb noch eine halbe Stunde sinnierend liegen, da schließlich in Deutschland Feiertag ist und nicht mit einer neuen Tageszeitung zu rechnen war, und stand gegen 6h dann tatsächlich auf, weil mir langweilig wurde.

Das Wetter sah um die Zeit noch nicht wirklich vielversprechend aus, gerade mal 22°C, komplett bewölkt und eigentlich hätte es von der Optik her heute auch genausogut regnen können. Hat es dann doch nicht, also habe ich mir ein paar Eier, Würfelspeck und ein paar noch im Kühlschrank auf ihren Einsatz wartende Russians in die Pfanne geworfen, ein Ciabattabrötchen getoastet und gemütlich im Cockpit gefrühstückt. Für einen 2. Weihnachtsfeiertag ein ganz netter Anfang, auch wenn ich mir beim Brötchenaufschneiden allen Ernstes mit dem Brotmesser ungeschickterdings übelst in die Daumenkuppe gesägt habe. Sowas hatte ich auch lange nicht …

Frühstück :-)

Als erste gute Tat des Tages mußte für ein bischen brauchbare Musikuntermalung gesorgt werden. Nachdem mir kürzlich aufgefallen war, daß der der Logitech Blutooth-Adapter, der bislang meinen PC mit dem Radio verbunden hatte, nicht nur einen Klinken-, sondern auch Cinch-Ausgänge besaß, und meine Cockpit-Lautsprecher über einen separaten Fusion-Verstärker mit Cinch-Eingängen betrieben wurden, solange ich noch ein funktionierendes Radio  besaß, lag es nahe, das mal eben umzustricken. Funktioniert, und nun habe ich mit dem Teufel Boomster auf der einen, und den Cockpitlautsprechern auf der anderen Leitung, wenigstens wieder halbwegs brauchbaren Sound. iTunes angeworfen, die BarJazz-Playlist ausgewählt, und der Tag war wenigstens akustisch schon mal gerettet.

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Tücken der Technik

Nachdem ich ein paar Tage mit unregelmäßig, aber immer häufiger ausfallendem Internet gehadert und über den Provider geflucht hatte, kam mir der Gedanke, doch erstmal meinen eigenen Kram durchzuchecken, bevor ich dort erst die Welle schlage: Wie sich durch simples Anfassen feststellen ließ, war das an der Fritzbox am USB-Port angeflanschte 4G-Modem glühend heiß, kein gutes Zeichen. Ein testweise Verbinden direkt mit dem PC brachte die Erkenntnis, daß die eingesteckte Sim-Card sporadisch nicht mehr erkannt wurde. Kein Wunder also, daß das Internet nicht erreichbar war.

Glücklicherweise bin ich bei Technik-Gadgets ja ein Redundanz-Freak, und somit fand sich rein zufällig noch ein identisches Huawei-Modem nagelneu in einer meiner Kisten. Sim- und SD-Karten umgesteckt, das neue Ding an die Fritzbox gestöpselt und siehe da: Geht wieder, wie am ersten Tag. Dolle Wurst. Scheinbar sind diese Dinger nicht wirklich für den Dauereinsatz gedacht und geben irgendwann einfach den Geist auf.

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Lockdown, Tag 271

in der Tat, ein Dreiviertel Jahr lang befindet sich Südafrika jetzt inzwischen im Lockdown-Status. Seit am Freitag bekannt gegeben wurde, daß die neue Corona-Virus-Variante V501.02 nicht nur in Großbritannien und Australien auftritt, sondern wohl auch für den größten Teil des ziemlich rasanten Anstiegs der „zweiten Welle“ hierzulande verantwortlich ist und deutlich infektiöser zu sein scheint, als das ursprüngliche SARS COV-2 Virus, das die Welt seit Jahresbeginn im Griff hat, war’s das (allerdings auf Erlaß der Bundesregierung hin) erstmal mit der wiedergewonnenen Reisefreiheit. Bis (vorläufig) 6. Januar geht flugtechnisch zwischen Südafrika und Deutschland gar nichts. Und aus der Erfahrung des letzten Mals heraus würde ich die Prognose wagen, daß darüber noch nicht das letzte Wort gesprochen ist.

Nur gut, daß ich ohnehin nicht gerade verreisen wollte. Auf dem Landweg ist es hier derzeit noch ein wenig offener, auch wenn die Corona-Bürokratie an der Grenze zwischen Swasiland und RSA bei meiner Rückkehr schon leicht paranoide Züge annahm: Trotz vorgelegtem (negativem) Covid-Test, hangelt man sich bei der Reise in jede Richtung durch einen Wust von auszufüllenden Covid-Formularen, wird mindestens 2x Fiebergemessen und zusätzlich noch mit einer Infrarot-Kamera gescannt. Nachdem ich Maureen wieder nach Mbabane gebracht. und gestern auf dem Rückweg die Grenze zwischen Lavumisa und Golela passiert habe, lag die Außentemperatur trotz überwiegend bedecktem Himmel in dem Bereich von Big Bend bis Lavumisa bei um die 39°C.

Harley-Country vom feinsten: Kilometerweit schnurgerade, gut ausgebaute Straßen ohne auch nur den Ansatz einer Kurve bis zum Horizont. Nur ein bischen sehr warm ist es :-) (Sorry, ist nur ein Handy-Bild durch die Windschutzscheibe)

Möchte gar nicht wissen, wie viele Reisende da von vornherein überhöhte Temperatur haben, wenn sie an der Grenze im Gebäude der Gesundheitsbehörde aufschlagen. Meine lag jedenfalls, trotz immer noch einigermaßen funktionierender Klimaanlage im Sharan, auch schon bei 37°C und war somit schon grenzwertig … Lockdown, Tag 271 weiterlesen